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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Haus zu observieren. Als Boone dort eintraf, stand schon ein unauffälliger Lieferwagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er stieg durch die Hintertür des Wagens und begrüßte einen Techniker namens Dorfman, der Maischips knabberte und gleichzeitig auf das Display einer Wärmebildkamera starrte.
    »Takawa ist immer noch zu Hause, Sir. Er hat heute Morgen im Forschungszentrum angerufen und gesagt, er habe Grippe.«
    Boone kniete sich auf den Boden des Laderaums und studierte das Bild auf dem Display. Schwach erkennbare Linien zeigten Mauern und Rohre. Und an einer Stelle des Hauses war der leuchtend rote Fleck einer Wärmequelle zu erkennen.
    »Das ist das Schlafzimmer«, erklärte Dorfman. »Unser kranker Kollege liegt offenbar im Bett. Der Protective Link sendet ganz normal.«
    Plötzlich schien der Fleck vom Bett zu springen und zur Tür zu krabbeln, ehe er ein paar Sekunden später zum Bett zurückkehrte. Und die ganze Zeit ragte der Körper maximal fünfzig Zentimeter über dem Fußboden auf.
    Boone stieß die Tür des Lieferwagens auf und kletterte hinaus. »Ich glaube, wir müssen Mr. Takawa dringend einen Besuch abstatten – oder demjenigen, der sich auf seinem Bett befindet.«
     
    Nach fünfundvierzig Sekunden hatten sie das Schloss der Haustür geknackt, und weitere zehn Sekunden später standen sie in Lawrence’ Schlafzimmer. Die Überdecke war mit Hundekeksen übersät; dazwischen saß eine Promenadenmischung und kaute an einem Fleischknochen. Das Tier knurrte leise, als Boone sich ihm näherte. »Guter Hund«, murmelte er.
»Guter Hund.« An dem Halsband des Tieres war ein kleiner Plastikbeutel befestigt. Boone nahm den Beutel, öffnete ihn und sah, dass er einen blutigen Protective-Link-Chip enthielt.
     
    Während Lawrence die Second Avenue in südlicher Richtung entlangfuhr, fiel der erste Regentropfen auf seine Windschutzscheibe. Der Himmel war von dunkelgrauen Wolken verhangen, und eine amerikanische Flagge flatterte heftig im Wind. Ein Unwetter kündigte sich an. Er würde besonders vorsichtig fahren müssen. Lawrence’ rechte Hand war verbunden; die Wunde tat noch immer weh. Um sich von dem Schmerz abzulenken, warf er einen Blick auf den Rücksitz. Am Tag zuvor hatte er ein Set Golfschläger und eine Kombination aus Golf- und Reisetasche erstanden. Das Schwert und dessen Scheide waren zwischen den Eisen und dem Putter versteckt.
    Er war bewusst das Risiko eingegangen, mit seinem Wagen zum Flughafen zu fahren. Zwar hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich einen Gebrauchtwagen ohne satellitengestütztes Navigationssystem zu kaufen, aber das wäre womöglich vom Sicherheitssystem der Tabula entdeckt worden. Er wollte auf jeden Fall vermeiden, dass ihn ein Computer fragte: Wieso haben Sie ein Automobil erworben, Mr. Takawa? Was gefällt Ihnen an dem Fahrzeug nicht, das die Evergreen Foundation für Sie geleast hat?
    Die beste Tarnung war, sich so normal wie möglich zu verhalten. Er würde zum Kennedy Airport fahren, in ein Flugzeug nach Acapulco steigen und um acht Uhr abends in dem mexikanischen Ferienort ankommen. Danach würde er sich dem System entziehen. Statt in einem Hotel einzuchecken, würde er ein Taxi nehmen und sich in Richtung Guatemala chauffieren lassen. Er würde mehrmals das Taxi wechseln und in kleinen Pensionen übernachten. Solange er sich in einer ländlichen Region Mittelamerikas aufhielt, würde er von Gesichtsscannern
und Carnivore-Programmen, zu denen die Bruderschaft Zugang hatte, verschont bleiben.
    In das Futter seines Regenmantels waren zwölftausend Dollar in bar eingenäht. Lawrence wusste nicht, wie lange das Geld reichen würde. Vielleicht würde er Beamte bestechen oder sich ein kleines Haus kaufen müssen. Das Bargeld war sein einziger finanzieller Rückhalt. Sobald er irgendetwas mit Scheck oder Kreditkarte bezahlte, würden die Tabula davon erfahren.
    Weitere Tropfen fielen. Lawrence musste an einer Ampel halten, und er beobachtete, wie Menschen mit Regenschirmen den Bürgersteig entlanghasteten, um sich vor dem Unwetter in Sicherheit zu bringen.
    Er bog nach links ab und fuhr ostwärts in Richtung Queens-Midtown-Tunnel. Es war höchste Zeit, ein neues Leben zu beginnen , sagte er sich. Wirf das alte Leben weg . Er öffnete das Fenster und warf seine Kreditkarten, eine nach der anderen, auf die Straße. Falls jemand sie auflas und benutzte, würde das für zusätzliche Verwirrung sorgen.
     
    Als Boone beim Forschungszentrum der Stiftung ankam,

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