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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht die Rede!«, widersprach Pashtak aufbrausend, und seine Nackenhaare stellten sich angriffslustig auf.
    »Dann habt Ihr nicht zugehört.« Der Kensustrianer hatte anscheinend sehr viel Vertrauen in den Schutz seines Gottes.
    So mancher Krieger wäre angesichts des bedrohlich aussehenden Vorsitzenden davongelaufen. »Die Bedingung war für uns stets, dass sich Estra bei uns befindet, solange wir es wünschen. Bedankt Euch bei dem Ritter.«
    Pashtak baute sich vor dem Priester auf. »Ich glaube, dass es gar kein schlechter Einfall von Tokaro war, mit Estra die Flucht zu ergreifen«, grollte er. »Wie stellt Ihr Euch das vor? Wie soll ich Ammtara in wenigen Stunden geordnet räumen? Wie sollen die Bewohner ihre Wertsachen transportieren?«
    Der Kensustrianer zuckte mit den Achseln. »Es gibt genügend Dörfer und Städte in der Umgebung, die Euch sicherlich aufnehmen, bis Ihr eine neue Stadt gebaut habt. Ihr habt viel Sumpfland trockengelegt, es wird sich ein Platz finden.« Er blieb ruhig stehen und ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm gleichgültig war und es keine Verhandlungen geben würde.
    »Muss ich schon wieder nach Khömalin reisen und vor dem Priesterrat betteln ?«
    »Nein. Es würde Euch nichts bringen.« Der Priester nickte ihm zu. »Ich kehre ins Lager zurück und erteile den Truppen den Befehl.« Er sah das angriffslustige Blitzen in den Augen des Vorsitzenden. »Es hätte keinen Sinn, mich zu töten. Die Krieger greifen die Stadt auf alle Fälle an.«
    »Dann ist es doch erst recht sinnvoll, Euch zu töten. Da ich den Angriff damit nicht verhindern kann, was macht es dann schlimmer?«, Heß Pashtak sich zu einer Drohung hinreißen und erntete damit zustimmendes Knurren und Rufen aus
    dem Rat.
    »Nun, meine Anweisung, beim Einmarsch niemanden
    oder nur in Notwehr zu töten, könnte die Krieger nicht erreichen«, gab der Priester gelassen zurück.
    »Ihr wisst, dass sie die Bewohner spielend leicht ausrotten könnten. Wir wollen zeigen, dass es uns einzig um die Struktur und nicht um die Lebewesen geht.« Er schlenderte betont lässig zum Ausgang.
    »Betet, dass mir kein Leid geschieht, Vorsitzender.«
    Die Türen flogen auf. Zehn kensustrianische Krieger, deren Rüstungen sich deutlich von denen unterschieden, die Pashtak bislang zu Gesicht bekommen hatte, standen auf der Schwelle des Versammlungsraumes.
    Noch bevor einer der Anwesenden etwas sagte, hob der vorderste der unerwarteten Besucher die Hand und schleuderte dem Priester etwas entgegen.
    Es rauschte leise, der Priester schrie auf und hielt sich die Brust. Zwischen den blutigen Fingern ragte ein schlankes Messer hervor. Er wankte, streckte die Hand Hilfe suchend nach einer Stuhllehne aus, verfehlte sie und fiel auf den Boden, wobei er sich das Messer tiefer in den Brustkorb bohrte, Der kensustrianische Krieger schrie etwas, zog im Laufen sein geschwungenes Schwert und schlug dem Sterbenden den Kopf ab, dann spie er auf den zuckenden Leichnam. Auf seinen Wink hin packten vier seiner Begleiter die blutigen Überreste und schleuderten sie aus dem Fenster.
    »Seid Ihr von Sinnen?«, murmelte Pashtak bestürzt. »Ihr habt den Kensustrianer getötet, der das Leben der Bewohner
    Ammtaras bewahren konnte! Das Heer wird angreifen und
    alle niedermetzeln!«
    Der Anführer der Gruppe nahm seinen Helm ab, schüttelte die wallenden, dunkelgrünen Haare und lachte. »Nein.«
    »Ein Aufstand«, rief einer aus der Versammlung erleichtert aus. »Die Kriegerkaste hat die Macht in Kensustria von den Priestern und Gelehrten zurückerobert. Den Göttern sei Dank, wir sind gerettet.«
    Auf seine Worte hin setzte leises, vorsichtiges Gemurmel ein.
    Pashtak sog unauffällig die Luft ein. Den unangenehmen Geruch nach Verwesung, den die Krieger für seine empfindliche Nase in einer geballten Wolke verströmten, kannte er sehr genau. Die abtrünnige Belkala, die Ammtara den verfluchten Namen gegeben und sich bei ihnen als Lakastre vorgestellt hatte, hatte genauso gerochen. Und das gefiel ihm gar nicht. »Wieso werden sie es nicht tun?«
    »Ich bin Simar.« Der kensustrianische Krieger lächelte und zeigte ein raubtiergleiches Gebiss, dessen Fangzähne sich mit denen Pashtaks messen konnten. »Keine Gefahr, weil wir sie getötet, wie es für Abtrünnige richtig.« Er betrachtete zufrieden die Blutspritzer am Boden. »Wir suchen Land von Abtrünnigen auf Ulldart.« Er richtete die bernsteinfarbenen Augen auf Pashtak. »Heißt Kensustria. Du weißt, wo es ist?«

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