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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ermächtigt, über das Schicksal meiner Heimat zu entscheiden.«
    Der Mann nickte. »Ich verstehe, Vasruc, und gleichzeitig
    habe ich meine Befehle. Es tut mir Leid, Ihr werdet die Nacht
    vor den Toren verbringen.«
    Raspot schwang sich aus dem Sattel seines Fuchshengstes,
    sprang auf den Boden und ging auf den Mann zu. »Ihr möchtet die Freundlichkeit haben, auf der Stelle jemanden rufen zu lassen, der über meine Papiere entscheidet.« Er hielt erst an, als sein Gesicht das des älteren Mannes fast berührte. Er roch den herben Schweiß seines Gegenübers und sah die Narbe seitlich an dessen Hals, die wohl von einem üblen Schnitt herrührte. »Ich habe meinen Hengst nicht geschunden und bin aus dem Südosten geradezu hierher geflogen, um von Euch mein gutes Recht verwehrt zu bekommen.«
    Der Obrist hob den Arm mit den Briefen, schwenkte ihn über die Brüstung der Zugbrücke und öffnete die Finger; trudelnd segelten die Blätter nach unten, bis sie im brackigen Wasser landeten und auf der Oberfläche schwammen. Die Tinte verlief augenblicklich. »Welche Papiere, Vasruc?«, fragte er dann teilnahmslos. »Diejenigen, die Euch der Wind aus der Hand getragen hat? Ich glaube nicht, dass man sie noch lesen kann.«
    »Der Wind?« Raspot tat so, als wollte er die Arme verschränken, stattdessen packte er den Obristen unvermittelt bei der rechten Schulter und versetzte ihm einen raschen Stoß, der den Mann von der Zugbrücke beförderte. Klatschend tauchte er in die Brühe des Wassergrabens ein. »Dann kann der gleiche Wind sie wieder in meine Hand zurücktragen«, rief er hinab. Die Soldaten senkten die Hellebarden und bewegten sich drohend auf ihn zu; der Vasruc ging rückwärts zu seinem Pferd, eine Hand an den Griff seines Säbels gelegt. »Ihr werdet mich nicht von der Brücke drängen. Sorgt dafür, dass
    einer der ...«
    »Was ist hier los?«, donnerte es von den Zinnen des Wachturms herunter. Ein Mann im mittleren Alter in prächtigen Gewändern schaute missbilligend auf sie herab. Auch wenn man keine Insignien sah, es musste sich um einen Adligen handeln. »Saltan, was tut Ihr im Graben?« Er wandte sich Raspot zu.
    »Und Ihr? Was veranstaltet Ihr da für einen Aufruhr?«
    Raspot nahm an, den Besitzer der Festung vor sich zu haben. Er deutete eine knappe Verbeugung an, stellte sich vor und erklärte mit wenigen Sätzen, was sich ereignet hatte. »Leider kann ich Euch die Richtigkeit meiner Worte nicht mehr beweisen, da der Obrist meine Dokumente wohl aus Versehen ins Wasser warf und auch sein Versuch, 9ie zu retten, scheiterte«, schloss er seinen Rapport.
    »Saltan, ist das wahr?« Der grauköpfige Mann deutete auf zwei Soldaten und wies sie an, ans Steilufer des Grabens zu eilen und ihrem Anführer herauszuhelfen. »Habt Ihr in den Dokumenten gelesen, was der junge Mann behauptet?«
    Prustend nickte Saltan. Er bekam die entgegen gereckten Stiele der Hellebarden zu fassen, erklomm die Böschung und entkam dem übel riechenden Wasser. Offenbar wagte er keine Lüge vor seinem Vorgesetzten; vielleicht rechnete er es Raspot auch hoch an, dass er ihm vor dem Adligen die Peinlichkeit erspart hatte, zugeben zu müssen, dass er ihn überrumpelt hatte.
    »Dann kommt herein, Vasruc Putjomkin, und seid willkommen auf Checskotan, der Wiege des sich neu erhebenden Borasgotans.« Mit diesen Worten verschwand er hinter den Zinnen.
    »Meinen Dank.« Raspot hob den Arm zum Gruß und
    führte seinen Hengst am Zügel durch das erste Tor.
    Der Mann erwartete ihn unmittelbar dahinter. »Ich bin Hara< Fjanski, Gastgeber des bedeutenden Treffens und Anwärter auf den Thron des Landes.« Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Wie so viele, die heute hier sind. Ihr etwa auch?«
    »Ich? Beim weisen und gerechten Ulldrael, nein!«, beeilte
    sich Raspot zu versichern. »Ich bin hier, um einen von ihnen zu wählen.«
    »So? Wie erfreulich.« Fjanski nickte ihm zu. »Ihr seid sehr jung und ohne Schramme, demnach habt Ihr nicht auf dem Wunderhügel bei Taromeel gegen die Truppen des verrückten Govan Bardric und seiner Schwester gekämpft, nehme ich an?«
    Raspot wurde rot vor Verlegenheit. »Ihr habt Recht, Hara    Fjanski schnalzte mit der Zunge. »Noch so eine Seite des Krieges. Nicht genug, dass auf dem Schlachtfeld der Tod herrscht, er bringt auch Leid durch die eigenen Truppen in die Heimat. Es wird Zeit, dass Ordnung in Borasgotan

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