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Traumsammler: Roman (German Edition)

Traumsammler: Roman (German Edition)

Titel: Traumsammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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zufiel, sobald er draußen stand, und hinter der Tür stand Baba Ayub, aus dessen zugekniffenen Augen Tränen flossen, während sein geliebter Qais mit den Fäustchen gegen das Holz trommelte und seinen Baba anflehte zu öffnen. Baba Ayub murmelte: »Vergib mir, vergib mir«, und im nächsten Moment ließen die Schritte des Dämons die Erde erzittern, und sein Sohn schrie, und die Erde bebte weiter, während der Dämon aus Maidan Sabz verschwand. Schließlich war er fort, und die Erde beruhigte sich, und die Stille wurde nur noch von Baba Ayub unterbrochen, der Qais weinend um Vergebung bat.
    Abdullah. Deine Schwester ist eingeschlafen. Leg die Decke über ihre Füße. Ja, so ist es gut. Soll ich aufhören? Noch nicht? Bist du sicher, mein Junge? Gut, dann weiter.
    Wo war ich stehengeblieben? Ach, ja. Nun wurde vierzig Tage getrauert. Die Nachbarn kochten täglich eine Mahlzeit für die Familie und wachten mit ihr. Die Menschen brachten alle möglichen Gaben, Tee, Süßigkeiten, Brot, Mandeln, und sie bekundeten ihre Trauer und ihr Mitgefühl. Baba Ayub brachte kaum ein Wort des Dankes über die Lippen. Er saß in einer Ecke, und aus seinen Augen strömten die Tränen, als wollte er der jahrelangen Dürre ein Ende setzen. Die Seelenqualen und Schmerzen, die er litt, würde man nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschen.
    Jahre vergingen. Die Dürre hielt an, und die Armut in Maidan Sabz wurde immer schlimmer. Mehrere Säuglinge verdursteten in der Wiege. Der Wasserstand der Brunnen sank weiter, und der Fluss trocknete aus. Im Gegensatz dazu glich Baba Ayubs Schmerz einem Strom, der täglich weiter anschwoll. Er war seiner Familie keine Hilfe mehr. Er arbeitete nicht, er betete nicht, er aß kaum einen Bissen. Seine Frau und seine Kinder redeten vergeblich auf ihn ein. Seine verbliebenen Söhne mussten die Arbeit übernehmen, denn Baba Ayub saß den ganzen Tag am Rand seines Ackers, eine einsame, elende Gestalt, und blickte unverwandt auf das ferne Gebirge. Er ging den Dorfbewohnern aus dem Weg, weil er glaubte, sie würden hinter seinem Rücken über ihn tuscheln. Er bildete sich ein, dass sie ihn für einen Feigling hielten, weil er seinen Sohn freiwillig hergegeben hatte, und für einen schlechten Vater, weil ein guter Vater gegen den Dämon gekämpft und bei der Verteidigung seiner Familie sein Leben gelassen hätte.
    Das erzählte er eines Abends seiner Frau.
    »Niemand sagt so etwas«, antwortete sie. »Niemand hält dich für einen Feigling.«
    »Aber ich kann sie hören«, sagte er.
    »Was du da hörst, ist deine eigene Stimme, mein guter Mann.« Sie verschwieg ihm jedoch, dass die Dorfbewohner tatsächlich hinter seinem Rücken tuschelten – darüber, dass er womöglich den Verstand verloren hatte.
    Schließlich kam der Tag, der dies zu bestätigen schien. Baba Ayub erhob sich im Morgengrauen. Er steckte ein paar Kanten Brot in einen Jutesack, zog die Schuhe an, band sich seine Sichel um und brach auf.
    Er wanderte viele, viele Tage. Er wanderte, bis die Sonne blassrot in der Ferne verglühte. Wenn draußen der Wind heulte, übernachtete er in Höhlen. Manchmal schlief er an Flussufern, unter Bäumen oder im Schutz von Felsbrocken. Nachdem das Brot alle war, aß er, was er finden konnte, ob Beeren, Pilze oder Fische, die er mit bloßen Händen in den Bächen fing. An manchen Tagen hungerte er, doch er gab nicht auf. Wenn er unterwegs nach seinem Ziel gefragt wurde, antwortete er ganz offen. Manche lachten ihn aus, andere ließen ihn stehen, weil sie ihn für verrückt hielten, und wieder andere, die auch ein Kind an den Dämon verloren hatten, beteten für ihn. Baba Ayub wanderte weiter, den Kopf gesenkt. Als seine Schuhe auseinanderfielen, befestigte er sie mit Bändern an den Füßen, und als die Bänder rissen, ging er barfuß weiter. Auf diese Weise durchquerte er Wüsten und Täler und überwand Gebirge.
    Endlich erreichte er den Berg mit der Dämonenburg. Er war so besessen von seinem Vorhaben, dass er sich keine Rast gönnte, sondern sofort mit dem Aufstieg begann. Seine Kleider lagen in Fetzen, seine Füße waren blutig und seine Haare dreckverkrustet, aber sein Mut war ungebrochen. Spitze Steine rissen seine Füße auf. Falken hackten ihm ins Gesicht, wenn er an ihrem Horst vorbeikletterte. Heftige Windböen fegten ihn fast von der Bergflanke. Doch er setzte seinen Aufstieg fort, kletterte von einem Felsen zum nächsten, bis er vor den gewaltigen Toren der Dämonenburg stand.
    Wer wagt es?,

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