Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
entstieg.
»Paul!«, rief er. »Man sagte mir, dass ich dich hier antreffe.«
»Mhm.«
Berger musterte den Reporter. »Er hat schon wieder zugeschlagen. Wieder eine Prostituierte. Wieder mit einer Kette.«
»Aletheia?«
Berger nickte.
»Und was habe ich damit zu tun?«
Berger schnaufte und seine Bartenden bewegten sich im kalten Wind. »Das wirst du sehen, wenn wir am Tatort sind.«
Kalkbrenner vergrub die Hände in seinen Manteltaschen. Er dachte kurz nach, dann drehte er sich zu dem Reporter um. »Okay, versprochen. Das ist Ihre Story. Geben Sie die CD meiner Kollegin.« Damit folgte er Berger zum Auto.
Anna Benson stand langsam auf, ging zu dem kleinen Jungen und hockte sich vor ihn hin. Der Junge schlotterte am ganzen Leib. Auf seiner Jacke zeichneten sich Tränenflecke ab. »Wie heißt du?«, fragte Anna.
Tabori schüttelte den Kopf. »Will nach Hause.«
»Wir bringen dich nach Hause«, versprach Muth, die hinzugekommen war.
Tabori schaute zu der jungen Polizistin auf, und irgendwie war er sich zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Berlin sicher, dass jemand ihm die Wahrheit sagte.
Nachwort
»Trieb« ist ein Roman. Ein Roman ist Fiktion. Die Personen, Ereignisse und Dialoge entstammen der Fantasie des Autors. Jegliche Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen, lebenden oder toten Personen sind zufällig.
Wahr ist jedoch, dass es in deutschen Großstädten Pädo-Kreise gibt.
Pädophile Männer haben die Wahl: Der Sextourismus führt sie oftmals in die Dritte Welt, wo sie straffrei für ihre Taten bleiben, doch seit dem Fall des Eisernen Vorhangs brauchen Männer mit dem Wunsch nach »Frischfleisch«, wie sie die kleinen Kinder nennen, nicht unbedingt mehr in die Ferne zu schweifen. Vor allem in den osteuropäischen Grenzstaaten zu Deutschland, in Polen und Tschechien, entwickelt sich eine von Zuhältern und Gewalt geprägte Szene, in der die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern eine immer größere Rolle spielt. Kinderprostitution geht dort meist auch mit Menschen
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und Kinderhandel sowie Kinderpornografie einher.
Pädosexuelle Männer können sich aber auch in Deutschland jederzeit bedienen. In nahezu jeder Großstadt gibt es für sogenannte »Girl-Lover« einen Babystrich: Mädchen, die beispielsweise wegen Drogenproblemen der Prostitution nachgehen. Manchmal werden auf diesem Babystrich auch die »Boy-Lover« oder Päderasten, also Männer, die minderjährige Jungen bevorzugen, von den Kinderhändlern oder Zuhältern bedient, doch insgesamt weist die Prostitution mit minderjährigen Jungen Unterschiede zu der mit Mädchen auf.
»Boy-Lover« tummeln sich in einer speziellen Szene, die perfider und eingespielter nicht funktionieren könnte und Schuld daran trägt, dass junge Ausreißer, sogenannte Trebegänger, über kurz oder lang in die Prostitution abrutschen und sich anschließend bis zum Erreichen der Volljährigkeit oder wenige Jahre darüber hinaus als Stricher verdingen.
Die Szene funktioniert nach folgendem Prinzip: Die Männer treiben sich in Einrichtungen der Jugendhilfe genauso wie in Einkaufszentren, Schwimmbädern, auf Abenteuerspielplätzen sowie, noch viel häufiger, an Bahnhöfen, U- und S-Bahn-Stationen herum. »Diese Szene bewegt sich in sehr verdeckten Zonen«, so Rainer Ulfers von der Anlaufstelle Basis e.V. in Hamburg. »Wir haben solche Leute schon einmal in Kaufhäusern beobachtet, wo sie in den Spielzeugabteilungen die Jungen angesprochen haben. Gerade sehr junge Obdachlose, Ausreißer und Trebegänger kommen schnell mit diesen Männern in Kontakt.«
In den Beratungsstellen für Stricher werden solche Männer auch »Frischfleischjäger« genannt
.
Es sind Männer, die zu unüblichen Zeiten unterwegs sind – vormittags, während der Schulzeit oder abends, wenn Jungen in dem gesuchten Alter üblicherweise in der Schule oder zu Hause sind. Manchmal warten diese Männer bis zu zehn oder zwölf Stunden. Sie kennen die Körpersprache ganz genau, anhand derer deutlich wird, dass es sich bei den Jungen um Wegläufer handelt und es ihnen schlecht geht. Haben die Männer einen solchen Jungen gefunden, gehen sie zielgerichtet auf ihn zu und sprechen ihn an: »Geht’s dir schlecht? Komm, ich weiß, wo du pennen kannst!«
»Wenn ein Junge merkt, dass du dich um ihn kümmerst, wirst du ihn nicht mehr los«, so die Sozialarbeiter. Das wissen auch die Frischfleischjäger. Jungen, die auf sie hereinfallen, sind emotional ausgetrocknet, haben zu Hause keine Vaterfigur,
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