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Trucks. Erzählungen

Trucks. Erzählungen

Titel: Trucks. Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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    »Du bist sicher!« schrie sie hysterisch. »Sicher bist du sicher! Das ist ja das schlimme mit dir, Burt, dein ganzes Leben lang bist du sicher gewesen!«
    Er drehte sich zur Tür um, und sie folgte ihm.
    »Wohin gehst du?«
    »Zum Stadtzentrum.«
    »Burt, warum bist du nur so stur? Du weißt, daß hier etwas nicht stimmt. Kannst du es denn nicht zugeben?«
     
    »Ich bin nicht stur. Ich möchte nur das loswerden, was wir im Kofferraum mit uns schleppen.«
    Sie traten auf den Bürgersteig hinaus, und Burt wurde erneut von der Stille in der Stadt überrascht, von dem Geruch des Düngers. Irgendwie dachte man nie an diesen Geruch, wenn man einen Maiskolben butterte, ihn salzte und hineinbiß. Bestandeile von Sonne, Regen, alle Sorten menschlicher Phosphate und eine gesunde Dosis Kuhdung. Aber Irgendwie unterschied sich dieser Geruch von dem, wie er in dem ländlichen Hinterland von New York kennengelernt hatte. Man konnte gegen organischen Dünger sagen, was man wollte, aber er hatte irgend etwas fast Wohlriechendes an sich, wenn er Frühjahr auf die Felder gesprüht wurde. Kein großartiger Geruch, weiß Gott nicht, aber wenn die Abendbrise ihn aufnahm und auf die frisch gepflügten Felder verteilte, löste er gute Assoziationen aus. bedeutete, daß der Winter vorrüber war. Es bedeutete, daß sich die Schultüren in ungefähr sechs Wochen schließen und sie alle in den Sommer hinauslassen würden. Es erinnerte ihn an die anderen Gerüche, die wirklich wohlriechend waren: Gras, Klee, frische Erde, Kornblumen. Aber sie mußten hier irgendetwas anders machen, dachte er. Der Geruch war ähnlich, aber nicht gleich. Da war ein krankhaft - süßer Unterton. Fast wie Leichengeruch. Als Sanitäter in Vietnam kannte er diesen Geruch nur zu gut.
    Vicky saß ruhig im Wagen, hielt das Maiskreuz auf ihrem Schoß und starrte es auf eine Art und Weise an, die Burt gar nicht gefallen wollte.
    »Leg das Ding weg«, sagte er.
    »Nein«, sagte sie ohne hochzusehen. »Du spielst deine Spiele, und ich spiele meine.«
    Er legte einen Gang ein und fuhr um die Ecke. Eine ausgeschaltete Ampel hing über ihnen, schwang in der schwachen Brise. Auf der linken Seite befand sich eine saubere kleine Kirche. Das Gras war geschnitten. Gepflegte Blumen umrahmten einen mit Steinplatten belegten Pfad, der zur Tür führte.
    Burt hielt darauf zu.
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde hineingehen und mich etwas umsehen«, sagte Burt. »Es ist der einzige Ort in der Stadt, der nicht so aussieht, als ob man ihn 10 Jahre lang hat im Staub ersticken lassen. Und wirf mal einen Blick auf das Zeremonienbord.«
    Sie betrachtete es. Weiße saubere Buchstaben, die unter Glas lagen: DIE MACHT UND
    ANMUT VON IHM, DER HINTER DEN REIHEN WANDELT. Das Datum war der 24. Juli 1976
    - der letzte Sonntag.
    »Er, der hinter den Reihen wandelt«, sagte Burt.
    »Ich nehme an, daß das einer von den neuntausend Namen ist, die man in Nebraska für Gott benutzt. Kommst du?«
    Sie lächelte nicht. »Ich komme nicht mit dir.« »Gut. Wie du willst.«
    »Ich bin nicht mehr in einer Kirche gewesen, seit ich von zu Hause fort bin und ich will nicht in diese Kirche, und ich will nicht in dieser Stadt sein, Burt. Ich habe Angst, können wir nicht endlich gehen?« »Es dauert nur eine Minute.« »Ich habe meine eigenen Schlüssel, Burt. Wenn du nicht in fünf Minuten zurück bist, werde ich wegfahren und dich allein hier lassen.«
    »Du wirst doch wohl eine Minute warten können, meine Dame.«
    »Genau das habe ich vor. Vorausgesetzt, du benimmst dich nicht wie einer von diesen Schlägertypen und nimmst mir die Schlüssel ab. Ich könnte mir vorstellen, daß du dazu in der Lage wärst.« »Aber du glaubst nicht, daß ich das tun werde.« »Nein.«
    Ihre Handtasche lag auf dem Sitz zwischen ihnen. Er öffnete sie. Sie schrie auf und griff nach dem Schulterriemen. Er zog ihn aus ihrer Reichweite. Ohne sich die Mühe zu machen, nach dem Schlüssel zu suchen, drehte er die Handtasche einfach um und kippte den Inhalt aus. Ihr Schlüsselbund glitzerte inmitten von Papiertaschentüchern, Kosmetika, Wechselgeld, Einkaufslisten. Sie langte danach, aber er schlug sie erneut und steckte die Schlüssel in seine Tasche.
    »Du hast kein Recht, das zu tun«, sagte sie weinend. »Gib sie mir zurück.«
    »Nein«, sagte er und sah sie mit kaltem Lächeln an. »Auf keinen Fall.«
    »Bitte, Burt! Ich habe Angst!« Sie streckte in einer bittenden Geste die Hand aus.
    »Du würdest zwei Minuten

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