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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggy Sehl
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Gräuliche.
    Nun lebt er bereits seit elf Jahren in Asien und verdient sich seinen Lebensunterhalt als Gründer und Leiter eines aus zwei Mitarbeitern bestehenden Lehrinstitutes für Business-Englisch. Hier unterrichtet er fleißig Mädchen und Bübchen des aufstrebenden Mittelstandes in der Unterminierung des westlichen Marktes. Victor kämpft um seinen Traum und arbeitet tatsächlich gelegentlich sogar als „Schauspieler“. Seine größten Erfolge waren das Darstellen einer kämpfenden Pommes Frites in einem Werbespott für Ketchup (den eine langbeinige Blondine von 18 Lenzen, ein hoch bezahltes amerikanisches Model, verkörperte) und die Rolle eines um sich tretenden Serienmörders in einem B-Movie. Sein Auftritt in dem Film dauerte insgesamt drei Minuten. Und dabei trug er auch noch die Gummimaske eines bekannten Superhelden. Immerhin haben wir zu Hause sämtliche Videos seiner schauspielerischen Darstellungen, die er uns hat zukommen lassen. Er wird seinen Weg gehen. Aller Anfang im Showgeschäft ist schließlich schwer.
    Ich schüttete den Kaffee in die Maschine der kleinen Einbauküche und legte ein paar Plätzchen auf ein silbernes Tablett. Leonore hat es gerne, wenn ihre Patienten, wie sie ihre Klienten im Geheimen nennt, stilvoll begrüßt werden, auch wenn deren Anliegen nur das stinkende Klo des Nachbarn ist. Seit nunmehr bereits elf ein halb Monaten goss ich die Papyruspflanzen in der Kanzlei, bereitete den Kaffee, sortierte Akten ( Tante verabscheut Computer, bei uns ging vieles noch per Hand und Radiergummi und alles, was im Computer stand, hatte ebenso in den Akten des dazugehörigen Schrankes zu stehen, doppelte Ausführung sozusagen), tippte auf dem alten Computer Briefe, durfte gelegentlich im Netz surfen und ersetzte die Reinigungskraft (eine Rentnerin), aus Kostenspargründen. Da es dem kleineren Mittelstand wirtschaftlich und allgemein gerade nicht ganz so gut geht, verzichten einige langjährige Klienten auf ein Weiterführen der jahrzehntelangen Nachbarschaftsstreitigkeiten und lassen daher ihre Akten ruhen. Die ältere Reinigungskraft wurde von Tante an ihren Gynäkologen weiter vermittelt. Ihr Herz ist eben doch groß und weit und gerecht. Dafür musste ich mich nun zweimal die Woche zusätzlich über den Wischmob beugen und die Dielen bearbeiten, bei gleichem Gehalt, ganz zu schweigen vom täglichen Reinigen des WC s. Da ist Tante eigen.
    Der Kaffee war durchgelaufen und ich stellte die Heizplatte an, die kleinen Kaffeetassen bereit und öffnete dem ersten Besucher die Tür, da er bereits sehnsüchtig an ihr klopfte.
     
    Unser erster Klient war Herr Hubertus, ein zugezogener Bayer, von Beruf Bierverkoster an einer der hiesigen Brauereien. Er war das, was man vielleicht als ein Klischee von einem Bajuwaren bezeichnen konnte. Groß und kräftig gebaut, mit einem Rauschebart und flinken kleinen Augen. Herr Hubertus war ein Stammgast von uns, da er sich stets und gern mit seiner Umwelt anlegte und in jeder von Hiesigen gemachten Äußerung zu seinem Herkunftsland sofort einen Angriff auf seine Person sah. Er lebte bereits seit 18 Jahren in Berlin und doch hatte er sich an den Humor der Bevölkerung noch nicht gewöhnen können.
    „Und ich sage Ihnen, der Bazi, der hat mich in aller Öffentlichkeit angegriffen. Dieser saublöde Hund, dieser saublöde.“
    Herr Hubertus` Arme wedelten wild in der Luft herum. Gerade wollte ich mein Kaffeetablett zur Beruhigung seiner Nerven abstellen, als er mit seiner Hand auch schon das Tablett aus den meinen stieß und Kanne nebst Tassen und Plätzchen klirrend zu Boden fielen.
    „Das haben Sie nun mit ihrem bayrischen Temperament erreicht, Herr Hubertus. Ich kann mir schon vorstellen, wer hier wen bei Ihren Auseinandersetzungen angreift“, auch ich sollte mich gelegentlich ein wenig zügeln. Doch da meine weiße neue H&M-Bluse nun vor Kaffee nur so triefte und ich zudem das Gefühl einer Verbrennung dritten Grades auf meinem Thorax spürte, war mir alles andere als friedlich zu Mute.
    „Antonia!“, die Augenbrauen meiner Tante zogen sich in die Höhe.
    „Und Sie, Herr Hubertus, eine Entschuldigung wäre ja wohl angebracht.“
    Meine Tante hatte die schneidende Stimme einer Schimäre, wenn sie denn wollte. Herr Hubertus brummelte etwas in seinen Bart, half mir beim Auflesen der Scherben und erbat sich sogar beim Aufwischen zu helfen.
    „Netten Vorderbau, den Sie da haben. Bisschen zu flach vielleicht, aber an sich reizend.“ Am liebsten hätte ich

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