Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
in Verbindung mit handlungssicherem Auftreten und zielsicherer Denkweise, sowie dem Verschmelzen mit der Waffe. Ein Kletterparcours wurde in der großen Sporthalle im PAI (Polizeiausbildungsinstitut) in Stukenbrock aufgebaut, bei dem Klettertechniken, Knotenkunde und Ausdauer überprüft wurden. In der Schwimmhalle wurde das Tauchen und Belastungsschwimmen in Kleidung geübt. Die Waffenkunde, Theorie und das Waffenreinigen gehörten ebenfalls zum täglichen Programm. Der Abschluss des ersten Teils der Ausbildung fand in einem abgelegenen Steinbruch in Hemer statt, in dem sich ein Hindernisparcours befindet, der regelmäßig von verschiedenen europäischen Spezialeinheiten genutzt wird. Diesen gilt es in voller Montur zuerst alleine und dann gemeinsam im Team zu bewältigen. Wer einmal den Film «Full Metal Jacket» gesehen hat, kann sich die Stationen des Parcours ungefähr vorstellen. Es gilt eine Art Bushaltehäuschen zu erklettern, ebenso wie verschiedene Balken, einen großen Tisch, eine fünf Meter hohe Mauer mittels eines Seiles, schmale Planken in luftiger Höhe zu überschreiten, Gräben zu durchqueren und gegen Ende eine längere Strecke zu hangeln und dannrücklings an einem Seil zu klettern. Trotz blutender Hände, Schmerzen und Stauchungen gab jedoch niemand auf. Der Parcours war eine Qual und auch ich stieß an meine Grenzen. Das wochenlange Training, verbunden mit dem zwanghaften Abnehmen und der daraus resultierenden Diät, machte mir konditionell immer mehr zu schaffen. Die meisten Teilnehmer waren im Schnitt 25 Jahre und ich mit 32 bereits der Älteste. Dies war unter anderem auch der Grund, warum ich zum Sprecher der SEK-Anwärter auserkoren wurde. Nach sechs Wochen Ausbildung am Standort hatte sich die Ernüchterung bei mir durchgesetzt. Es war alles ganz anders, als ich es mir erträumt hatte. Ein einziges „Herdendenken“ und den ganzen Tag nur das stupide Laufen, Laufen, Laufen, Klettern, Klettern, Abseilen, Schießen. Furchtbar! Ich war ausgebrannt und fühlte mich meiner Bärenkräfte beraubt, fühlte mich mies und schlapp, und schon seit einiger Zeit graute mir vor dem nächsten Morgen. Ich musste um 5:20 Uhr aufstehen, über eine Stunde zur Ausbildungsstelle fahren, um pünktlich um 7:00 Uhr dienstbereit zu sein. Nach Feierabend geriet ich in der Regel in die Rush Hour und saß oft bis zu eineinhalb Stunden im Auto. Zusammengefasst befand ich mich jeden Tag rund zweieinhalb Stunden zusätzlich zur Dienstzeit im Pkw, verbrauchte erheblich mehr Sprit, verdiente weniger, um zu einer Arbeit zu fahren, auf die ich mich weder freute noch weiterhin mich für sie motivieren konnte. Zu meiner Dienststelle in Detmold benötigte ich lediglich eine Fahrzeit von zehn Minuten, weswegen kaum Spritkosten anfielen. Zusätzlich hatte ich auch mehr Geld auf der Lohnabrechnung stehen. Nicht zu unterschätzen, dass mir das eigenverantwortliche Arbeiten im Zweierteam deutlich mehr lag, als das in einer großen Gruppe. All das bedenkend, fasste ich mit der Beendigung des ersten Teils der SEK-Ausbildung einen Entschluss, bevor es in den zweiten Abschnitt zur Einkasernierung nach Selm-Bork ging. Ich brach die Ausbildung ab und kehrte in meine Heimatbehörde nach Detmold zurück. Ich will nicht sagen, dass mein Traum zerbrach, aber das Feuer loderte nicht mehr. Ich bin froh und stolz, mein Ziel erreicht zu haben, denn so kann ich immer zurückblicken und mir sagen, dass ich es geschafft habe. Als ich zum ersten Mal wieder zum Wachdienst nach Detmold fuhr, hatte ich ein Lächeln auf denLippen, so sehr freute ich mich, dieses Kapitel hinter mir gelassen zu haben. Außer mir beendete ein weiterer Kamerad aus freien Stücken die Ausbildung, nachdem mehrere andere schon verletzungsbedingt ausgeschieden waren. Dieses ist signifikant für die Ausbildung beim SEK. Die Bewerber werden systematisch und eintönig kaputttrainiert. Wenn man zum Beispiel zwei Tage hintereinander ununterbrochen an einem dicken Strick „turnen“ muss, um das Abseilen von einem Hubschrauber zu simulieren, ist es kein Wunder, dass die Armsehnen total überreizt werden und oft schmerzbedingt versagen. Es gibt genügend Möglichkeiten, das Abseilen zu trainieren, dass man es auch kann, wenn man es benötigt, ohne die Mannschaften „künstlich“ einem solch’ hohen Verschleiß auszusetzen. Die Ausbilder dürften mit solch unprofessionellen Methoden in keinem Verein das Training leiten, dessen bin ich mir sicher. Umso mehr stellt sich die Frage
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