Treueschwur
begrüßte Bollis sie, hob ihre rechte Hand und küsste sie altmodisch. Sein Raubtierblick betrachtete ihre grünen Augen und ihr rotgoldenes Haar, glitt über ihren Schulterschmuck mit dem eingewobenen Hügel kaskadierender Blumen und sank dann noch weiter hinab, um ihre schlanke Gestalt in dem knapp geschnittenen Gewand zu mustern, das sie umhüllte. Ohne Frage waren Piraten und die Probleme, die Piraten mit sich brachten, das Letzte, was ihm durch den Kopf ging. »Ich versichere Ihnen, dass Mufti Glovstoak und die gesamte Sektorregierung willens und entschlossen ist. Sie in Ihrer Notlage zu unterstützen. Warum suchen wir uns nicht ein ruhiges Eckchen, wo Sie mir Genaueres über Ihre Situation erzählen können?«
»Das wäre wirklich.« Mara brach ab, und auf ihrem Gesicht zeigte sich flüchtig ein widerwilliges Stirnrunzeln, um sogleich wieder zu verschwinden. »Das wäre wirklich wundervoll.«
»Geht es Ihnen gut?«, fragte Deerian.
»Ich habe mich bloß einen Moment lang ein wenig seltsam gefühlt.« Mara ließ den kränklichen Ausdruck erneut über ihr Gesicht huschen, diesmal begleitet von einer leichten Unsicherheit in ihrer Haltung.
»Vielleicht sollten Sie sich einen Augenblick hinsetzen.« Deerian musterte sie eingehend. »Ambrostine kann einem leicht zu Kopf steigen, wenn man nicht daran gewöhnt ist.«
»Ich dachte, das wäre ich«, sagte Mara und verlieh ihrer Stimme eine gewisse Rauigkeit. In Wahrheit war sie bestens vertraut sowohl mit Ambrostine als auch mit den Folgen, die es hatte, wenn man zu viel davon trank.
Und zumindest Bollis wusste offenbar ebenfalls um das Sinken aller Hemmschwellen, das die nächste Phase des Rauschs kennzeichnete. »Erlauben Sie, dass ich Sie irgendwo hinbringe, wo Sie sich hinlegen können«, bot er an, und seine Augen leuchteten ein bisschen heller. Er trat an ihre Seite und griff nach ihrem Arm, um sie zu stützen.
Zu Maras gelinder Überraschung war Deerian schneller. »Mufti Glovstoak erwartet sicher, dass Sie sich um seine Gäste kümmern«, erinnerte der General Bollis, als er Mara geschickt von dem jüngeren Mann wegdirigierte. »Ich kenne mich im Palast aus - ich finde einen Ort. wo sich die Countess erholen kann.«
Bevor Bollis die richtigen Worte für einen höflichen Protest fand, hatte Deerian Mara bereits um ein komplett in Schimmerseide gekleidetes Paar herummanövriert und führte sie auf eine der Seitentüren zu.
Abgesehen von den Paaren livrierter Wächter, die an jeder Gabelung Wache standen, waren die Korridore außerhalb des Ballsaals verwaist. Keine der Wachen stellte sich Deerian in den Weg oder hielt ihn auf. als er sie in ein abgedunkeltes Büro zwei Flure weiter führte. »Meine Feldbüros beziehen ihre Möbel vom selben Lieferanten wie die Untergebenen von Mufti Glovstoak«. erklärte er Mara, als er das Licht auf niedriger Dimmstufe einschaltete und sie zum Konferenzkreis in der Mitte des Raums geleitete. »Ich kann Ihnen aus persönlicher Erfahrung versichern, dass diese Sofas genau das Richtige für ein kurzes Nickerchen sind.«
»Ich glaube, im Augenblick könnte ich sogar in einem Baggerloch schlafen«, murmelte Mara und nuschelte die Worte leicht, während sie ihre Augenlider zufallen ließ.
»Vielen Dank.«
»Es war mir ein Vergnügen. Countess«, sagte Deerian, während er ihr dabei half, sich auf einem der Sofas auszustrecken. »Ambrostine ist ein heimtückischer Gegner.«
»Ich meinte für. Sie wissen schon.«
Er lächelte auf sie hinab. »Auch das war mir ein Vergnügen«, versicherte er ihr. »Wie alt sind Sie? Achtzehn? Neunzehn?«
»Achtzehn.«
Deerians Lächeln wurde ein wenig spröde. »Ich habe eine Enkelin in diesem Alter. Die würde ich auch nicht mit Bollis allein lassen. Schlafen Sie, solange Sie möchten, Countess. Ich sorge dafür, dass man Sie nicht stört.«
Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Mara rollte vom Sofa, durchquerte den Raum und presste ihr Ohr gegen die Tür, während sie die Audioverstärkungstechniken anwandte, die der Imperator sie gelehrt hatte.
Selbst mit dieser Hilfe war sie kaum imstande, zu verstehen, was Deerian zu den Wachen sagte, die dem Büro am nächsten waren. Aber sie hätte wetten können, dass er ihnen mit eindeutigen Worten zu verstehen gab, dafür zu sorgen, dass niemand die junge Dame belästigte. Das Gespräch endete, und Deerians Schritte verklangen in Richtung des Ballsaals.
Nachdem sie ihr Gehör wieder auf normal eingestellt halte, schaltete Mara
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