Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
wollte sie so gar nicht zu dem kleinen, dicklichen Reporter passen. Aber sie war ja auch von ihm geschieden.
»Warum haben Sie sich eigentlich von Ihrem Mann getrennt?«, fragte Kalkbrenner.
»Was wollen Sie hören? Die ausführliche Reportage
oder nur den Teaser?« Sie lachte. »Sein Job war der Grund. Die unregelmäßigen Arbeitszeiten. Seine Unzuverlässigkeit. Und überhaupt – es passte einfach nicht mehr. Verstehen Sie? Ich bin ein Familienmensch. Wir haben zwei Kinder. Ich hätte gerne einen Mann gehabt, der für uns da ist. Und der nicht nur für die Zeitung, seinen Job und seine Geschichten lebt.«
»War das jetzt die Reportage oder nur der Teaser?«
»Was glauben Sie?«
»Meine Kollegen sind der Ansicht, Sie wissen, wo sich Ihr Exmann versteckt hält.«
»Da muss ich Ihre Kollegen leider enttäuschen. Warum sollte ich?«
»Sie waren mit ihm verheiratet.«
»Richtig, ich war. Vergangenheit. Jetzt kann er tun und lassen, was er will.« Ihre Schultern sackten nach unten. »Und unglücklicherweise macht er genau das.« Gedankenversunken glättete sie ihren Morgenmantel. »Allerdings ist es mir ein Rätsel, warum er sich überhaupt versteckt hält. Er hat doch nichts verbrochen, oder?«
»Sagen wir es mal so: Er steckt in ernsten Schwierigkeiten.«
»Warum?«
»Es geht um mehrfachen Mord und …«
»Sie wollen doch nicht behaupten, Hardy hätte jemanden umgebracht?«
»… und um Kindesmissbrauch. Und Kinderpornografie.«
»Das ist jetzt ein schlechter Witz, oder? Hören Sie, ich …« Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Sie haben mich deshalb nach meiner Scheidung gefragt? Sie glauben, ich hätte mich von meinem Mann getrennt, weil er sich … weil er … Nein, vergessen Sie’s!«
»Es gab also keine Anzeichen dafür?«
»Ich mag ja häufig schlecht über meinen Exmann gesprochen haben. Aber das«, ihre Stimme nahm an Schärfe zu, »das ist vollkommen absurd. Er hat niemals … Er könnte niemals … Er liebt seine Kinder auf eine ganz normale Weise. Mit so etwas hat Harald nichts zu tun. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Ich befürchte, in nächster Zeit werden sich eine Menge Frauen ihre Hände dabei verbrennen.«
»Vielleicht haben Sie da recht«, meinte sie. »Aber Harald ist nicht so. Er hat nichts …«
»Es kann tatsächlich sein, dass er nichts mit der Entstehung der Kinderpornos zu tun hat«, sagte Kalkbrenner. »Und wahrscheinlich …«
»Wahrscheinlich?«
»Ja, wahrscheinlich ist er auch nicht in die Morde verwickelt. Aber ich bin davon überzeugt, dass er Informationen über die Leute besitzt, die dafür verantwortlich sind.«
»Sie sind überzeugt?« Sie sah ihn fragend an. »Aber sicher wissen tun Sie es nicht. Also ist er mit den Informationen«, sie zögerte, »nicht bei der Polizei gewesen?«
»Wieso? Wollte er?«
Sie schüttelte den Kopf, einen Tick zu hastig. »Ich meine nur: Das wäre doch normal gewesen, oder?«
»Nun, Ihr Exmann ist Reporter. Und Journalisten haben die dumme Angewohnheit, sich alles andere als normal zu benehmen, wenn es um brisante Informationen geht. Gestern zum Beispiel ist Ihr Mann …«
»Exmann!«
Kalkbrenner ignorierte sie. »… vor der Polizei geflohen. Mit einer CD. Können Sie sich das vorstellen?«
Spindler erwiderte seinen Blick, sagte aber keinen Ton.
»Es wäre bei Weitem nicht das erste Mal, dass ein Reporter Beweismaterial vor der Polizei verbergen will. Das Problem ist aber in diesem Fall, dass die Leute, über die er Informationen besitzt, über Leichen gehen, damit die Beweise niemals an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Ist Harald in Gefahr?« Sie stockte. »Sind die Kinder, sind wir in Gefahr?«
»Sie klingen nicht wirklich überrascht.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Nichts weiter.« Kalkbrenner erhob sich. »Aber keine Sorge, Ihre Wohnung wird bereits von Kollegen überwacht. Was allerdings Ihren Mann betrifft …« Das Klingeln des Telefons ließ ihn seine Ausführungen abbrechen.
»Entschuldigung«, sagte sie und nahm das Gespräch entgegen. »Ja, Karin Spindler hier?«
Sie lauschte in den Hörer.
»Guten Abend, Wolfgang.« Ihr Gesicht wurde von einer leichten Röte überzogen.
»Ja, Wolfgang, das ist wirklich schön, dass du dich meldest. Danke, uns geht es gut. … Aber die Polizei ist gerade bei mir.«
Ihr Gesprächspartner schien in einen längeren Redeschwall auszubrechen.
»Ja, das ist es. Sie suchen nach Harald. Er soll etwas über einige Morde
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