Truthahn um zwölf
festhaltet. Aber wenn sie zu krachen anfängt, dann schaut, daß ihr drunter wegkommt!«
»Wie ist das mit Annabella?« fragte Larry sachlich. »Wird er nicht furchtbar Angst haben, wenn Sie nach ihm greifen?«
»Ich glaub’ nicht. Er und ich, wir haben uns eigentlich immer recht gut vertragen.«
Ich war erstaunt: »Ich hab’ nicht gewußt, daß sich irgendwer mit Annabella gut verträgt.« Aber Tony sagte: »Es stimmt, Peter ist der einzige, von dem er sich überhaupt streicheln läßt, außer von Caleb und mir. Aber das wird ihn jetzt nicht hindern, jeden zu kratzen, weil er so Angst hat. Peter, lassen Sie es mich machen. Ich weiß, daß ich es kann. Mir ist noch nie schwindlig geworden.«
Aber Peter verlor keine Zeit mit Streitereien. Er erkletterte bereits die ersten wackeligen Sprossen, und ohne weitere Worte klammerten Tony, Larry und ich uns an die Leiter und versuchten, sie ruhig zu halten.
Tony schrie eine letzte Warnung: »Seien Sie vorsichtig, Peter! Ich weiß, daß Annabella Sie mag, aber er ist verrückt vor Angst. Er wird Ihren Arm ganz schön zurichten!«
Wir hörten ihn vergnügt lachen: »So ein Kratzer bringt mich nicht um. Auf geht’s.«
Die Leiter reichte gerade aus, wenn Peter sich auf die oberste Sprosse stellte und sie mit beiden Händen losließ. Dafür, daß er so groß war, kletterte er schnell und geschickt. Er redete dauernd beruhigend auf Annabella ein, während er ihm näher kam. Das verfehlte seine Wirkung nicht, denn der Kater hörte mit dem schrecklichen Wimmern auf und begann zu miauen, was schon wieder ganz nach einer normalen Katze klang. Der unangenehme Augenblick kam, als Peter die letzte Sprosse erreichte, und für einen Moment schloß ich die Augen.
Larry murmelte: »Er hat losgelassen. Halt fest, daß die Leiter nicht wackelt«, und ich zwang mich, wieder hinzuschauen.
Peter hatte den Kater mit beiden Händen gepackt, und obwohl die Leiter zu meinem Entsetzen gefährlich ins Wanken kam, nahm er ihn unter den Arm und begann langsam und vorsichtig den Abstieg. Da krachte die Leiter bedrohlich, und er rief: »Schaut, daß ihr wegkommt, ihr drei! Der Kater und ich werden schon auf die Füße fallen.«
»Aus fünf Metern geht das nicht!« murmelte Tony und klammerte sich nur noch fester an die Leiter. Und wie durch ein Wunder hielt sie. Erst als Peter den Boden fast erreicht hatte, zerbrach sie krachend. Er sprang, wir auch; Annabella segelte in hohem Bogen durch die Luft und schoß schreiend um die Ecke. Wir lagen alle übereinander auf dem Boden, niemand war verletzt, außer Tony, die einen langen Kratzer von einem Splitter am Arm hatte, und Peter, der einen noch längeren und schlimmeren von Annabellas undankbaren Krallen hatte.
Als Larry bei dessen Anblick aufschrie, lachte er und sagte: »Kriegsverletzung! Tony hat auch eine.«
»Sie waren fabelhaft, Peter!«, rief Tony. »Dieser widerliche Colin, wenn ich an den bloß denk’! Lacht nur und fährt davon.«
»Ach, ich wollte schon immer Feuerwehrhauptmann werden. Gehen wir lieber in den Supermarkt, Tony, und verbinden einander die Wunden.«
Für Peter war das ein recht gewagter Ausspruch, bemerkte Larry auf dem Heimweg nachdenklich. Es war eine lange Fahrt, denn wir mußten verschiedene Seitenstraßen hinauffahren und kleine Päckchen in die Briefkästen werfen. — »Nur ein paar kleine Aufmerksamkeiten«, wie Larry sie nannte.
»Nun«, bemerkte sie plötzlich, »das war das Ende von Colin Manson, sollte man meinen. Er hat zwar nie einen ernsthaften Anfang gemacht, das Ende war jedoch recht dramatisch.«
»Häßlich, wie er Tony angeredet hat. Für sie hab’ ich mich richtig geschämt.«
»Unnötig. Ihr war es egal.«
»Ich bin froh, daß wir ihn nicht zu Weihnachten eingeladen haben.«
»Er wäre bestimmt nicht gekommen. Die Gordons geben eine große Party, und da ist er sicher eingeladen. Ich glaub’, da gibt’s bald eine Verlobung.«
»Dann war es gemein von ihm, weiter mit Tony zu flirten.«
»Unsinn! Wir leben in einem freien Land. Wenn ein Mädchen zeigt, daß es flirtbereit ist (wirklich hübsches Wort!), kann man einem jungen Mann keine Vorwürfe machen, wenn er seinen Spaß haben will.«
Und damit erfaßte sie genau die Lage.
Dann sagte Larry: »Ich hätte nicht erwartet, daß Peter auf der Leiter einen Beinbruch riskiert. Er wäre ganz schön wild geworden, wenn er mit einem Gipsbein einen Monat lang nicht hätte arbeiten können.«
»Tony sagt ja, daß er nett ist, und der arme Caleb
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