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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Bürogebäude verlieren, aber Sie werden weiterleben.« Mr. Bubble, der keine Sekunde aufgehört hatte zu lächeln, lehnte sich im Sessel zurück. »Betrachten Sie es als Lehrgeld.«

ACHT
    M aya holte die Videokamera und das Stativ aus dem Hotel Kampa, ließ aber ihren Koffer samt Kleidung zurück. Während sie mit der Bahn nach Deutschland fuhr, überprüfte sie die Videoausrüstung sorgfältig, konnte jedoch keine Ortungskugeln finden. Ihr Leben als Bürgerin war unwiderruflich passé. Sobald die Tabula den toten Taxifahrer gefunden hatten, würde man Jagd auf sie machen und bei der erstbesten Gelegenheit töten. Sie wusste, dass es schwierig war, sich zu verstecken. Wahrscheinlich hatten die Tabula sie während ihrer Zeit in London etliche Male fotografiert. Womöglich besaßen sie auch ihre Fingerabdrücke, ein Stimmenmuster und eine DNA-Probe, die sie sich verschafft haben konnten, indem sie aus dem Papierkorb im Büro ein von ihr benutztes Taschentuch entwendet hatten.
    In München angekommen, sprach sie noch auf dem Hauptbahnhof eine Pakistanerin an und erkundigte sich nach einem Geschäft, in dem es Kleidung für islamische Frauen gab. Maya überlegte, sich eine afghanische Burka anzuschaffen, aber das unförmige Gewand war wenig zweckmäßig, wenn man eine Waffe benutzen wollte. Deshalb legte sie sich schließlich einen schwarzen Tschador zu, um ihre westliche Kleidung zu verbergen, und eine Sonnenbrille. Zurück am Hauptbahnhof vernichtete sie ihren britischen Pass. Sie würde ab jetzt einen deutschen Ausweis benutzen, demzufolge sie Gretchen Voss war, eine Medizinstudentin mit deutschem Vater und iranischer Mutter.
    Mit dem Flugzeug zu reisen war zu gefährlich, deshalb fuhr
sie per Bahn nach Paris und dann mit der Metro bis zur Station Gallieni, wo sie in einen der Reisebusse stieg, die täglich zwischen Frankreich und England verkehrten. Im Bus saßen lauter senegalesische Gastarbeiter und nordafrikanische Familien, die Tüten voller alter Kleider dabeihatten. Nachdem der Bus sich am Ärmelkanal eingeschifft hatte, stiegen alle Fahrgäste aus und spazierten auf der riesigen Fähre umher. Maya beobachtete britische Touristen dabei, wie sie Dutyfree-Alkohol kauften, Münzen in Spielautomaten steckten und sich auf den Fernsehbildschirmen eine Filmkomödie anschauten. Das Leben als Bürger war unspektakulär – fast langweilig. Die Leute schienen nicht zu merken, dass sie vom System überwacht wurden, oder es war ihnen egal.
    Es gab in Großbritannien vier Millionen Überwachungskameras, etwa eine auf fünfzehn Einwohner. Thorn hatte ihr einmal erzählt, dass jeder, der in London zur Arbeit ging, im Schnitt von dreihundert Kameras pro Tag gefilmt wurde. Als man die ersten dieser Kameras installierte, ließ die Regierung Plakate mit dem Slogan WACHSAME AUGEN GEBEN SICHERHEIT aufhängen. Mit der Begründung, dass wegen der Terrorgefahr neue Gesetze nötig seien, waren viele Industriestaaten dem Beispiel Englands gefolgt.
    Maya fragte sich, ob die Bürger absichtlich die Augen vor den Folgen der Überwachung verschlossen. Die meisten glaubten fest daran, dass die Kameras sie vor Terroristen und anderen Verbrechern schützten. Sie nahmen an, sie seien draußen auf den Straßen noch immer anonym. Nur wenige Menschen kannten das Potenzial der neuen Gesichtsscanner. Wenn das Gesicht einer Person von einer Überwachungskamera gefilmt wurde, war man in der Lage, aus den Bildern eine Porträtaufnahme herzustellen, deren technische Qualität so gut war, dass man sie mit den Fotos in Führerscheinen oder Reisepässen abgleichen konnte.
    Mit Hilfe der Scanner konnte jede einzelne Person identifiziert
werden, aber die Behörden verwendeten die Kameras auch, um ungewöhnliches Verhalten zu registrieren. Diese so genannten Schattenprogramme waren in London, Las Vegas und Chicago bereits im Einsatz. Das Computerprogramm analysierte die Aufzeichnungen der Kameras und alarmierte automatisch die Polizei, wenn jemand ein Paket vor einem Gebäude abstellte oder sein Auto auf dem Seitenstreifen einer Autobahn parkte. Den Schattenprogrammen fiel jeder auf, der mit neugierigem Blick durch die Stadt schlenderte, statt brav zur Arbeit zu gehen. Die Franzosen nennen solche Menschen Flâneurs , aber für das System war jeder Fußgänger verdächtig, der an Straßenecken verweilte oder vor Baustellen stehen blieb. Binnen weniger Sekunden war eine Einzelbildaufnahme der betreffenden Person koloriert und wurde der Polizei

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