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Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Triumph des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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erneut aus. Ein weiterer Schwall Flüche brandete Fritz entgegen. Darunter die höchst bildhafte Drohung, einem gewissen Adam schmerzhafteste Wunden an empfindlichen Körperteilen zuzufügen.
    Fritz wog ab – sollte er zuerst dem Mann aufstehen helfen oder die Ölquelle zum Versiegen bringen? Öl auf dem Boden war eine echte Schweinerei, darum langte er nach dem Schraubenschlüssel, der unter dem Wagen lag, prüfte den Unterbau des Fahrzeugs und zog die Ölablassschraube an. Dann reichte er dem nun schweigenden Mann die Hand.
    Der erhob sich mit einem Ächzen und betrachtete Fritz mit hochgezogener Braue.
    »Wat willste?«
    »Arbeet.«
    »Wat kannste?«
    »Ham Se doch jesehn.«
    Wieder lag ein prüfender Blick auf ihm, dann wies der Mann mit dem Kinn auf ein verdrecktes Auto.
    »Muss wieder glänzen. Zwei Stunden haste Zeit.«
    Also machte Fritz sich daran, den Delahaye zu waschen und zu polieren. Sorgfältigst erfüllte er seine Aufgabe, neugierig obendrein, denn ein Fahrzeug dieser Marke hatte er bisher noch nicht aus der Nähe gesehen. Um den Werkstattbesitzer kümmerte er sich nicht weiter. Dem würde er später schon seinen Lohn abschwatzen.
    Als er den letzten Millimeter Chrom zum Schimmern gebracht hatte, kam der Mann zu ihm.
    »Wasch dir die Hände, dann reden wir.«
    Fritz schrubbte sich die Finger mit der Schmierseife am Spülstein, und als er sich an den wackeligen Tisch setzte, schob der Werkstattbesitzer ihm eine Leberwurststulle zu und eine Flasche Limonade.
    »Charlie Wondracek. Jehört mir, die Werkstatt.«
    »Fritz Papke, aus Berlin.«
    Fritz biss hungrig in das Brot. Charlie Wondracek schwieg. Offensichtlich machte er sich einige Gedanken. Als das Brot verputzt war, fragte er: »Ausjerissen?«
    »Mhm.«
    Warum lügen?
    »Scheiß jemacht?«
    »Nee. Hat mir nur jestunken. War Lehrling, beim Klempner. Hatte jroße Pranken.«
    Charlie betrachtet seine. Die waren auch ziemlich groß und rau.
    »Bin ooch mal von da abjehaun. Vorm Krieg. Probiern wir’s. Gibt eine Schlafstelle oben über der Garage. Minna sorgt fürs Essen. Morgens um sieben fängste an. Und gehorchst, is det klar?«
    »Klar.«
    Zwei Wochen lang hatte Charlie ihn nur Handlangerdienste machen lassen. Er hatte Karossen poliert, Werkzeuge gesäubert, die Böden gefegt, Reifen gestapelt und Kanister gefüllt. Am ersten Samstag hatte er seinen Lohn bekommen und den strengen Befehl, sich ein paar anständige Klamotten zu kaufen. Minna hatte ihm geholfen, und nun besaß er zwei Hosen, neue Schuhe und eine Jacke. Den Blaumann stellte Charlie ihm zur Verfügung. Der hatte dem treulosen Gesellen Adam gehört, der ohne Angabe von Gründen fortgeblieben war, was zu dem unseligen Zwischenfall auf dem öligen Boden geführt hatte.
    Nach der zweiten Woche hatte Charlie Fritz aufgefordert, ihm beim Abschmieren zu helfen, eine Tätigkeit, die gute Kenntnisse des Fahrzeugs erforderte. Für die unterschiedlichen Typen gab es Abbildungen der Schmierstellen mit den Bezeichnungen, ob sie täglich, wöchentlich oder monatlich kontrolliert werden mussten. Manche Fahrer übernahmen das selbst, viele aber nutzten den Dienst einer versierten Werkstatt. Das Kommissbrot der Damen Helene und Elisabeth Weipert hatte Fritz schon zweimal betreut. Diesmal ließ Charlie ihn die Arbeit selbstständig machen, während er selbst die Reifen an einem alten Benz wechselte.
    »Nächste Woche kriegen wir den Erdtank«, erzählte er dabei, und Fritz grunzte. Eine Arbeitserleichterung für sie beide. Der in den Boden eingelassene große Tank für das Benzin würde auch eine leichter zu bedienende Pumpe haben und einen Schlauch, mit dem man den Tank eines Fahrzeugs direkt befüllen konnte. Schluss mit Kanisterschleppen. Die Firma Pennyoil stellte die Anlage zur Verfügung und würde auch das Benzin liefern, dazu künftig auch alle Schmierstoffe. Fritz hatte wenig Ahnung von diesen geschäftlichen Dingen, aber Charlie schien einen guten Kontrakt mit dem amerikanischen Unternehmen gemacht zu haben. Eine andere Anschaffung, die Charlie getätigt hatte, faszinierte Fritz weit mehr. Er hatte nämlich den Bausatz für einen Rundfunkempfänger bestellt, und nun saßen sie beide abends davor und bastelten an Spulen, Röhren und Kabeln. Heute war es vermutlich soweit, dass sie die erste Sendung empfangen konnten.
    Charlie war ein prima Kerl, dachte Fritz, während er etwas Fett aus der Spritze in den Schmiernippel drückte. Ganz anders als sein Meister in Berlin, der nichts als Gebrüll und

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