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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Warum war er allein auf dem Schiff? Und welches Unglück, welche schreckliche Qual hat ihn jetzt dazu getrieben, sich selbst zu verletzen …?
    Plötzlich hörte Joanna die Stimme eines Mannes. »Entschuldigen Sie, Miss, aber ist das Adam?«
    Sie hob den Kopf und sah einen gutaussehenden Mann vor sich. Er hatte ein kantiges Kinn, eine gerade Nase und von der Sonne eingebrannte Fältchen um die rauchgrauen Augen.
    »Ich bin Hugh Westbrook«, sagte er und zog den Hut. »Ich möchte Adam abholen.« Er lächelte sie an, dann kniete er sich vor Adam: »Hallo, Adam. Es ist ja gut. Ich bin gekommen, dich nach Hause zu bringen.«
    Ohne den Hut glaubte Joanna eine Ähnlichkeit zwischen dem Jungen und dem Mann zu sehen – der gleiche Mund, eine schmale Oberlippe und eine vollere Unterlippe. Und als der Mann das Kind ernst ansah, erschien zwischen seinen Augenbrauen die gleiche senkrechte Falte wie bei dem Jungen.
    »Ich nehme an, du hast Angst, Adam«, sagte Westbrook. »Es ist alles in Ordnung. Dein Vater war mein Vetter. Wir sind also miteinander verwandt. Du bist auch mein Vetter.« Er streckte die Hand aus, aber Adam wich zurück und drückte sich an Joanna.
    Westbrook hatte ein in braunes Packpapier gewickeltes Paket bei sich. Er löste die Schnur und sagte: »Hier, das habe ich für dich gekauft. Ich dachte, du möchtest vielleicht etwas Neues anziehen … So etwas, wie wir auf Merinda tragen. Hat dir deine Mutter von meiner Schaffarm Merinda erzählt?«
    Als der Junge nicht antwortete, erhob sich Hugh Westbrook und sagte zu Joanna: »Das habe ich in Melbourne gekauft.« Er hielt ein Jäckchen in der Hand, das um Stiefel und einen Hut gewickelt gewesen war. »In dem Brief stand nichts Genaues darüber, was der Kleine vielleicht brauchen würde. Aber vorerst reicht es. Und später kann ich dir mehr kaufen. Hier, das ist für dich«, sagte er und hielt Adam das Jäckchen hin. Aber der Junge stieß nur einen seltsamen Schrei aus und verbarg den Kopf in seinen Armen.
    »Bitte«, sagte Joanna, »bitte, lassen Sie mich ihm helfen.« Sie nahm das Jäckchen und zog es dem Jungen an. Aber es war zu groß. Adam schien darin zu verschwinden.
    »Und wie ist es damit?« fragte Westbrook und setzte dem Jungen den Hut auf den Kopf. Er rutschte Adam über Augen und Ohren bis auf die Nase.
    »Na ja«, meinte Joanna.
    Westbrook sah sie an: »Ich hätte nicht gedacht, daß er noch so klein ist. Er wird im Januar fünf. Ich habe keine Erfahrung mit Kindern und sehe jetzt, daß ich mich verschätzt habe.« Er sah Adam nachdenklich an und sagte dann zu Joanna: »Ich dachte, der Junge würde für sich selbst sorgen können. Ich habe keine Ahnung, was ein so kleines Kind braucht. Auf der Farm arbeiten wir den ganzen Tag. Wie ich sehe, braucht Adam viel Zuwendung.«
    Joanna blickte auf das Kind hinunter und auf die Platzwunde an seiner Stirn. »Er leidet sehr«, sagte sie. »Was ist mit ihm passiert?«
    »Ich weiß es nicht genau. Sein Vater ist vor einigen Jahren tödlich verunglückt. Damals war Adam noch ein Baby. Und vor kurzem ist seine Mutter gestorben. Die Behörden haben mich benachrichtigt und mir mitgeteilt, daß Adam plötzlich verwaist ist. Sie haben angefragt, ob ich als sein nächster Angehöriger bereit sei, ihn aufzunehmen.«
    »Der arme Junge«, murmelte Joanna und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wie ist seine Mutter denn gestorben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich hoffe, er war nicht dabei. Er ist noch so jung. Aber etwas scheint schreckliche Spuren bei ihm hinterlassen zu haben. Was hast du denn erlebt, Adam?« fragte ihn Joanna. »Sag es uns bitte. Weißt du, es wird dir helfen, wenn du darüber sprichst.«
    Aber der Junge starrte mit großen Augen auf einen riesigen Kran, der Fracht von einem Schiff entlud.
    Joanna sagte zu Westbrook: »Meine Mutter erlitt einen Schock, als sie noch ein kleines Kind war. Sie hatte etwas Schreckliches mit angesehen, und das hat sie ihr ganzes Leben lang verfolgt. Niemand konnte ihr helfen, niemand ihren seelischen Schmerz verstehen und ihr die Liebe und die Zuneigung schenken, die sie brauchte. Sie wuchs bei einer Tante auf, der das notwendige Mitgefühl fehlte, und vermutlich ist ihre seelische Wunde nie verheilt. Ich glaube, sie ist schließlich an den Folgen dieser schrecklichen Kindheitserlebnisse gestorben.«
    Joanna legte die Hand unter Adams Kinn und hob sein Gesicht. Sie sah in seinen Augen Qualen und auch Angst. Für ihn scheint das alles ein Alptraum zu sein, dachte

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