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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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sich einverstanden, jederzeit für ein Treffen mit einem Vertreter der Stiftung zur Verfügung zu stehen, um über den Stand der geförderten Forschungsmaßnahmen und die Verwendung der gezahlten Geldmittel Auskunft zu geben. Ort und Zeit des Treffens werden von der Evergreen Foundation festgelegt. Für etwaige Reisekosten wird aufgekommen. Im Falle der Weigerung, an einem solchen Treffen teilzunehmen, ist die Vereinbarung über die Zahlung von Fördermitteln null und nichtig, und der Empfänger der Zahlungen verpflichtet sich, sämtliche bereits erhaltenen Geldmittel zurückzuerstatten.«
    Boone blätterte die restlichen Seiten des Vertrags durch, bis er bei der letzten Seite angekommen war. »Sie haben doch unterschrieben, Dr. Richardson? Richtig? Ist das hier Ihre notariell beglaubigte Unterschrift?«
    »Natürlich. Aber warum will man ausgerechnet jetzt mit mir sprechen?«
    »Ich bin sicher, dass es nur um die Klärung eines kleinen Problems geht. Packen Sie Wäsche zum Wechseln und eine Zahnbürste ein. Ich bringe Sie in unser Forschungszentrum in Purchase, New York. Man möchte, dass Sie heute Abend einige Unterlagen durchgehen, um sich auf das morgige Treffen mit unseren Mitarbeitern vorzubereiten.«
    »Das ist völlig unmöglich«, erklärte Richardson. »Ich habe Unterrichtsverpflichtungen. Ich kann New Haven nicht verlassen.«
    Boone packte Richardsons rechten Arm und drückte ihn gerade eben so fest, dass der Wissenschaftler nicht weglaufen konnte. Boone hatte weder eine Waffe gezogen noch Gewalt angedroht, aber dennoch wirkte er ziemlich einschüchternd. Anders als die meisten Menschen zeigte er keinerlei Anzeichen von Bedenken oder Unsicherheit.

    »Ich kenne Ihren Unterrichtsplan, Dr. Richardson. Ich habe ihn überprüft, ehe ich hergefahren bin. Sie haben morgen weder Vorlesungen noch Seminare.«
    »Lassen Sie mich los. Bitte.«
    Boone tat es. »Ich werde Sie nicht zwingen, mit mir mitzukommen. Natürlich nicht. Aber wenn Sie es vorziehen, sich irrational zu verhalten, dann sollten Sie sich auf die damit verbundenen negativen Folgen gefasst machen. Ich würde es in einem solchen Fall mein Leben lang bedauern, dass ein so brillanter Geist die falsche Entscheidung getroffen hat.«
    Genau wie ein Soldat, der gerade eine Botschaft überbracht hat, drehte Boone sich rasch um und marschierte zurück zu seinem Geländewagen. Dr. Richardson kam es so vor, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Was meinte der Mann? Negative Folgen.
    »Einen Moment, Mr. Boone. Bitte…«
    Boone blieb am Bordstein stehen. Sein Gesicht war in der Dämmerung nicht zu erkennen.
    »Wenn ich Sie zu dem Forschungszentrum begleite, wo werde ich übernachten?«
    »Es gibt dort einige sehr komfortable Gästewohnungen.«
    »Und ich werde morgen Nachmittag zurück sein?«
    Boones Tonfall änderte sich ein wenig. Es klang, als lächelte er. »Darauf können Sie sich verlassen.«

ZEHN
    W ährend Dr. Richardson ein paar Sachen einpackte, wartete Nathan Boone unten in der Diele. Anschließend brachen sie sofort auf und fuhren Richtung New York. In Westchester County angekommen, lenkte Boone in der Nähe von Purchase den Wagen auf eine zweispurige Nebenstraße, die von soliden Backsteinvillen gesäumt war. Weißeichen und Ahornbäume standen in Vorgärten, deren Rasen herbstliches Laub bedeckte.
    Kurz nach acht bog Boone in einen Schotterweg ab, der an einem ummauerten Areal endete. Ein unauffälliges Schild verriet, dass sie bei einer Forschungseinrichtung der Evergreen Foundation angekommen waren. Der Wachmann in der Pförtnerkabine erkannte Boone und öffnete das Tor.
    Boone stellte den Wagen auf einem kleinen, von Kiefern umstandenen Parkplatz ab. Die beiden Männer stiegen aus, und als sie einen mit Steinplatten ausgelegten Weg entlanggingen, sah Richardson die fünf großen Gebäude des Areals. Vier von ihnen waren aus Glas und Stahl und standen, verbunden durch geschlossene Verbindungsgänge im ersten Stock, auf den Ecken eines Karrees. In der Mitte des Karrees befand sich ein fensterloses Gebäude mit einer Fassade aus weißem Marmor. Es erinnerte Richardson an Fotos der Kaaba, dem islamischen Heiligtum, in dem der geheimnisvolle schwarze Stein aufbewahrt wurde, den Adam von einem Engel erhalten haben soll.
    »Das da ist die Stiftungsbibliothek«, erklärte Boone und deutete dabei auf das Gebäude an der nördlichen Ecke des
Karrees. »Von dort aus im Uhrzeigersinn haben wir das genetische Forschungslabor, die

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