Truthahn um zwölf
war völlig verzweifelt.«
Larry warf mir einen Blick zu und lachte. »Die vorsichtige Susan! Du hast tatsächlich etwas dazugelernt.«
Das stimmte. Ich würde nie mehr Pläne schmieden für Tony. Darüber grübelte ich noch nach, nachdem ich Larry heimgebracht hatte, und als Paul herauskam, um mir meine Pakete ins Haus zu tragen, sagte ich noch vor mich hin: »Ich mach keine Heiratspläne für andere Leute mehr. Dabei kommt nichts Gutes heraus.«
Paul war erstaunt. »Ich bin völlig deiner Meinung. Aber wovon redest du?«
»Ach, es war Calebs Kater«, sagte ich heftig, und Paul sagte: »Also wirklich, Susan!«
13
Samstag war der Tag vor Heilig Abend, und auf diesen Tag hatten wir unser Sportfest legen müssen. Er dämmerte heiß und wolkenlos herauf, und ich erwachte mit dem Bewußtsein, daß bis zur Ankunft meiner Eltern am Sonntagabend noch hunderterlei zu tun war. Ich hatte Tony am Freitagabend mit heim genommen, als das Geschäft endgültig schloß, und Tantchen erschöpft zu Bett ging. Tony war auch sehr müde, aber glücklich und aufgeregt. Ihr Herz war also wegen Colin nicht gebrochen. Höchst anschaulich berichtete sie Paul von der Errettung Annabellas und zollte Peter die ihm gebührende Anerkennung. Über Colin sagte sie nur: »Ich hab’ ihn immer für einen netten Kerl gehalten. Daß er ein bißchen herzlos ist, wußte ich, weil er so über Calebs Anhänger gelacht hat, aber ich hätte nicht erwartet, daß er so davonfährt und uns unserem Schicksal überläßt. Ich bin froh, daß du ihn nicht zu Weihnachten eingeladen hast, Susan.«
Die Gelegenheit schien mir günstig, und ich sagte leichthin: »Er ist sowieso schon eingeladen. Ein großes Fest bei den Gordons in Te Rimu. Er ist mit der Tochter eng befreundet.«
Tony wurde rot, sagte aber tapfer: »Tatsächlich? Nun, viel Vergnügen.«
Als wir später allein waren, sagte sie: »Komisch, daß sich der gute Colin so um mich bemüht hat, und in Wirklichkeit rennt er hinter einer her, die viel besser zu ihm paßt. Susan, gib zu, du hast Angst gehabt, daß ich mich in ihn verliebe und mich wieder lächerlich mache. Stimmt’s?«
Ich mußte ehrlich sein und sagte widerwillig: »Weißt du, Tony, wenn ich jemand gern hab’, stelle ich mich furchtbar an, aber ich hab’ ja vor kurzem gesehen, daß er dir völlig egal ist. Ich gestehe dir besser, daß ich erleichtert war. Ich mag ihn, aber du bist erst neunzehn, und er ist nicht beständig.«
Sie umarmte mich flüchtig und sagte: »Du bist schon richtig, Susan. Aber mach dir wegen mir keine Sorgen. Ich mochte Colin gerade, weil er nicht beständig ist. Letztes Jahr hab’ ich meinen Denkzettel bekommen, so was passiert mir nicht nochmal. Es ist wirklich lustig mit Colin, aber er ist nicht der >bis daß der Tod uns scheide<-Typ. Deshalb hat er mir gefallen. Ich möchte noch lange nichts Ernsthaftes. Wie alt warst du, als du geheiratet hast, Susan?«
»Zweiundzwanzig. Ich finde immer, das ist ein gutes Alter. Man hat seinen Spaß gehabt und weiß, was man will.«
»Das habt ihr auch erreicht, du und Paul. Ich warte, bis ich jemand wie ihn finde, gescheit und sympathisch, mit Humor.«
Paul ist sicher gescheit. Als wir uns für das Sportfest umzogen und kurz allein waren, sagte er: »Der gute Peter macht sich. Nicht schlecht, wie er den Kater da runtergeholt hat.«
»Ja, er wollte schon immer Feuerwehrmann werden, hat er gesagt.«
»Ein gebrochenes Bein hätte ihn nicht gerade gefreut. Jetzt versteh’ ich endlich, wo deine Gedanken an dem Abend waren, als du sagtest, du würdest für andere Leute keine Heiratspläne mehr machen. Das ist ein löblicher Entschluß. Aber damals dachte ich, du hättest von Annabella geredet, und wir können nicht noch ein junges Kätzchen brauchen.«
Diesmal war ich an der Reihe: »Also wirklich, Paul ...«
Wir mußten um elf auf dem Sportplatz sein, weil Paul im Ausschuß war. Um halb elf war ich mit allem fertig, einschließlich Picknickkorb und zwei relativ sauberen Kindern, und da sah ich Annes kleines Auto die Einfahrt heraufkommen. Ich ahnte Schlimmes, denn ich dachte sofort an die beiden anderen Male, als ihr Kommen Unheil bedeutet hatte.
Sie stieg aus und kam mir langsam entgegen. Ich dachte mir, wie froh sie sein wird, wenn das alles überstanden und sie wieder beweglich und hübsch ist wie immer. Sie sagte: »Susan, du mußt mir zuhören. Ich muß mir einfach Luft machen. Fährst du gleich zu diesem verflixten Sportfest, oder können wir uns
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