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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Tischen duckten sich, die Kristalllüster bebten und Wirrten, jegliche Lichtquelle in dem
    Thronsaal erlosch, und mit dem Schein verschwand das Lachen. Besorgte Rufe mischten sich in das Schaben von Stuhlbeinen und das metallische Geräusch von Säbeln, die aus ihren Hüllen gezogen wurden.
    Diener eilten mit brennenden Spänen und Fackeln herbei, und die Helligkeit kehrte zumindest am Tisch zurück. Viele der Gäste hatten sich von ihren Plätzen erhoben, der Saal war in Aufruhr.
    Nun stand der unscheinbare Raspot im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, der sich selbst wohl am meisten über das wunderte, was geschehen war. »Wieso schaut Ihr alle mich an?«, fragte er befremdet.
    Hara$ Fjanski betrachtete ihn. »Herrschaften, ich glaube, wir haben hier soeben einen jungen Menschen entdeckt, der
    ein Geschenk in sich trägt, wie es nur wenigen auf diesem Kontinent vergönnt ist«, sagte er. »Ihr, Vasruc Putjomkin, tragt Magie in Euch.«
    »Ich ? Nein, das kann nicht.. «
    Der Haratf ließ Ausflüchte nicht zu. »Wie könnte es sonst geschehen, dass das Feuer Eurem Zorn gehorcht? Die Fenster sind allesamt geschlossen. Ich habe keinen Windstoß gespürt. Ihr vielleicht?«, richtete er die Frage an die Versammelten, die die Köpfe schüttelten und den Mann, den sie eben noch verspottet hatten, mit Angst und Bewunderung zugleich anstaunten. Bis auf einen.
    »Ihr habt das fein eingefädelt, Fjanski«, zeterte Klepmoff und wuchtete sich aus dem Stuhl. »Ihr kennt den Knaben, das ist vollkommen offensichtlich, und Ihr wollt ihn auf dem Thron sehen, damit Ihr am meisten von der Regentschaft
    profitiert.« Er hob den Kopf, sein Finger wies zur Decke. »Ich
    verwette meinen gesamten Besitz, dass dort oben Löcher gebohrt wurden, durch die Eure Diener Luft bliesen und uns dieses Schauspiel lieferten, damit wir gefügig werden.«
    Fjanski hob die Hände. »Ich schwöre bei Ulldrael dem Gerechten, dass ich mit dem Wunder nichts zu tun habe. Es ist Magie gewesen.«
    »Lügner!« Klepmoff lachte die Adligen aus. »Und Ihr glaubt ihm noch! Aber wartet, Euch beweise ich es. Mal sehen, ob der faule Zauber auch dagegen wirkt.« Seine feiste rechte Hand zog mit einer schnellen Bewegung den Ehrendolch, den er von Arrulskhan IV. bekommen hatte, aus der Halterung am Gürtel. Die Klinge stieß nach Raspots Oberarm.
    Fast hatte die Waffe den jungen Mann erreicht, da prallte die Klinge plötzlich gegen ein unsichtbares Hindernis, bog sich weit zur Seite und zersprang klirrend.
    Die scharfkantigen Metallsplitter schwebten frei in der Luft, ehe sie blitzschnell auf den Angreifer eindrangen, ihm in die Brust, ins Gesicht und in den Hals fuhren. Blutend sank Klepmoff auf den Stuhl zurück, der gleich darauf wie von Geisterhand angehoben und mit Leichtigkeit über die Tafel hinweg durch den Saal geschleudert wurde, als wöge der fette Vasruc nicht mehr als die Wachtel, die er vertilgt hatte.
    In vier Schritt Höhe endet der rasende Flug an der Wand. Es knackte vernehmbar, als mehrere Knochen in Klepmoffs Leib brachen; zusammen mit den Trümmern des Stuhls fiel Klepmoff tot auf den Marmorboden. Unter der Leiche sickerte alsbald ein rotes Rinnsal hervor, das über den polierten Stein kroch.
    Jetzt wichen die Frauen und Männer schweigend vor Raspot zurück, selbst die letzten Hartnäckigen erhoben sich.
    Niemand wagte ein Wort des Widerspruchs gegen ihn.
    Der junge Adlige hob die Hände und betrachtete sie verwirrt. Ich trage Magie in mir? Aber wie beherrsche ich sie?
    »Bei allen Göttern! Gäbe es einen besseren Anwärter
    auf den Thron Borasgotans als diesen von Ulldrael Gesegneten?«, fragte Harac Fjanski beinahe euphorisch. »Wer
    stimmt für Raspot Putjomkin?« Als Antwort verneigten sich die Adligen tief vor dem jungen Mann.
    »Lange lebe Raspot der Erste, Kabcar von Borasgotan!«, rief Fjanski und lächelte ihm zu. Raspot konnte nicht fassen, wie sich sein Leben innerhalb weniger Augenblicke geändert hatte; in seinem Innern fühlte er sich unschlüssig, ob er die Bürde der Macht überhaupt annehmen sollte. Andererseits bot sich eine solche Gelegenheit wohl kaum ein zweites Mal.
    »So hat meine Heimat einen neuen Kabcar«, sagte Raspot und ärgerte sich darüber, dass seine Stimme belegt klang. Es zerstörte das Überlegenheitsgefühl. »Ich bitte Euch alle, Schweigen über meine magischen Fähigkeiten zu bewahren. Es würde womöglich die Angst unserer Nachbarn schüren, dass Borasgotan sich unter meiner Führung zu einer neuen Kriegsmacht

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