Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Gegner aus?»
«Möglicherweise wäre es zu aufwändig.» Rix hatte von den dreien am meisten Erfahrung im Kriegshandwerk und so führte er aus: «Die Iril leben nicht auf einer Welt, sondern reisen wie Nomaden durch die Galaxie. Es ist schwer, ein Volk zu kontrollieren, das man nicht an einer zentralen Stelle angreifen kann. Man muss seine eigenen Kräfte aufteilen, sie zersplittern und natürlich den Nachschub sichern. Das ist ein großer Aufwand und gefährlich, wenn man sich zur gleichen Zeit bereits im Krieg befindet. Die Merdianer kämpfen seit Jahrhunderten, oft an mehreren Fronten. Warum sollten sie also ihre Kräfte von den bestehenden Krisengebieten abziehen, um ein schwaches, unterentwickeltes Volk anzugreifen? Das Risiko ist durch den Nutzen nicht aufzuwiegen.»
«Klingt vernünftig», meinte Blaine.
Scyna hatte während der Diskussion nicht wirklich zugehört. Ihre Gedanken waren abgeschweift und ihre Blicke an den Kunstwerken an den Wänden hängen geblieben. Sie genoss deren Schönheit und folgte den verschlungenen Symbolen, die sie zu einer Erkenntnis führen wollten, die sie nur erahnen konnte.
«Was ist? Kommst du?», riss Rix’ Stimme sie aus ihren Gedanken.
Scyna schreckte zusammen. Sie war vor einem Fresko stehen geblieben, ohne sich dessen bewusst zu sein. «Ähm, sicher. Ich komme.»
***
An Bord der Leved dachte Blaine über die militärische Zurückhaltung der Merdianer gegenüber den Iril nach. Natürlich hatte Rix Recht, dass es ein aufwändiger Krieg werden würde, aber er glaubte nicht, dass dies der Grund war. Wenn dem wirklich so wäre, woher stammten dann all die Schauergeschichten und Legenden, die sich um die Iril rankten? Wieso wurden sie nie dementiert? Es gab Leute, die davon lebten, Abenteuergeschichten zu erfinden, in denen die Merdianer von wagemutigen Iril-Agenten herausgefordert und geschlagen wurden. Dieser Zauber, der die Iril umgab, konnte den Merdianern nicht gefallen, also warum stoppten sie ihn nicht? Dafür brauchten sie nicht das ganze Volk zu unterjochen, einige konzentrierte Aktionen würden genügen, um die Überlegenheit des Reichs zu beweisen und alle Sagen und Gesänge über die Macht der Iril verstummen zu lassen – die Unbesiegbarkeit der Merdianer wäre erneut bewiesen.
Doch diese Gedanken brachten sie im Moment nicht weiter. Ein Wrack wartete darauf, von ihnen untersucht zu werden. Woher es auch stammte, es würde sicherlich etwas darin zu finden sein, was sich zu verkaufen lohnte. Blaine beschloss, den Standort zu wechseln und einmal um das Wrack herumzufliegen. Die Sensorsignale der Leved schienen von der Außenhaut des Wracks aufgesogen zu werden und waren nicht in der Lage, ihm befriedigende Informationen über das Wrack zu geben, also wollte er es mit eigenen Augen erkunden.
Er hätte die Leved über das Computerinterface steuern können, doch da er sich weniger damit beschäftigen mochte, das Schiff zu fliegen als das Wrack zu betrachten, setzte er sich ans Steuerpult. Die Steuerung reagierte exakt, aber nicht überempfindlich. Auf dem linken Flügel der Leved zündeten die entsprechenden Triebwerkabschnitte kurz und schubsten das Schiff nach Steuerbord. Mit einer gleitenden Bewegung flog es an der Außenwand des Wracks vorbei, seine starken Scheinwerfer rissen strahlende Kegel aus der Dunkelheit des Alls. Hin und wieder trafen die Lichtstrahlen auf Fenster, allesamt von Lamellen verdeckt wie müde Augen, die vom Licht geblendet würden. So beeindruckend der künstlerische Aspekt der Außenhaut auch war, er verlor für Blaine bald seine Faszination. Die Eintönigkeit der gesammelten Daten, oder vielmehr ihre Unvollständigkeit, verärgerte ihn. Wie konnte man ein Schiff wie die Leved bauen und so hohe Geldsummen für den Luxus der Passagiere aufbringen, sie dann aber mit Sensoren ausstatten, die kaum mehr erkannten als das bloße Auge?
Blaine war versucht, die Sonden herzuholen, aber wer würde dann ihre Umgebung im Auge behalten? Es war besser, sie weiter Schmiere stehen zu lassen und auf einen Fund von Rix oder Scyna zu hoffen.
Nach einer Weile erreichte die Leved die Explosionsstelle. Die Überreste des zerstörten Hecks standen in krassem Gegensatz zur Schönheit des vorderen Schiffsrumpfs. Sie waren zerschmolzen oder scharfkantig, ein Chaos aus verborgenen und geknickten Trägern, Wand- und Bodenteilen. Hier produzierten die Scheinwerfer mehr Schatten als Licht, warfen nadelscharfe Schwärze in Lichtkleckse.
Wieder zündeten
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