Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
des Reporters richteten sich auf. »Wie kommt es, dass der bei dir gelandet ist?«
»Christian hat ihn mir in der Nacht zu Sonntag per Mail geschickt. Er wusste nicht mehr weiter, und weil er mit zwei anderen Aufträgen beschäftigt war, hat er mich um Rat gebeten.«
»Und?«
»Ich habe die Mail erst heute Morgen in meinem Postfach gefunden. Du weißt ja, ich war am Wochenende mit der Familie beschäftigt. Und dann hab ich mich gleich rangemacht. Na ja, ehrlich gesagt habe ich mich erst damit befasst, als ich hörte, dass sie dir gekündigt haben. Da dachte ich mir, ich schaue mir die Sache lieber doch mal an.«
»Du hast sie dir angeschaut?«, fragte Sackowitz mit einem bangen Zittern in der Stimme.
»Ja, und ich wünschte mir, ich hätte es nicht getan.« Heiko klang, als würde er sich jeden Augenblick übergeben müssen.
»Das heißt, du hast das Passwort geknackt?«
Heiko kicherte freudlos. »Es befand sich mit auf der CD.«
»Das Text-Dokument!«
»Ja, und es war eigentlich ganz einfach – wenn man weiß, worauf man zu achten hat.« Heiko öffnete die Datei, und das bekannte Wirrwarr aus Ziffern und Zeichen füllte den Bildschirm.
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»Es ist Kenny-Language«, sagte Heiko. »Verstehst du?«
»Nein.« Sackowitz hatte keine Ahnung, was Heiko ihm sagen wollte.
»Kenny, die Figur aus
South Park
, hat eine eigene Sprache. Er redet nur … wie soll ich dir das beschreiben? Also er redet in etwa so: Mpf, mpf, mpf … Aber was zuerst nur sinnlos klingt, folgt einer bestimmten Logik. Im Internet gibt es sogar Übersetzer dafür. Und wer immer sie hier benutzte, hat die Kenny-Language verfremdet. Er hat das m und das f durch 1 und 0 ersetzt. Wenn du diesen Austausch rückgängig machst und den Text anschließend durch den Übersetzer jagst, erhältst du das Passwort.« Mit einem Klick machte er das Fenster zu. »Ich glaube, da hat sich jemand einen Spaß erlaubt.«
»Ein seltsamer Spaß.«
»Das kann man wohl sagen«, spuckte Heiko widerwillig hervor.
Er öffnete den orangefarbenen Ordner, der mehrere Unterordner enthielt, die mit Namen bezeichnet waren. In jedem waren Fotos abgespeichert: Bilder von Männern mit Kindern. Jemand hatte sich sehr viel Mühe gegeben, sie in eindeutigen Situationen abzulichten. Nichts deutete darauf hin, dass die Männer und Kinder in dem Moment gewusst hatten, dass man sie fotografierte. Aber das spielte nun auch keine Rolle mehr. Die Beweiskraft dieser Bilder war vernichtend.
»Ist es das, wonach du suchst?«, presste Heiko hervor.
Sackowitz überflog die Titel der einzelnen Ordner. Es waren mindestens zwanzig oder dreißig Namen, darunter Schulze, Fielmeister, Fugmann und noch viele andere bekannte Männer. An einem der Namen blieb sein Blick hängen. »Verdammt!«
»Du hast ihn entdeckt, richtig?«, fragte Heiko.
Als der erste Schock nachließ, wurde Sackowitz klar, was sein Unterbewusstsein seit dem Mittag beschäftigt hatte.
Der Fall Schulze ist abgehakt
,
hatte Bodkema erklärt.
Eine Anweisung von oben.
Unter diesem Gesichtspunkt, mit diesem Namen, der hier und jetzt vor seinen Augen flimmerte, einem Namen von ganz oben, oben in der Verlagsleitung,
erschien die Order von Bodkema in einem gänzlich neuen Licht. Ob sein Chef davon die ganze Zeit über gewusst hatte?
Angewidert wandte sich Sackowitz den restlichen Namen zu. Angesichts ihrer Fülle und ihrer Bekanntheit erfasste ihn ein Schwindelgefühl. Besonders ein Name weckte seine neuerliche Aufmerksamkeit. »Mein Gott, das ist doch …«
Er klickte den Ordner an, zwang sich dazu, die Bilder zu betrachten. Nach ein paar Sekunden hielt er es nicht mehr aus. »Kannst du mir die Namen ausdrucken?«
»Natürlich.«
»Und mir den widerlichen Rest auf CD brennen?«
Heiko reichte ihm einen Silberling. »Schon geschehen.«
Der Reporter raste ins Erdgeschoss und hastete zu seinem Wagen. Während er mit der Polo-Rostlaube durch die glatten Straßen rutschte, suchte er hektisch nach einer
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