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Traveler - Roman

Traveler - Roman

Titel: Traveler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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aus. »Ich weiß, was mit meinem Vater passiert ist. Damals haben uns die Harlequins nicht geholfen. Niemand hat uns geholfen.«
    »Ich finde, Sie sollten mit mir kommen.«
    »Warum? Wozu sollte das gut sein?«
    Maya hielt immer noch das Schwert. Sie sprach langsam, erinnerte sich an das, was ihr Vater sie gelehrt hatte. »Manche glauben, der Mensch sei von Natur aus intolerant, hasserfüllt und grausam. Diejenigen, die an der Macht sind, halten an dieser Macht fest, und sie werden alle vernichten, die sich widersetzen.«
    »Scheint logisch«, sagte Gabriel.
    »Das Verlangen nach Kontrolle über andere ist sehr stark.
Aber der Wunsch nach Freiheit und die Fähigkeit zu Mitgefühl werden nie aussterben. Die Dunkelheit ist überall, aber das Licht wird sich trotzdem Bahn brechen.«
    »Und Sie glauben, dass die Traveler dafür sorgen?«
    »Traveler kommen in jeder Generation vor. Sie verlassen diese Welt und kehren wieder zurück, um anderen zu helfen. Sie inspirieren die Menschheit, schenken uns neue Ideen und führen uns in die Zukunft …«
    »Vielleicht war mein Vater einer dieser Menschen, aber das bedeutet nicht, dass Michael und ich dieselben Fähigkeiten besitzen. Ich werde nicht nach Arizona fahren, um diesen Lehrer zu treffen. Ich will Michael finden und ihm zur Flucht verhelfen.«
    Gabriel blickte zur Tür, als stünde sein Entschluss bereits fest. Maya versuchte, sich auf die Ruhe zu besinnen, die sie beim Kämpfen verspürte. Sie musste jetzt das Richtige sagen, sonst würde er davonlaufen.
    »Vielleicht werden Sie Ihrem Bruder in einer anderen Sphäre begegnen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich kann nichts versprechen. Wenn Sie beide Traveler sind, könnte es passieren. Die Tabula wird Michael beibringen hinüberzuwechseln.«
    Gabriel blickte ihr direkt in die Augen. Für einen Moment war sie von seinem Mut und seiner Kraft überrascht. Dann senkte er den Kopf und wurde wieder zu einem gewöhnlichen jungen Mann in Jeans und verwaschenem T-Shirt.
    »Vielleicht belügen Sie mich«, sagte er leise.
    »Das Risiko werden Sie eingehen müssen.«
    »Sind Sie sicher, dass wir den Wegweiser finden, wenn wir nach Arizona fahren?«
    Maya nickte. »Er lebt in der Nähe von San Lucas.«
    »Ich fahre hin und treffe mich mit ihm. Dann entscheide ich, was ich tun werde.«

    Er stand auf und verließ das Zimmer. Maya blieb auf dem Sofa sitzen, das Jadeschwert in Händen. Die Klinge war sorgfältig eingeölt. Der Stahl blitzte auf, als sie das Schwert durch die Luft schwang. Pack es ein, ermahnte sie sich selbst. Versteck seine Macht im Dunkeln.
     
    Aus der Küche hörte sie Stimmen. Maya trat vorsichtig auf, damit die Holzdielen nicht knarrten. Sie schlich ins Esszimmer und spähte durch den Türspalt. Hollis und Vicki waren zurück. Sie bereiteten das Mittagessen zu, während sie den neuesten Klatsch aus der Kirchengemeinde austauschten. Anscheinend war zwischen zwei alten Damen ein Streit darüber ausgebrochen, wer die beste Hochzeitstorte backe; über diese Frage hatte sich die Gemeinde entzweit.
    »Und als meine Cousine ihre Hochzeitstorte bei Miss Anne in Auftrag gab, erschien Miss Grace zum Empfang und tat so, als würde ihr beim Essen übel.«
    »Das überrascht mich nicht. Mich überrascht allerdings, dass sie keine tote Kakerlake in die Tortencreme eingeschmuggelt hat.«
    Sie mussten beide lachen. Hollis lächelte Vicki an und sah dann schnell zur Seite. Maya ließ die Dielen knarzen, um sich bemerkbar zu machen. Sie wartete noch einen Moment und betrat dann die Küche. »Ich habe mit Gabriel gesprochen. Er wird den neuen Reifen aufziehen. Morgen früh fahren wir los.«
    »Wohin?«, fragte Hollis.
    »Wir verlassen Los Angeles. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
    »Okay. Ist Ihre Entscheidung.« Hollis zuckte mit den Schultern. »Können Sie mir überhaupt irgendwas verraten?«
    Maya setzte sich an den Küchentisch. »Es stellt ein Sicherheitsrisiko dar, mit einem Scheck zu bezahlen oder Geld über ein Bankkonto zu bewegen. Was das angeht, hat die Tabula
ihre Beobachtungsmethoden sehr verfeinert. In einigen Tagen werden Sie eine Zeitschrift oder einen Katalog erhalten. Auf dem Umschlag klebt eine deutsche Briefmarke. Zwischen den Seiten sind Hundertdollarscheine versteckt. Wir werden bis zu drei Lieferungen benötigen, aber insgesamt werden wir Ihnen fünftausend Dollar zahlen.«
    »Das ist zu viel«, erwiderte Hollis. »Abgemacht waren tausend Dollar pro Tag, und ich habe Ihnen nur zwei Tage

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