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Triestiner Morgen

Triestiner Morgen

Titel: Triestiner Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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schon heute keine Tränen mehr. Mir ist klargeworden, daß alles Lüge ist, daß es keine Liebe gibt. Was bleiben wird, ist die traurige Asche der Erinnerung, nichts weiter als Asche.«
    Er wischt sich mit der Hand über die Augen, steht langsam auf und wankt auf die Toilette.
    Genauso unerwartet wie Giorgio begonnen hat, mich zu schlagen, läßt er wieder von mir ab, knöpft seine Hose zu, schlüpft in seine Jacke und verläßt wortlos das Zimmer.
    Völlig verstört bleibe ich auf dem schmutzigen Laken liegen. Meine Wangen schmerzen, und im Spiegel gegenüber dem Bett sehe ich mit Entsetzen zu, wie sich mein linkes Auge blau verfärbt.
    Plötzlich bewegt sich die halboffene Tür.
    »Michele?« schluchze ich leise. Doch statt meines Lieblings steht Bruno im Zimmer.
    Ich höre noch die Eingangstür des Hotels ins Schloß fallen, dann sperrt Bruno die Zimmertür zu und nähert sich, mit einem sonderbaren Grinsen, dem großen Messingbett.
    Ich liege regungslos da, bin einfach nicht fähig, mich zu rühren.
    »Traurig, weil dein Geliebter die Flucht ergriffen hat? Die meisten Männer sind nun einmal ziemlich feige«, flüstert er, als könne ihn noch jemand anderer als ich hören.
    Obwohl mir bewußt ist, daß ich ihm, auf dem Rücken liegend wie ein herzkranker Maikäfer und nur mit Straps und Strümpfen bekleidet, völlig ausgeliefert bin, strafe ich ihn mit bösen Blicken.
    Er scheint sie nicht einmal wahrzunehmen, setzt sich zu mir aufs Bett, streichelt meine geröteten Wangen und spricht leise auf mich ein. Ich verstehe nur, daß er es genießt, mich so zu sehen, und mich am liebsten stundenlang anschauen möchte.
    Als ich mich vom ersten Schreck erholt habe, frage ich ihn:
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Auf keinen Fall das, was deine zahlreichen Freunde von dir wollen. Sex ist mir zu tierisch, zu animalisch, ich hasse primitive Brutalität.«
    Der Ekel steht ihm ins Gesicht geschrieben. Und ich muß unwillkürlich lachen, obwohl mir gar nicht nach Lachen zumute ist.
    Bruno sieht eigentlich gar nicht so übel aus. Seine feinen, sensiblen Züge und seine langen, dunklen Haare erwecken Erinnerungen an Dornröschens Märchenprinzen. Trotzdem ist er mir unheimlich. Sein Blick und sein breites Lächeln jagen mir kalte Schauer über den Rücken. Der Mann ist einfach nicht normal, viel weniger normal zumindest als der verrückte Michele.
    Ich bemühe mich, meinen Lachanfall zu unterdrücken, ich weiß, daß mit Verrückten nicht zu spaßen ist, und frage ihn noch einmal, ganz sanft: »Was willst du dann von mir?«
    Er antwortet nicht, steht auf, geht zum Spiegel, greift dahinter und holt eine kleine Filmkamera hervor.
    Ich traue meinen Augen nicht, springe auf und versuche, ihm die Kamera aus der Hand zu reißen.
    Er gibt mir eine Ohrfeige und wirft mich zurück aufs Bett, hält meine Arme fest. Ich strample wie eine Verrückte mit den Beinen. Er umklammert meine Arme mit der Rechten, und versucht mit seiner Linken das Laken um meine Beine zu schlingen. Meine Tritte machen ihn nur noch wütender. Er schlägt mir mit der Faust ins Gesicht.
    Völlig benommen sehe ich ihm dabei zu, wie er das Laken in schmale Streifen zerreißt. Sobald ich wieder klar denken kann, versuche ich es mit guten Worten, rede leise und, wie ich hoffe, beruhigend auf ihn ein.
    Eine Weile betrachtet er mich mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck.
    Ich rede weiter. Nur nicht aufhören zu reden, denke ich.
    Doch mein Reden hilft nichts. Er dreht mich um, zieht mir den rechten Strumpf aus. Schwitzend und keuchend beginne ich wieder um mich zu schlagen. Rasch schlingt er den Strumpf um meine Handgelenke und bindet meine Arme am Kopfende des Bettes an. Dann fesselt er meine Beine mit dem zerrissenen Laken und verknotet es an den Stangen des Messingbettes.
    Jeder Bewegungsfreiheit beraubt, wage ich nicht einmal mehr, einen Ton von mir zu geben.
    Ich drehe meinen Kopf, das einzige, was ich noch bewegen kann, nach links und beobachte ihn aus den Augenwinkeln.
    Er stellt die Kamera auf die kleine Kommode gegenüber dem Bett und schaltet sie ein. Betont langsam entledigt er sich Hemd und Hose, tänzelt dabei herum wie eine Striptease-Tänzerin nach den Klängen einer unhörbaren Musik.
    In Unterwäsche macht er eine ziemlich lächerliche Figur. Obwohl er kaum Fleisch auf den Knochen hat, wirkt er aufgedunsen, seine Haut ist von ungesundem Gelb, und die unbehaarte Brust mit Sommersprossen übersät.
    Er zieht auch seine Wäsche aus. Beim Anblick seines

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