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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Berlin unter falschem Namen eincheckte?«
    Ihre Finger bohrten ein Loch in das Taschentuch. »Ich sagte doch schon: Das weiß ich nicht.«
    »Was ist mit der Firma? Gab es noch andere Probleme als den niederländischen Lieferanten?«
    »Die gibt es immer: mit Kunden, Zulieferern, Mitbewerbern. Das ist nichts Ungewöhnliches, der Markt ist einfach schwieriger geworden.«
    »Wurde Rudolph Fielmeister vielleicht deswegen erpresst? Oder bedroht?«
    Die Sekretärin versteifte sich merklich.
    »Hatte er Feinde? Menschen, die sich seinen Tod wünschten?«
    Mit einem Mal lagen Frau Vissermanns Hände still. »Ja.«

24
    Über den Köpfen der hektisch hin und her wuselnden, blau berockten Verkäuferinnen leuchtete die bebilderte Speisekarte. Fast jedes der Fotos zeigte gegrillte Fleischklopse, die zwischen Brothälften gequetscht waren. Manche gab es mit Salat und Tomaten, die meisten aber wurden mit Käse, weißer Sauce und Ketchup angeboten
.
Die Vielfalt erschreckte Tabori.
    »Am besten schmecken Hamburger«, meinte Aidan, der Taboris Verunsicherung bemerkt hatte. »Ein Hamburger mit Käse ist ein Cheeseburger
.
Möchtest du dazu eine Cola?«
    »Cola?«
    »Kennst du keine Cola?«
    »Doch, natürlich.« Das war zwar keine Lüge, aber zu Hause hatte es nie Cola, sondern immer nur Wasser gegeben, weil Taboris Mutter alles andere zu teuer gewesen war.
    »Möchtest du Pommes?«, fragte Aidan.
    »Was sind
Pommes

    »Leckere Kartoffeln.«
    »Das kostet bestimmt sehr viel, oder?«
    »Keine Angst. Nicht wirklich.«
    »Trotzdem möchte ich nicht, dass du für mich bezahlst.«
    »Dann willst du selbst zahlen? Hast du also doch eigenes Geld?«
    Das Einzige, was Tabori hatte, war Hunger.
    »Du kannst es mir zurückzahlen, sobald du Geld verdienst«, bot Aidan an. »Ich werde dir zeigen, wie das geht.«
    »Wirklich?«
    »Wenn ich es dir doch sage.«
    Aber Tabori traute dem Versprechen nicht. Erst gestern hatten ihm Miro und seine Freunde eine saftige Abreibung verpasst, weil sie, so nahm Tabori an, geglaubt hatten, er und Florim wollten ihnen die Arbeit wegschnappen. Und jetzt lud Aidan ihn nicht nur zum Essen ein, sondern wollte ihm auch noch zeigen, wie man einen Job fand? Er glaubte ihm nicht.
    »Wovor hast du Angst?«, wollte Aidan wissen.
    Tabori befühlte seine Wange.
    »Hat dich jemand geschlagen? Wer?«
    Obwohl die Schwellung in Taboris Gesicht so gut wie abgeklungen war, konnte man sie bei genauem Hinsehen noch erkennen. Es war ihm peinlich, dass Aidan sie bemerkt hatte. Kurz angebunden erzählte er ihm von der Begegnung mit Miro.
    »Den kenne ich«, sagte Aidan, als Tabori geendet hatte.
    »Hat er dich auch geschlagen?«
    Aidan ging nicht darauf ein. »Und was hat dieser Miro noch mal zu euch gesagt, bevor er ausgeflippt ist?«
    »Ich glaube: ›Ihr lasst die Finger davon.‹«
    »Nein, das andere.«
    »›Das sind unsere Typen.‹ Aber ich hab keine Ahnung, was er damit gemeint haben könnte.«
    »Und als Arbeit wolltet ihr am Bahnhof Koffer tragen?«, fragte Aidan.
    »Was denn sonst?«
    Erneut blieb Aidan ihm eine Antwort schuldig.
    Sein Schweigen verwirrte Tabori. »Weißt du, was Miro damit sagen wollte?«
    »Ich glaube, das war einfach nur ein Missverständnis.«
    »Du meinst, er hat …«
    »… euch verwechselt, ja, das meine ich«, sagte Aidan.
    Das klang schlüssig. Dennoch hatte Aidans Stimme etwas an sich, das Tabori beunruhigte. Wie wenn jemand eine Lüge erzählte. War etwa auch Aidan mit Miro aneinandergeraten? Aber wenn er nicht darüber reden wollte, mochte Tabori ihn auch nicht dazu drängen.
    »Vergiss die Sache einfach«, schlug Aidan vor.
    »Ja, das ist wahrscheinlich besser«, fand auch Tabori.
    »Nicht alle Jungs sind so wie Miro. Und du auch nicht, Tabori, oder?«
    »Nein, so bin ich ganz bestimmt nicht.«
    »Versprochen?«
    Wieder konnte sich Tabori keinen Reim auf Aidans Worte machen. Aber es stimmte: Nicht jeder Junge war so wie Miro. Aidan war nicht so wie er. Und er, Tabori, erst recht nicht. »Ja, versprochen.«
    »Gut«, sagte Aidan zufrieden. »Und warum ist dein Freund Florim nicht mehr bei dir?«
    Tabori berichtete von seinem Erlebnis am Bahnhof und wie er vor den Polizisten Reißaus genommen hatte.
    »Das hast du gut gemacht«, lobte Aidan.
    »Aber warum? Warum wollten die Polizisten uns fortbringen? Wir sind doch keine Verbrecher.«
    »Nein, das seid ihr nicht, aber dafür Kinder.«
    »Auch das sind wir nicht mehr!«
    Aidan lachte. »Trotzdem bist du noch sehr jung. Wenn sie dich auf der

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