Traveler - Roman
Befehle in seine Tastatur, um das Objektiv des Spider schärfer zu stellen. Er sah, wie Nathan Boone auf dem Wandbildschirm erschien. Die kleinen Quadrate am unteren Rand des Bildschirms zeigten Porträtaufnahmen der ausländischen Bruderschaftler.
»Guten Tag, allerseits.« Boone sprach in ruhigem Ton, wie ein Angestellter des Finanzministeriums, der die Höhe der Staatseinnahmen referiert. »Als Erstes möchte ich Sie kurz mit den jüngsten Entwicklungen bezüglich Michael und Gabriel Corrigan vertraut machen. Vor einem Monat habe ich angeordnet, die beiden Brüder rund um die Uhr zu beobachten. Zu diesem Zweck wurden vor Ort freie Mitarbeiter engagiert, und es wurde auch Personal aus anderen Städten nach Los Angeles verlegt. Die Aufgabe des Einsatzteams bestand
darin, umfassende Informationen über die Persönlichkeit der Zielpersonen zu sammeln. Die Corrigans sollten so lange nicht in Gewahrsam genommen werden, wie keine eindeutigen Hinweise auf eine bevorstehende Flucht vorlagen.«
Auf dem Bildschirm erschien die Videoaufnahme eines schäbigen zweistöckigen Gebäudes. »Vor mehreren Tagen trafen sich die Brüder abends in dem Hospiz, in dem sich ihre todkranke Mutter befand. Unser Team verfügte nicht über eine Wärmebildkamera, aber über einen Audioscanner. Rachel Corrigan sagte Folgendes zu ihren Söhnen …«
Aus den Lautsprechern drang die schwache Stimme der sterbenden Frau: »Euer Vater … war ein Traveler … Ein Harlequin namens Thorn hat uns aufgespürt … Wenn ihr die Fähigkeit besitzt, dann müsst ihr euch vor der Tabula verstecken.«
Erneut tauchte Boones Gesicht auf dem Bildschirm auf. »Rachel Corrigan ist wenige Minuten danach gestorben. Als die Brüder später das Hospiz verließen, beschloss Mr. Prichett, der zu diesem Zeitpunkt das Überwachungsteam leitete, Michael Corrigan festzusetzen. Leider folgte Gabriel seinem Bruder und griff auf dem Highway eines unserer Fahrzeuge an. Den Corrigans gelang die Flucht.«
»Wo sind sie jetzt?«, fragte Nash.
Lawrence beobachtete, wie eine weitere Videoaufnahme eingespielt wurde. Die Brüder Corrigan verließen gerade ein kleines Haus, eskortiert von einem hünenhaften Mann, der wahrscheinlich aus der Südsee stammte, und einem kahlköpfigen, mit einem Gewehr bewaffneten Latino.
»Am nächsten Tag hat eines unserer Überwachungsteams beobachtet, wie sich die Brüder in Begleitung von zwei Bodyguards für kurze Zeit in Gabriels Haus aufhielten. Eine halbe Stunde später waren sie zu viert in Michaels Wohnung und haben einige Kleidungsstücke mitgenommen. Anschließend
sind sie zu einer Textilfabrik in der City of Industry gefahren, einem östlichen Vorort von Los Angeles. Die Fabrik gehört einem gewissen Frank Salazar. Dieser Mann hat sein Geld ursprünglich mit illegalen Geschäften verdient, besitzt aber inzwischen mehrere legale Firmen. Salazar ist finanziell an einem von Michael Corrigans Bürogebäuden beteiligt. Momentan bewachen seine Männer die Brüder.«
»Und die beiden halten sich nach wie vor in der Fabrik auf?«, fragte Nash.
»Jawohl. Ich bitte um die Erlaubnis, das Gebäude heute Abend zu stürmen und die Brüder in unsere Gewalt zu bringen.«
Die Männer am Konferenztisch schwiegen kurz, dann ergriff der glatzköpfige Moskauer Vertreter der Bruderschaft das Wort. »Befindet sich die Fabrik in einem Wohngebiet?«
»Jawohl«, antwortete Boone. »In zirka fünfhundert Metern Entfernung stehen zwei Apartmentgebäude.«
»Der Vorstand hat vor Jahren den Beschluss gefasst, Aktionen zu vermeiden, durch die wir die Aufmerksamkeit der Polizei erregen könnten.«
General Nash beugte sich vor. »Wenn wir es mit einer Routineoperation zu tun hätten, würde ich Mr. Boone Anweisung geben, sich vorerst zurückzuhalten und auf eine bessere Gelegenheit zu warten. Aber die Lage bei uns hat sich drastisch verändert. Dank des Quantencomputers haben wir die Möglichkeit, einen sehr mächtigen Alliierten zu gewinnen. Wenn das Transzendenzprojekt Erfolg hat, werden wir endlich über die notwendige Technologie zur Kontrolle der Bevölkerung verfügen.«
»Aber dafür brauchen wir einen Traveler«, warf einer der Männer am Tisch ein.
General Nash klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Ja. Und nach unserem Kenntnisstand gibt es keine Traveler mehr. Diese beiden jungen Männer sind die Söhne eines aktiven
Travelers, und das bedeutet, dass sie womöglich seine Gabe geerbt haben. Wir müssen sie in unsere Gewalt bringen. Eine
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