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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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hatte.«
    Tabori sank in sich zusammen. Ludwig streichelte seinen Rücken.
Nur ein bisschen Trost.
Allmählich beruhigte sich der Aufruhr in Taboris Innerem.
    Ludwig half ihm auf die Beine. »Na komm, ich bring dich zurück in dein Zimmer. Dann kannst du schlafen.«

122
    Die Stimmung im
Café Verdun
näherte sich ihrem Höhepunkt. Ausgelassen schwangen mehrere Mittfünfzigerpaare ihre Beine über das Tanzparkett. Paul Ankas
I don’t like to sleep alone
war für diese Nacht ihre Rettung.
    Sackowitz wollte auf der Stelle kehrtmachen, doch die Ereignisse der vergangenen Tage, die er immer wieder wie ein blutiges Fanal vor seinem geistigen Auge sah, trieben ihn ungnädig in die Kneipe. Rücksichtslos zwängte er sich durch die vergnügte Meute. Bei dem Gedanken an ihre selige Ahnungslosigkeit lief es ihm kalt den Rücken herunter.
No
,
I don’t like to sleep alone. It’s sad to think some folks do.
    Er ignorierte jede Etikette und plumpste ungebeten und ungefragt auf den Stuhl an Tisch 141. Mit einem raschen Druck auf die Telefongabel unterbrach er die anonyme amouröse Turtelei, die anscheinend gerade im Gange gewesen war. »Wir müssen reden!«
    Magda Michels sah ihn entgeistert an. »Herr Sackowitz, Sie können doch nicht einfach …«
    »Doch, ich kann. Herr Radomski ist tot«, sagte er. »Ermordet.«
    Sie verzog keine Miene, während sie den Hörer langsam beiseitelegte. »Ich weiß.«
    Unvermittelt packte er ihren Arm, sodass sie zusammenzuckte. »Ich habe gesehen, wie er umgebracht wurde. Ich war Zeuge.«
    »Ja, die Polizei deutete so etwas an«, entgegnete sie.
    »Die Polizei war bei Ihnen?«
    »Die Beamten haben mich nach einer Verbindung zwischen Ihnen und Herrn Radomski befragt.«
    »Haben sie auch nach Herrn Fielmeister gefragt?«
    »Ja«, sagte sie und konnte ihre Verwunderung jetzt nicht mehr verbergen.
    »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Natürlich das Gleiche wie Ihnen. Dass ich nichts weiß. Obwohl, das stimmt so nicht ganz. Ich habe den Beamten mitgeteilt, dass Sie, Herr Sackowitz, sich bei mir nach Herrn Radomski erkundigt haben. Dass Sie ihn unbedingt sprechen wollten. So habe ich mich der Polizei gegenüber ausgedrückt.«
    Der DJ ließ Paul Anka ausfaden. Das kokettierende Geplänkel der Gäste waberte durch den Raum, während sich aus dem Hintergrund bereits Tom Jones zu Wort meldete:
If I only knew. What I could do.
    Endlich ließ Sackowitz Magda Michels’ Arm los. Er rieb sich die Nasenwurzel und presste konzentriert die Augenlider aufeinander. »Und Sie sind immer noch davon überzeugt, dass Herr Schulze an einem Schlaganfall gestorben ist?«
    »Was hat das denn mit dem Mord an Herrn Radomski zu tun?«
    »Gegenfrage: Was hat der Mord an Herrn Radomski mit dem Mord an Herrn Fielmeister zu tun?«
    Magda Michels antwortete nicht, aber ihre Mimik ließ erkennen, dass sie sich genauso wie Sackowitz den Kopf zerbrach.
    »Beantworten Sie meine Frage.«
    »Aber wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Herr Schulze …«
    »… einen Selbstmord begangen hat, der vertuscht wurde. Radomski wusste davon. Radomski wusste von einem Skandal. Einer Riesensauerei! Das hat er gesagt, und er hat mir sogar Beweise dafür geliefert.«
    »Na bitte, wenn dem so ist, was wollen Sie dann noch von mir? Gehen Sie, und lassen Sie mich in Frieden mit Ihrer …«
    »Was?«, fuhr er auf.
    »Mit Ihrer Suche nach der Wahrheit!«
    »Ja, genau darum geht es hier nämlich!«, schrie er.
Um die Wahrheit.
Aber nicht, weil er sich ihr als Journalist verpflichtet fühlte.
Dummes Geschwätz.
Er musste herausfinden, in was Radomski, Schulze und Fielmeister verstrickt gewesen waren, weil … »Weil mir die Beweise entwendet wurden, weil ein weiterer, unschuldiger Mensch dafür sterben musste. Und weil es jetzt«, er schluckte schwer, »jetzt um meinen eigenen Kopf geht.«
    »Dann sollten Sie wohl besser zur Polizei gehen!«
    Und damit hat sie mein nächstes Problem gleich beim Namen genannt.
»Das hat meine Exfrau auch gesagt.«
    »Dann scheint Ihre Exfrau nicht auf den Kopf gefallen zu sein.«
    »Ja, aber … ich kann nicht.« Weder konnte er den Beamten seine Flucht aus der Redaktion erklären noch die Spuren, die er an den Tatorten hinterlassen hatte. »Wahrscheinlich glaubt die Polizei, ich hätte die Morde selbst begangen, und ich kann nicht einmal das Gegenteil beweisen – jedenfalls noch nicht. Erst muss ich herausfinden, was wirklich passiert ist.«
    These are the facts of the matter. These are the names in the

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