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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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unteren Rahmen eines verriegelten Fensters und zog den beweglichen Fensterteil ein Stück hoch. Dann warf er die Schaufel weg, schob das Fensterteil mit den Händen ganz nach oben und blickte hinaus. Ein zehn Zentimeter breiter Betonsims lief außen um das Gebäude herum. In knapp zwei Metern Entfernung, auf der anderen Seite einer Gasse, stand ein Gebäude mit einem Flachdach, das sich allerdings ein paar Meter unterhalb des Obergeschosses der Textilfabrik befand.
    Irgendwo in der Fabrik gab es eine Explosion, und das Licht
ging aus. Gabriel lief zur Zimmerecke und griff sich das japanische Schwert seines Vaters. Er steckte es mit dem Griff nach unten in seinen Rucksack, sodass nur noch die Spitze der Klinge herausschaute. Erneute Schüsse. Dann ein lauter Schrei von Deek.
    Gabriel schwang sich den Rucksack auf den Rücken und lief zum offenen Fenster zurück. »Los jetzt. Wir springen auf das andere Haus.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Michael. »Ich werd bestimmt daneben springen.«
    »Du musst es versuchen. Wenn wir hier bleiben, erschießen sie uns.«
    »Ich rede mit den Männern. Ich kann jeden beschwatzen.«
    »Vergiss es. Die lassen nicht mit sich handeln.«
    Gabriel kletterte aus dem Fenster, stellte sich auf den Sims und hielt sich am Fensterrahmen fest. Das Licht von der Straße war hell genug, um das Dach erkennen zu können, aber die Gasse dazwischen lag völlig im Dunkeln. Er zählte bis zehn, stieß sich ab, flog durch die Luft und landete auf der Teerpappe, die das Dach bedeckte. Er rappelte sich auf und schaute hinauf zu dem Fabrikgebäude.
    »Beeil dich.«
    Michael zögerte, machte Anstalten, durch das Fenster zu klettern, wich dann jedoch zurück.
    »Du wirst es schaffen!« Gabriel wurde klar, dass er besser bei seinem Bruder geblieben wäre, um ihm bei seinem Sprung zu helfen. »Erinner dich, was du immer gesagt hast. Wir müssen zusammenhalten, komme, was wolle.«
    In der Luft näherte sich dröhnend ein Hubschrauber, an den ein Suchscheinwerfer montiert war. Der Lichtstrahl durchschnitt die Dunkelheit, verharrte kurz auf dem offenen Fenster und fuhr dann weiter am Obergeschoss der Fabrik entlang.
    »Nun mach schon, Michael.«

    »Ich kann nicht! Ich versteck mich lieber irgendwo.«
    Michael griff in seine Manteltasche, holte etwas heraus und warf es seinem Bruder zu. Als der Gegenstand auf das Dach fiel, sah Gabriel, dass es ein goldener Geldclip war, in dem eine Kreditkarte und ein Bündel Zwanzigdollarscheine steckten.
    »Wir treffen uns morgen um zwölf Uhr mittags an der Ecke Wilshire Boulevard und Bundy Drive«, sagte Michael. »Wenn ich nicht komme, versuch es übermorgen noch einmal.«
    »Die Männer werden dich umbringen.«
    »Keine Sorge. Ich komm schon durch.«
    Michael verschwand im Dunkeln. Der Hubschrauber tauchte über dem Dach der Fabrik auf, schwebte in der Luft und wirbelte dabei Dreck und kleineren Müll auf. Plötzlich leuchtete der Suchscheinwerfer Gabriel direkt ins Gesicht. Es war, als blickte er in die Sonne. Geblendet von dem gleißenden Licht stolperte er über das Dach zur Feuerleiter, umklammerte das Metallgeländer und ließ sich von der Schwerkraft nach unten ziehen.

ZWANZIG
    M aya zog ihre blutverschmierten Kleider aus und stopfte sie in einen Müllbeutel. Die beiden Leichen lagen nur wenige Meter entfernt. Sie versuchte, nicht über das nachzudenken, was eben geschehen war. Bleib in der Gegenwart, sagte sie sich. Konzentriere dich auf deine Handlungen. Gelehrte und Dichter hatten über die Vergangenheit geschrieben – sie verherrlicht, sich nach ihr gesehnt, sie bereut –, Thorn jedoch hatte seiner Tochter beigebracht, sich nicht ablenken zu lassen, sich die blitzschnelle Schwertklinge selbst zum Vorbild zu nehmen.
    Shepherd war weggegangen, um einen Mann namens Prichett zu treffen, aber er konnte jeden Augenblick zurück sein. Obwohl Maya bleiben und den Verräter töten wollte, war das vorrangige Ziel, Gabriel und Michael Corrigan ausfindig zu machen. Vielleicht, überlegte sie, hatte man sie längst schon eingefangen. Oder vielleicht besaßen sie gar nicht die Fähigkeit, zu Travelern zu werden. Es gab nur einen Weg, Antwort auf ihre Fragen zu bekommen: Sie musste die Brüder finden, so schnell es ging.
    Maya holte saubere Kleidung aus ihrem Seesack und zog eine Jeans, ein T-Shirt und einen blauen Baumwollpullover an. Sie riss eine Plastiktüte in Streifen, umwickelte ihre Hände damit und begutachtete Bobby Jays Schusswaffen. Sie entschied sich für eine

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