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Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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eigentlich nur drei Monate dauern?«
    »Ja, aber jetzt redet sie davon, länger zu bleiben, und die Männer bestärken sie darin, sie sei eine solche Hilfe für mich, wenn ich mit dem Baby heimkomme. Wirklich, ich weiß nicht, ob sie in Papa oder Tim verliebt ist — oder in beide. Und ob die beiden nicht ein bißchen in sie verliebt sind...«
    Jetzt mußte ich lachen. Und es war auch zum Lachen, sich den Colonel, der sechsundzwanzig Jahre lang das Andenken an seine junge Frau in Ehren gehalten hatte und sich seither nur um Anne kümmerte, in Ursula verliebt vorzustellen. Genausowenig würde Tim, der seine sonst so fröhliche und hübsche kleine Frau anbetete, auch nur einen Gedanken auf sie verschwenden. Ich sagte: »Liebling, du leidest an Depressionen, wie man sie oft am Ende der Schwangerschaft bekommt. Der Colonel und Tim würden Ursula mit Freuden hinauswerfen, wenn sie dir damit nur einen Tag mehr Glück verschaffen könnten, und das weißt du.«
    Aber sie war richtig verbohrt. »Nein, Susan, davon weiß ich nichts, und ich kann es nicht mehr aushalten, wie mich diese Frau herablassend behandelt, über mein Aussehen lächelt, über meinen Haushalt spöttelt, den armen Tim bemitleidet und sich abfällig über meine Kinder äußert. Du mußt sie dazu bringen, daß sie verschwindet!«
    Ich war entsetzt. »Ich? Wie soll ich das machen?«
    »Ach, ich  weiß es nicht. Aber ihr seid doch so klug, du und Larry. Euch muß einfach etwas einfallen. Ihr habt doch schon alles mögliche angestellt, Telefondrähte abgeschnitten, Richard O'Connor gezeigt, wie unmöglich Gloria war, oder —«
    Hier unterbrach ich sie. Ich hatte keine Lust, noch mehr aus unserer Vergangenheit zu hören. Wir hatten uns oft genug in die Angelegenheiten anderer Leute eingemischt. Wie Paul immer sagte, war es höchste Zeit, daß wir vernünftig wurden und bedachten, daß wir Mütter von Heranwachsenden Kindern waren.
    Aber ich machte mir Sorgen um Anne. Sie redete immer weiter: »Ich gebe ja gerne zu, daß sie schrecklich tüchtig ist, aber du kannst dir gar nicht vorstellen, was das bedeutet. Sie weiß alles besser als ich und weist mich immer zurecht, und wenn ich mich dagegen wehre, dann gibt es Krach. Ich weiß, daß sie meinen Haushalt erstklassig führt, viel von Landwirtschaft versteht und gut reitet, aber wenn sie auch noch mehr vom Kinderkriegen verstehen will... Also... Stell dir vor, als ich vor kurzem sagte, daß ich das Baby sicher an Weihnachten bekommen würde, sagte sie: >Was für ein Unsinn. Babies kommen immer zu spät!<«
    Sie machte eine Pause, als suchte sie nach passenden Worten. Ich lachte, aber sie blieb ernst, und ich merkte, daß sie ihren Humor verloren hatte, und das war bedenklich. Man hielt es mit Ursula nur aus, wenn man über sie und sich selbst lachen konnte. Und dazu war Anne zur Zeit nicht fähig.
    Sie stellte ihre Tasse hin und stand müde auf. »Du mußt zum Sportfest. Nein, es hat keinen Sinn, mich überreden zu wollen. Ich sehe scheußlich aus und fühle mich auch so, und ich werde diesem Weibsbild bestimmt nicht zuschauen, wie sie Larry besiegt, nur weil Papa viel Geld bezahlt hat für mein Pferd. Ich setz’ dich beim Eingang ab und fahre heim, und Gott sei Dank werde ich das Haus einmal für mich alleine haben.«
    Ich sah ein, daß es sinnlos war, sie überreden zu wollen. Es ging ihr auch offensichtlich nicht so gut, daß sie an einem so heißen Tag, eingezwängt in ein Auto, beim Reiten, Holzhacken und Wettrennen zuschauen konnte. Ich hatte auch keine Lust dazu, denn ich war müde und niedergeschlagen, und die Aussichten auf ein fröhliches Weihnachtsfest wurden immer kleiner. Als ich am Sportplatz ausstieg, sagte Anne: »Susan, du hast mich noch nie im Stich gelassen. Larry auch nicht. Schaut, daß ihr diese Frau verjagt. Versprich es mir!«
    Paul hat vollkommen recht damit, daß ich Leuten, die ich mag, nichts abschlagen kann. Zu meinem eigenen Entsetzen sagte ich: »Ich versprech’ es dir. Wenn sie nicht bald von selbst geht, dann wird Larry sich schon etwas einfallen lassen. Ich ruf’ dich heute Abend an und schau’, wie es dir geht. Du mußt mir nur versprechen, daß du inzwischen nichts unternimmst — aber auch gar nichts!«
    Sie nickte, und damit hatten wir wenigstens eine Gnadenfrist. Aber was für ein verrücktes Versprechen! Zum Glück würde ich heute nie mit Larry allein sein, und vielleicht würde irgend etwas geschehen. Schuldbewußt machte ich mich  auf die Suche nach den

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