Traummann mit Vergangenheit
sorgfältig sie die Schmutzwäsche nach Farben sortierte. Er mochte ihr Lachen und ihren schrägen Gesang unter der Dusche. Er genoss es, wie sie sich beim Einschlafen neben ihm im Bett anfühlte.
„Kann ich irgendetwas sagen, um dich umzustimmen?“
Ein schmerzerfüllter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Zum ersten Mal verstand er wirklich, dass er ihr wehtat. Dann blinzelte sie, und eine undurchdringliche Maske verbarg ihre Gefühle.
„Ich will nicht nur ein halbes Leben führen“, sagte sie. „Wenn ich schon dumm genug bin, mein Herz an einen Mann zu verschenken, dann will ich, dass dieser Mann mich auch liebt. Du wirst das nicht tun. Also will ich frei sein, um jemanden zu finden, der meine Gefühle erwidert.“
„Du willst einen anderen heiraten?“, fragte er empört.
Sie sah ihn an, als wäre er dumm wie Bohnenstroh. „Natürlich. Was hast du denn gedacht? Dass ich mein Leben damit verbringen werde, mich nach dir zu verzehren? Ich bin vielleicht schwach geworden, aber nicht komplett schwachsinnig. Warum sollte ich versuchen, in jemanden verliebt zu bleiben, der entschlossen ist, meine Gefühle nicht zu erwidern?“
Stephen wusste keine Antwort. Aber er wollte nicht, dass sie ihn verließ. Und er wollte auch nicht, dass sie mit einem anderen zusammen war.
„Ich werde einer Scheidung nicht zustimmen“, verkündete er.
„Das überrascht mich nicht. Allerdings, oh großer Herr und Meister, leben wir nicht mehr im Mittelalter. Ich brauche deine Erlaubnis nicht.“
An der Tür drehte sie sich um und sah ihn an. „Die Sache ist die, Stephen: Du machst einen Fehler, wenn du mich nicht liebst. Nicht nur, weil ich ein verdammt guter Fang bin. Sondern weil du dich selbst um etwas ganz Besonderes betrügst. Herzen sind nicht dazu gedacht, nur einem einzigen Menschen zu gehören. Sie dehnen sich und wachsen, um jeder Menge Leute Platz zu bieten. Aber du glaubst das ja nicht.“
„So einfach ist das nicht.“ Sogar er musste zugeben, dass sich seine Worte lahm anhörten. Aber wie sollte er ihr die Sache mit Courtney und seinen Schuldgefühlen erklären?
„Das sollte es aber sein. Obwohl ich gesagt habe, ich würde nicht nach Boston gehen, habe ich das nicht so gemeint. Wenn du mich lieben würdest, würde ich nämlich überall mit dir hingehen.“ Nora lehnte sich gegen den Türrahmen. Ihre dunklen Augen blickten ihm geradewegs in die Seele. „Wirst du denn wenigstens das Baby lieben?“
„Aber natürlich. Wie kannst du so was nur fragen?“
„Das ist ganz einfach. Was ist, wenn ich Zwillinge bekomme? Kannst du beide Kinder gleich lieben?“
Ihre Frage ergab keinen Sinn. „Natürlich.“
„Warum das? Du kannst keine zwei Frauen lieben, aber du bist dazu bereit, zwei Kinder zu lieben. Wo liegt der Unterschied?“
Er starrte sie an. Aber er konnte nicht antworten.
„Das ist der Knackpunkt“, sagte sie. Ihre Stimme war jetzt ganz sanft. „Den du überhaupt nicht verstanden hast. Du nimmst an, dass es hier um ein ‚Entweder-Oder‘ geht. Aber so ist das nicht. Ja, ich will, dass du mich liebst. Aber das hat nichts mit deinen Gefühlen für Courtney zu tun. Ich glaube, dass es in deinem Herzen genug Platz für uns beide gibt. Du bist da allerdings anderer Meinung. Ich werde jedenfalls nicht mein Leben auf den Versuch verschwenden, dich umzustimmen.“
Sie ging zur Vordertür. Er eilte ihr nach. „Du kannst jetzt nicht einfach gehen.“
„Es gibt nichts mehr zu sagen. Außerdem habe ich Kundinnen, die auf mich warten. Ich möchte, dass du von hier verschwunden bist, wenn ich heute Abend heimkomme.“
Und dann war sie weg.
Stephen stand am Fenster und beobachtete, wie sie davonfuhr. Er hatte immer gewusst, dass Nora eine mutige Frau war. Aber er hatte keine Ahnung gehabt, wie viel innere Stärke sie besaß. Sie würde nicht zulassen, dass er sie schlecht behandelte. Egal, wie sehr sie ihn liebte.
Er ging ins Schlafzimmer und starrte seinen halbgefüllten Koffer an. Dann ging er in das zweite, kleinere Schlafzimmer. Einige seiner Umzugskisten stapelten sich hier. In seiner Wohnung hatte er sie nie ausgepackt, und er hatte vorgehabt, sie hier nur unterzustellen, bis sie in ein größeres Haus zogen. Er las die Aufkleber. Was er suchte, befand sich in der dritten Kiste von unten. Verschiedene Erinnerungsstücke, außerdem alte Fotoalben.
Er holte das Hochzeitsalbum heraus und betrachtete die Bilder darin. Courtney und er sahen so jung aus. An diesem Tag war er so verliebt in sie
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