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Traumtrunken

Traumtrunken

Titel: Traumtrunken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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Unerreichbar?
     
    ***

Hatte er zu wenig Verständnis für Michaela gehabt? Was war schon passiert? Sie war ein Heimkind. Na, bitte.
    Gut, sie hätte es ihm früher sagen können. Aber was machte das schon für einen Unterschied?
    Atze merkte, dass er Angst bekam. Michaelas Rückzug machte ihn nachdenklich. Vielleicht hätten sie doch nicht so früh zusammenziehen sollen?
    Aber sie wollten es doch beide.
    Was, wenn da noch mehr war? Wenn es Probleme gab, die sie nicht schultern konnten? Es gab doch immer Probleme mit solchen Kindern!
    Atze schlug mit der Faust auf die Sofalehne. Für diese Abfälligkeit hätte er sich am liebsten geohrfeigt. Er durfte nicht so über Michaela denken, das wusste er. Damit machte er nur alles kaputt. Sie konnte doch nichts dafür.
    Und vielleicht hatte sie deshalb so anziehend auf ihn gewirkt. Diese Schutzbedürftigkeit, die sie ausstrahlte.
    Atze wusste nicht mehr, was er überhaupt denken sollte. Er hatte ein komisches Gefühl gehabt, als er sie vorhin auf dem Sofa sitzen sah.
    Ein Gefühl, dass etwas an ihrer Beziehung doch nicht so sein könnte wie es schien.
    „Passen Sie gut auf sie auf, Herr Schuhberg!“
    Warum hatte diese Frau das zu ihm gesagt?
     
    ***

Michaela hatte um neun auf die Uhr gesehen und um zehn. Die Kälte ließ sie nicht einschlafen. Und das mitten im Sommer.
    Als es draußen dunkel wurde, kam Atze und legte sich neben sie.
    Michaela wartete, ob er etwas sagen würde. Vergeblich.
    Er durfte jetzt nicht einfach so neben ihr einschlafen, während sie sich vor Kummer die ganze Nacht hin- und herwälzte. Sie suchte seinen Arm. „Können wir morgen drüber reden?“, fragte sie vorsichtig.
    Atze drehte sich zu ihr um und seine Hand glitt über ihre Haare, unter ihre Decke und versöhnte sich mit ihrer Rechten.
     
    ***

Atze hatte überlegt, morgen noch von München aus Frau Gehlbach anzurufen und mit ihr für Ende der Woche einen Termin zu vereinbaren. Er dachte, dass es wichtig war, sich noch einmal in Ruhe mit Michaelas Betreuerin zu unterhalten.
    Dann war er in Konflikte geraten, weil er nicht wusste, ob er Michaela davon erzählen sollte. Er selbst hatte ihr ja ihre Verschwiegenheit vorgeworfen.
    Doch das war etwas anderes. Er wollte sie nicht unnötig belasten.
    Am Montagmorgen, als Atze auf dem Weg zu seinem LKW war, beschlich ihn das komische Gefühl, dass es zu schwierig sein würde, es vor Michaela geheim zu halten. Sicher würde sie ihm anmerken, dass etwas nicht stimmte.
    Sie hatten am Samstag lange über Michaelas Kindheit gesprochen. Er war erstaunt gewesen, wie sie das alles wegsteckte. Dabei wurde es später in der WG nicht unbedingt leichter. Die Mädchen haben ihre Gutmütigkeit ganz schön ausgenutzt. Kein Wunder, dass sie dort ausziehen wollte. Das hätte er auch getan.
    Atze lief am Baumarkt vorbei, hielt kurz inne, um sich eine Zigarette anzuzünden, nahm seine Reisetasche wieder auf und ging langsam weiter.
    Er konnte verstehen, dass sie sich vorkam wie das fünfte Rad am Wagen. Und jetzt sollte er ihr Vertrauen missbrauchen?
    Das konnte er doch nicht machen!
    Tief inhalierte er den Rauch und wurde etwas ruhiger.
    Vor dem Laster trat er seine Zigarette mit der Ferse aus und starrte einen Moment lang ins Nichts.
    Er nahm sich vor, immer für Michaela da zu sein. Er würde sie niemals benutzen.
     
    ***

So sehr Michaela das Busfahren sonst genoss, heute konnte sie es kaum erwarten, endlich da zu sein. Sie zählte die Haltestellen, die noch übrig waren, blickte ungeduldig aus dem Fenster und wieder zum Fahrer nach vorn und wurde unruhig, wenn es an einer Ampel länger dauerte.
    Sie freute sich so darauf, Doris die Neuigkeit zu erzählen!
    Der Bus hielt und Michaela, die schon lange an der Tür gestanden hatte, rannte hinaus. Sie lugte hinter dem Bus hervor und beeilte sich, über die Straße zu kommen.
    Es war ein schönes Gefühl. Aufrecht ging sie in großen Schritten die Straße entlang bis zur Gärtnerei. Sie lächelte. Es war ihr ganz egal, was die Leute von ihr dachten.
     
    Doris war im Gewächshaus und kehrte Michaela den Rücken zu.
    „Doris!“, rief Michaela.
    Erschrocken drehte sich ihre Chefin um und hielt die Hand an die Brust. „Hast du mich erschrocken! Was ist denn los?“
    Michaela blieb ein paar Meter vor Doris stehen und hob die Arme. „Doris, wir heiraten! Atze hat mich gefragt, ob wir im Frühling heiraten wollen!“
    Doris verzog ihr Gesicht.
    Erst sah es aus, als lächelte sie, doch dann presste sie die Lippen

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