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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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ökonomischer Sklaverei gehalten wurden.
    1889 wurde Isaac Jones fälschlicherweise beschuldigt, eine weiße Kundin seines Schusterladens unsittlich berührt zu haben. Er wurde vom örtlichen Sheriff verhaftet und noch in derselben Nacht von einer Horde Männer mit Gewalt aus dem Gefängnis geholt und gelyncht. Wenige Stunden bevor man Jones umbrachte, war ein Handlungsreisender namens Zachary Goldman in seine Zelle gekommen. Als die weißen Männer anrückten, tötete Goldman drei von ihnen mit dem Gewehr des Sheriffs und zwei mit einer Brechstange. Am
Ende wurde der junge Mann jedoch überwältigt, kastriert und im selben Feuer, in dem auch Isaac Jones starb, bei lebendigem Leib verbrannt.
    Nur wenige Menschen kannten die Wahrheit: Zachary Goldman war ein Harlequin namens Lion of the Temple gewesen, der in die Stadt kam, um den Sheriff zu bestechen und den Propheten in Sicherheit zu bringen. Nachdem der Sheriff geflohen war, hatte Goldman den Traveler unter Einsatz seines Lebens zu beschützen versucht.
    Die Jonesies waren von jeher Verbündete der Harlequins gewesen, aber das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen hatte sich in den letzten zehn Jahren gewandelt. Einige unter den Jonesies glaubten, Goldman sei überhaupt nicht in dem Gefängnis gewesen, sondern die Harlequins hätten die Geschichte nur erfunden, um daraus einen Vorteil für sich zu ziehen. Andere meinten, ihre Gemeinde habe den Harlequins im Lauf der Jahre so viele Gefallen erwiesen, dass Goldmans Tat schon lange vergolten sei. Ihnen gefiel nicht, dass Isaac T. Jones nicht der einzige Traveler aller Zeiten war, denn die Lehren ihres Propheten sollten niemals von anderen Offenbarungen verdrängt werden. Nur ein paar unbeirrbare Jonesies nannten sich selbst SNAs – die Abkürzung stand für Schuld nicht abbezahlt. Ein Harlequin war gemeinsam mit ihrem Propheten den Märtyrertod gestorben, und sie hatten die Pflicht, dieses Opfer zu würdigen.
    Am Flughafen von Los Angeles angekommen, holte Maya ihren Seesack, ihre Kameratasche und ihr Stativ vom Gepäckband und ging mit ihrem gefälschten deutschen Reisepass zur Personenkontrolle. Die Kontaktlinsen und die Fingerschilde erfüllten ihren Zweck einwandfrei.
    »Willkommen in den USA«, sagte der Uniformierte, und Maya lächelte höflich. Sie folgte dem grünen Pfeil für Passagiere, die nichts zu verzollen hatten, und ging eine lange Rampe zur Ankunftshalle entlang.

    Unzählige Menschen drängten sich hinter dem Metallgeländer, um einen oder mehrere der Passagiere in Empfang zu nehmen. Ein Chauffeur hielt ein Schild in die Höhe, auf dem J. Kaufman stand. Eine junge Frau in engem Rock und hochhackigen Sandalen rannte auf einen amerikanischen Soldaten zu und umarmte ihn. Sie lachte und weinte hysterisch angesichts des Wiedersehens mit ihrem mageren Freund, und Maya verspürte ein Gefühl von Neid. Liebe machte verletzlich: Wenn du jemand anderem dein Herz schenkst, kann dieser Mensch dich verlassen oder sterben. Und dennoch war sie von den Bezeugungen unterschiedlicher Arten von Liebe umgeben. Menschen schlossen sich nahe des Ausgangs in die Arme, andere hielten selbst gebastelte Schilder in die Höhe: WIR LIEBEN DICH, DAVID! WILLKOMMEN DAHEIM!
    Sie wusste nicht, woran sie die Jonesie erkennen würde. Maya lief durch den Terminal und tat so, als hielte sie nach einer Freundin Ausschau. Dieser dämliche Shepherd, dachte sie. Sein Großvater war ein Lette gewesen, der während des Zweiten Weltkriegs Hunderten von Menschen das Leben rettete. Sein Enkel hatte diesen ehrenwerten Harlequin-Namen geerbt, war aber schon immer ein Trottel gewesen.
    Maya kam zum Ausgang, drehte sich um und ging zurück in Richtung der Sicherheitssperre. Vielleicht sollte sie versuchen, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, dessen Namen Linden ihr für den Notfall gegeben hatte. Er hieß Thomas und wohnte südlich des Flughafens. Ihr Vater war sein Leben lang in fremde Länder gereist, um dort Söldner anzuheuern und nach Travelern zu suchen. Jetzt, da sie in seine Fußstapfen trat, war sie verunsichert und ein wenig ängstlich.
    Sie beschloss, noch fünf Minuten zu suchen. Kurz darauf fiel ihr eine junge schwarze Frau in einem weißen Kleid auf, die neben dem Informationsschalter stand. Sie hielt einen kleinen Rosenstrauß als Willkommensgeschenk in der Hand. Zwischen den Blumen steckten drei glitzernde Rauten aus
Pappe – ein Harlequin-Symbol. Als Maya sich der jungen Frau näherte, bemerkte sie, dass ein kleines Foto eines

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