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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zum Abenteuer gefunden?
    Hatte ich nicht schon eine Herausforderung gemeistert?
    Ich sollte Henning morgen einfach mal besuchen und ihn zu einem Rundflug überreden.
    Henning war ein Flieger, den ich im Lazarett in Godesberg kennengelernt hatte. Er war mit seinem Flugzeug über Frankreich abgestürzt und einigermaßen glimpflich davongekommen. K nochenbrüche und Platzwunden heilten, aber als er genesen war, war der Krieg vorbei. Hier in Berlin waren wir uns wieder über den Weg gelaufen, und an einem schönen Sommertag hatte er mich zu einem Ausflug mit seiner Rumpler eingeladen, die er aus den Beständen der Luftwaffe aufgekauft und zu einem Zivilflugzeug hatte umbauen lassen.
    Ah, unter den Wolken dahingleiten, die irdischen Belange tief unter sich lassen, den Blick über die Weite des Landes schweifen lassen, hier mal auf einem Flugplatz haltmachen, einen Kaffee trinken, da mal auf einem Stoppelfeld oder einer Weide landen, wieder aufsteigen, in die untergehende Sonne fliegen …
    Es hatte mich gepackt, dieses Gefühl von Freiheit, und mit Hennings Unterstützung hatte ich es geschafft, als eine der ersten Frauen eine Pilotenlizenz zu erwerben.
    Leider konnte ich sie nicht oft genug nutzen.
    Ich schob die Portieren wieder zusammen und drehte mich zu meinem Kleiderschrank um. Neben einigen bunten Kleidern, Röcken und Pullovern lagen da auch eine Hose, ein Flanellhemd und eine Lederjacke. Praktisch, nicht chic.
    Wenn ich Henning überreden konnte, mir seine Rumpler zu überlassen, würde ich damit nach Paris fliegen und diese Rallye aus der Luft begleiten können. Das würde den Artikeln einiges an Originalität verleihen. Und mir den Ruf einer außergewöhnlichen Reporterin verschaffen.
    Wenn nicht beim Bunten Blatt, dann bei einer anderen Zeitung oder wirklich bei einem Nachrichtenbüro.
    Ja, ich musste mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Schluss mit dem anstrengenden Zusammenleben mit den du Plessis’, Schluss mit den drögen Haushaltstipps, hin zu Wettkampf, Skandalen, Sieg und Triumph!
    Berte hatte aufgegeben. Ich würde weitermachen.

6. DER OBERST ERHÄLT SEINEN HORCH
    Üb’ immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab,
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab.
    Ludwig Hölty
    S echzig Pferdestärken, acht Zylinder, vier Liter Hubraum, Allradantrieb – man sah es ihm nicht an, dem Horch 10, der eigentlich ein Prototyp der neuen Serie war. Und Oberst Otto von Braunlage war auch nicht gewillt, auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Ebenso wenig, wie er jemandem auf die Nase binden würde, warum er den schwarzen Luxuswagen sein Eigen nannte. Mochten seine Vorgesetzten vermuten, dass er ihn von dem Geld seiner Frau gekauft hatte, und mochte Trixi ebenso glauben, dass das von Braunlage’sche Vermögen ihm diese Anschaffung möglich gemacht hatte.
    Weder das eine noch das andere Geld gab es. Es hatte Vermögen gegeben, ja, aber die Währungskrise vor zwei Jahren hatte es aufgefressen. Einer der ungemein wunden Punkte in Oberst von Braunlages Leben.
    Einer von vielen.
    Vor dem Krieg war alles noch in bester Ordnung gewesen. Da war er ledig, ein aufstrebender Leutnant mit besten Karriereaussichten, im Kreis seiner Kameraden ein geschätztes Mitglied, von seinen Untergebenen respektiert, von den Vorgesetzten gefördert. Alles das änderte sich auch nach der Mobilmachung nicht. Er bekam sein Kommando, führte seine Truppe im ersten Einsatz erfolgreich nach Metz, wurde befördert, erhielt neue Aufgaben. Auch hier bewährte er sich im Feld, schaffte es durch strenge Disziplin, seine Soldaten bei der Stange zu halten, bis schließlich die Moral der Truppe mehr und mehr zusammenbrach.
    Damit begannen die Ärgernisse, und die Welt schien völlig außer Kontrolle zu geraten. Als ihm eines Nachts bei Ypern das Auto gestohlen worden war, verlor er die Contenance. Es hatte immer häufiger Desertionen gegeben, aber die äußerste Frechheit war es, dass zwei seiner eigenen Leute seinen Dienstwagen dazu genutzt hatten, sich unerlaubt von der Truppe zu entfernen.
    Er musste durchgreifen, die Schwachstellen ausmerzen, die defätistischen Machenschaften seiner Offiziere bestrafen. Manchmal sah Oberst von Braunlage noch das Gesicht des Mannes vor sich, als er das Todesurteil verkündet hatte. Aber dann wischte er es mit einer energischen Handbewegung fort. Der Hinrichtung selbst hatte er nicht beigewohnt, der Familie war ein offizielles Schreiben übermittelt worden, zusammen mit den persönlichen

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