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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Türen ein Tablett mit schmutzigem Geschirr. Er setzte die Plastikhauben auf die Teller zurück, nahm das Tablett in die linke und ein Messer in die rechte Hand.
    »Gabriel, du klopfst an und gehst dann von der Tür weg.«
    Priest stand mit einem breiten Lächeln im Flur, als ein junger Asiate mit Revolver im Schulterhalfter die Tür öffnete.
    »Zimmerservice für Mr. Corrigan.«
    »Er hat nichts …«
    Priest schleuderte dem Söldner das Tablett mitsamt dem Geschirr ins Gesicht. Als der Mann zurücktaumelte, brachte Priest ihn mit einem Tritt gegen die Beine zu Boden und schlug ihn mit dem Gewehrkolben bewusstlos. Aus dem Augenwinkel sah er Gabriel in die Suite schlüpfen. Er sicherte die Umgebung und vergewisserte sich, dass keine weiteren Söldner anwesend waren, dann hörte er die Brüder streiten.
    »Nein, das wirst du nicht!«, schrie Michael. »Das wird nicht passieren!«

    Priest rannte durchs Wohnzimmer und riss die Schlafzimmertür auf. Auf dem Bett lag ein aufgeklappter Koffer, auf dem Nachttisch daneben eine kleinere Tasche. Er ging ums Bett herum und hielt dann inne.
    Am Boden lagen zwei Körper – lebendig und doch leblos, denn das Licht hatte sie verlassen.

VIERUNDVIERZIG
    D ie vier Barrieren aus Luft, Erde, Feuer und Wasser trennen diese Welt von den anderen Sphären. Manche Traveler kamen in der Erkundung fremder Welten nicht über die Barrieren hinaus. Sie träumten davon, in einem Whirlpool zu ertrinken oder mutterseelenallein auf einer kahlen Steppe zu stehen. Die Erfahrung konnte so beängstigend sein, dass manche Traveler keinen zweiten Versuch wagten. Dann fürchteten sie sich für den Rest ihres Lebens vor dem Schlaf und klammerten sich mit aller Macht an ihrem gewohnten Umfeld fest.
     
    Als Gabriel die Augen öffnete, fiel er durch einen blauen Himmel. Sein Bruder war ihm weit voraus und nur noch als kleiner, schwarzer, wütender, hungriger Fleck zu erkennen – ein Star, der durch die Kuppel einer Kathedrale fliegt. Michael veränderte seine Position, fand den Zugangspunkt und verschwand. Gabriel folgte ihm, glitt durch den Himmel auf den dunklen Schatten zu.
     
    Dunkelheit. Als er die Augen öffnete, stand er in einer Wüste. Die Barriere kam ohne Berge und Täler aus, hier gab es nichts als körnigen, roten Staub, den die immerwährende Dürre ausgetrocknet und zermahlen hatte. Michael war etwas weiter als einen Kilometer entfernt und kniete nieder wie ein Läufer vor dem Startschuss. Als er Gabriel auf sich zukommen sah, sprang er auf und fing zu rennen an. Beide Brüder wussten ungefähr, wo der Durchgangspunkt lag, aber Michael wirkte
vorsichtig und unsicher. Zwei Mal blieb er stehen, so als wolle er sich dem Bruder stellen, aber dann lief er doch weiter. Gabriel machte noch größere Schritte, um den Abstand zu verringern. Aber da hatte Michael den Einstieg schon gefunden und war verschwunden.
     
    Eilig watete Gabriel durch die dunkelgrünen Wellen der Wasserbarriere, und dann fand er sich in einer menschenleeren Stadt wieder, die von einem abgestorbenen Wald umstanden war. Dies war die Feuerbarriere, und alles ringsum stand in Flammen. Wartete er nur lange genug, könnte er den endlosen Zyklus aus Zerstörung und Neubeginn beobachten.
    Aus den brennenden Bäumen erhob sich eine mächtige Rauchwolke. Orangegelbe Funken und Ascheflocken flogen durch die Luft. Zwischen den zwei- und dreistöckigen Häusern zogen sich Gehwege aus Kiefernholzplatten durch, und die losen Bretter knarrten und bebten, als Gabriel auf die Dorfkirche zurannte. Der Qualm schob sich durch alle Briefkastenschlitze und Schlüssellöcher. Gabriel warf einen Blick in ein Schaufenster und sah einen brennenden Barbierstuhl; es sah aus, als hätte ein Flammenwesen Platz genommen, um sich rasieren zu lassen.
    Er erreichte die Kirche, riss die schwere Holztür auf und trat ein. Die Deckenbalken brannten schon, und auf dem Fußboden lagen glühende Kohlen. Direkt hinter dem Altar floss das Feuer an der Wand hinauf wie ein umgedrehter, leuchtender Wasserfall.
    Gabriel ging durch den Mittelgang und blieb stehen, als er den wabernden Fleck im Buntglasfenster entdeckt hatte. War sein Bruder hinübergewechselt? Falls ja, konnte er sich in jeder beliebigen der sechs Sphären befinden. Gabriel könnte die nächsten Jahrhunderte mit Suchen verbringen.
    Die Tür quietschte in den Angeln, und Michael betrat die Kirche. Als er Gabriel entdeckte, blieb er stehen und lächelte
milde. Selbst an diesem Ort spielte er sich als

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