Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
nach dem Sinn, wenn man sich die Aussage eines Kommandoführers vor Augen führt, der angab, sich innerhalb von zehn Jahren im Einsatz nicht ein einziges Mal von einem Hubschrauber abgeseilt zu haben. So viel zu Anspruch und Wirklichkeit. In meinen Augen hat sich das Bild des SEK mit solchen Aktionen in eine Gruppe voller Selbstdarsteller und komplexbeladener Psychos gewandelt, die sich am Standort fast nur langweilen, weil es einfach nichts zu tun gibt. Mit der Ausnahme vielleicht, mal einen untrainierten 58-Jährigen bei einer Räumungsklage aus einer Wohnung zu holen, weil dieser vorher mit Gewalt gedroht habe. Ja, liebe Leser und Leserinnen, in Deutschland finden zum Glück nicht allzuviele Banküberfälle und Geiselnahmen statt.
3. Ein Hells Angel namens Toni
Thorsten war schon immer ein leidenschaftlicher Motorradfahrer, dazu ein kleiner Raufbold, der es genoss, das ein oder andere Glas zu heben. Alles in allem aber war er ein guter Junge mit vernünftigen Einstellungen. Er absolvierte seine Bundeswehrzeit als Zeitsoldat bei der Marine und erwarb im Anschluss im zivilen Leben den Meisterbrief im Kfz-Gewerbe. Seine große Leidenschaft war das Zusammenschrauben von Motorrädern. Dies endetedarin, dass er sich irgendwann selbstständig machte und unter dem Namen CRC-Custombikes (Chopper-Racing-Center) wahre Traummotorräder auf der Basis von Harley-Davidson fertigte, umbaute und individualisierte. Und sein Handwerk verstand er. Seine andere Leidenschaft war eng damit verknüpft. Er liebte das Motorradfahren und wollte dieses mit Gleichgesinnten gemeinsam erleben. So gründete er die erste Harley-Fahrgemeinschaft in Lippe. Nach einigen Jahren über diverse Stationen von Motorradclubs, wie zum Beispiel dem Spiders MC aus Bad Pyrmont, wollte er sich seinen Lebenstraum erfüllen und ein Mitglied der Hells Angels werden. Der Hells Angels MC ist der bekannteste (nicht der älteste) Club der Welt. Als er nun ein Mitglied der Hells Angels Hannover während eines Urlaubs auf einer spanischen Insel kennenlernte, spielte das Schicksal mit. Der Angel lud ihn ein, in Hannover vorbeizuschauen, und er ließ nicht lange auf sich warten. Thorsten fuhr nach Hannover, um vor dem dortigen Charter „vorzusprechen“. Diese Prozedur muss man sich so vorstellen: Inmitten der Mitglieder des Charters muss man viele Fragen über sich ergehen lassen. Die Wichtigste ist: Warum will man ein Hells Angel werden und was sind die Beweggründe? Es ist quasi eine andere Form einer „Auswahlkommission“. Wenn man die Fragen zur Zufriedenheit der Mitglieder beantwortet und zudem kein „Bulle“ oder ein Farbiger (In den Statuten der Angels steht nämlich, dass kein Cop und kein Farbiger jemals ein Hells Angel werden kann.) ist, wird abgestimmt. Wenn einstimmig für den Interessenten abgestimmt wird, bekleidet er den untersten Rang in der Organisation des HAMC, nämlich den eines Hangarounds. Der Sergeant at Arms (für die Disziplin im Club zuständig) oder der Präsident übergibt demjenigen nun einen kleinen Aufnäher mit dem Namen der Stadt, in dem das Charter ansässig ist. In Thorstens Fall war es „Hannover“. Dieser Aufnäher wird dann auf der linken Brustseite der Kutte aufgenäht. Thorsten war damit Hangaround des HAMC Hannover und somit einer der „Wasserträger“ und „Diener“ der Member (Clubbrüder) seines Charters. Und da in den Clubs niemand unter seinem richtigen Namen läuft und Spitznamen quasi Pflicht sind, erhielt Thorsten das schlichte Pseudonym „Toni“. Die Zeit seiner Bewährung war angebrochen. Am erfolgreichen Ende dieser ersten Phasewinkt nach ein oder zwei Jahren das Patch eines Prospects, dem nächsthöheren Rang. Erst mit diesem erhält man überhaupt das Recht, das Rückenabzeichen des Clubs zu tragen, jedoch noch nicht den Hells-Angels-Schriftzug oder gar den geflügelten Totenkopf. Toni trug nun die Insignien „MC“ und den Bottomrocker „Hannover“ auf der Rückseite seiner Kutte. Zum damaligen Zeitpunkt musste der sogenannte „Pate von Hannover“, der Präsident des HAMC Hannover Falk G., wegen schwerer Körperverletzung eine dreieinhalbjährige Haftstrafe antreten, weil er einen angehenden „Clubbruder“ nach einem Streit fast totgeschlagen hatte. Ich kenne sein Opfer. Es war Hans aus Paderborn. Ein guter Sportler und ehemaliger Europameister im Bodybuilding. Aber er war eben schon seit ewigen Zeiten auch ein Lude. Nicht das Rockerleben und Motorradfahren waren für viele Leute aus dem
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