Treffpunkt Las Vegas
sie versuchte vielmehr, ein verschämtes Lächeln aufzusetzen. Allerdings gelang ihr das nicht recht, und so wurde es ein reichliches Geziere, das mir auffiel, als sie sich wieder der Windschutzscheibe zuwandte.
Im Sal=Sagev=Hotel trug sich Bertha ins Anmelderegister ein. Ihr Kavalier, der sich immer noch dicht an ihrer Seite hielt, schaute ihr über die Schulter und sagte überrascht: »Das ist ja ein Zufall! Ich treffe mich hier nämlich mit dem Bevollmächtigten eines Herrn, der ebenfalls Cool heißt.«
Bertha ging ein Licht auf: »Sind Sie etwa Mr. Whitewater?« fragte sie.
»Whitewell«, verbesserte ich sie.
Jetzt schien er völlig verblüfft. »Aber, ich... ich...« Nun wandte er sich mir zu: »Sind Sie vielleicht Mr. Lam?«
Ich nickte nur.
»Jetzt brauchen Sie mir nur noch zu bestätigen, daß Mr. Cool eine Dame ist!«
Bertha war schon wieder Herr der Situation. »Ich leite die Agentur unter dem Namen B. Cool. Das erspart eine Menge überflüssiger Erläuterungen.«
Auch Whitewell schaltete nun schnell. »Dann wollen wir keine Zeit verlieren und gleich nach oben gehen, um die Sache zu besprechen. Vielleicht in Ihrem Zimmer, Mrs. Cool?«
»Ich habe nichts dagegen. Sagen wir in zehn Minuten.«
Sein Zimmer lag ein Stockwerk tiefer als unsere. Nachdem er aus dem Lift gestiegen war, meinte Bertha: »Ein ganz netter Kerl, nicht wahr?«
Ich war nicht ganz ihrer Meinung und ließ ein mißbilligendes, protestierendes Brummen vernehmen.
Auf Bertha machte das aber keinen Eindruck.
»Wirklich ein gebildeter, ein distinguierter Herr«, wiederholte sie nachdenklich.
»Na ja, das ist Geschmackssache«, räumte ich ein, »aber wie ist es denn mit deiner Schokolade? Willst du nicht die zweite Tafel essen?«
»Jetzt nicht, Liebling. Ich habe ein wenig Kopfweh und werde sie mir aufheben, bis ich mich besser fühle. Nun mach aber, daß du auf dein Zimmer kommst, und sei mir ja in zehn Minuten wieder zurück! Ich möchte Mr. Whitewell nicht warten lassen.«
»Keine Sorge. Ich werde pünktlich sein.«
Ich machte mich schnell frisch und stand genau neuneinhalb Minuten später wieder vor Berthas Tür. Im gleichen Augenblick kam auch Whitewell den Flur entlang.
Bertha öffnete uns, eingehüllt in eine Wolke von Lavendelduft.
»Treten Sie näher, Mr. Whitewell. Machen Sie nur keine Umstände, und suchen Sie sich ein bequemes Plätzchen aus. Donald, du setzt dich am besten in den Sessel dort drüben.«
Wir nahmen Platz. Whitewell warf mir einen leicht ironischen Blick zu und sagte zu Bertha: »Er ist nicht ganz der Typ, dem zu begegnen ich erwartet hatte.«
Bertha wartete mit einem spröden Lächeln auf und sagte mit schäkernder Stimme: »Und über meinen Typ waren Sie wohl auch überrascht, nicht wahr?«
»Das kann man wohl sagen, sehr sogar. Ich kann mir eine so zartbesaitete und kultiviert veranlagte Dame in einem solchen Beruf einfach nicht vorstellen. Ist diese Tätigkeit für Sie nicht zu anstrengend?«
»Aber ganz und gar nicht«, antwortete Bertha mit gespreizt klingender, Höflichkeit vorgebender Stimme. »Im Gegenteil: Die Arbeit ist doch so interessant. Den unangenehmen Teil der Aufträge bearbeitet natürlich Donald. Was dürfen wir denn für Sie tun?«
»Es handelt sich um eine junge Dame. Ich möchte, daß Sie sie finden,«
»Da ist Donald genau der richtige Mann für Sie. Solche Aufgaben löst er im Schlaf. Er hat gerade einen ähnlichen Fall erfolgreich abgeschlossen.«
Whitewell schien das nicht sogleich zu überzeugen. »Hm, ich glaube, mein Fall liegt doch etwas anders«, meinte er zögernd.
»Sind Sie vielleicht der Vater des Mädchens?« fragte Bertha vorsichtig.
»Nein, das nicht. Aber der Vater des jungen Mannes, der von ihrem Verschwinden sehr betroffen ist — recht erheblich sogar, möchte ich sagen.«
Wir ließen ihm Zeit, Gedanken und Worte zu ordnen. Whitewell schlug die Beine übereinander, knipste bedächtig die Spitze einer Zigarre ab und fragte dann: »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
»Aber bitte, rauchen Sie nur«, ermunterte ihn Bertha. »Ich habe es ausgesprochen gern, wenn ein Mann Zigarren raucht. Das ist so durch und durch männlich.«
Er zündete sich die Zigarre an, legte das Streichholz sorgfältig in den Aschenbecher und begann seinen Bericht:
»Wissen Sie, ich habe nur einen Sohn, an dem ich sehr hänge. Philip heißt er. Ich selbst betreibe eine Werbeagentur. Philip tritt jetzt als Partner in die Firma ein. Als Hochzeitsgeschenk soll Philip die Hälfte der
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