Truthahn um zwölf
Ritterlichkeit dazu veranlaßt hätte, auf Christina zu warten; deshalb kam das Paar nur auf den zweiten Platz und wurde mit viel zu viel Beifall und Gelächter belohnt, so daß sie sich sehr klug vorkamen. Bei den Kindern unter fünf erwiesen sich Patience und ihr treuer Verbündeter Mark als großer Erfolg, indem sie unbeirrbar mit äußerster Geschwindigkeit in die falsche Richtung rannten. Immerhin retteten die Zwillinge die Ehre der Bande, sie rannten zärtlich Hand in Hand bei den bis sieben Jahre alten Kindern, und ich wünschte, Anne wäre dabei gewesen, um sie und das Entzücken der Zuschauer bei ihrem Sieg zu sehen. Der Colonel war so gerührt von dem Anblick, und so wütend über seine Rührung, daß er ein wenig schroff zu den Leuten war, die ihm gratulierten.
Danach kam das Finale des Holzhack-Wettbewerbs, und die Spannung wuchs. Der Pokal erhöhte die Bedeutung des Wettkampfes ungemein. Peter gewann zwar nicht, belegte aber einen beachtlichen zweiten Platz hinter Reti, und Mick wurde ein populärer Dritter. Wir alle umdrängten sie und gratulierten ihnen, und ich hatte das Vergnügen, zu hören, wie Mick zu Reti und Peter sagte, ob sie nicht jetzt, nach all der Anstrengung, Lust hätten, mit ihm bei seinem Auto einen kleinen Schluck zur Feier des Tages zu trinken. Der kleine Schluck muß ganz schön kräftig gewesen sein, denn als das Sportfest vorbei war, überließen wir das Feld Mick ganz allein, der selig unter seinem unmöglichen, alten Auto schnarchte.
Als der letzte Wettkampf beendet war, versammelten wir uns alle am Hügel, um dem Colonel bei der Preisverteilung zuzuschauen und vor allem Reti zu feiern, der den Pokal gewonnen hatte. Der Colonel begann gerade mit einer seiner eindrucksvollen, kurzen Ansprachen, als hinter mir jemand laut aufschrie. Alles wandte erschreckt den Kopf und ich verlor den letzten Rest meiner Würde und stürzte vorwärts, um Paul beim Arm zu packen.
»Schnell! Sie sind im Auto und haben die Bremse gelöst! Es rollt!«
»Verflucht«, sagte Paul so laut, daß alle bestürzt waren.
Jetzt wandten alle dem Colonel den Rücken zu und starrten gebannt auf unser Auto, das langsam den Hügel herab auf sie zu rollte. Paul und Sam stürmten vorwärts, gefolgt von Tim und einigen anderen Männern. Bisher fiel der Hang nur leicht ab, und das Auto war noch sehr langsam, aber als sie es erreichten, wurde es schneller, und sie konnten es gerade noch aufhalten, bevor es über die steile Böschung kippte. Paul langte hinein, zog die Bremse an und brüllte: »Was, zum Teufel, sucht ihr da drinnen?« Aber die Kinder waren diesmal so verängstigt, daß Christopher erst einige Zeit brauchte, bevor er eine Antwort stammeln konnte.
»Das wollten wir ja gar nicht, wir konnten nur nichts sehen, und wir dachten, wenn wir ein kleines bißchen nach vorne fahren würden ...«
Wie gewöhnlich war es der Colonel, der eingriff, indem er vergnügt von unten rief: »Nichts passiert, Paul, mein Junge. Hab’ dadurch länger Zeit gehabt zum Nachdenken, was ich jetzt sagen soll.«
Das war ja schön und gut. Aber das Auto neigte sich jetzt so gefährlich, daß die Kinder sehr vorsichtig herausgeholt werden mußten.
Es mußte sofort wieder zurückgebracht werden, und zu meinem Entsetzen kam Paul auf mich zu.
»Macht es dir viel aus, Susan, dich hineinzusetzen und den Hügel hinauf zurückzustoßen? Das geht schon. Wir halten das Auto fest, aber der Fahrer muß leicht sein.«
»Es macht mir sehr viel aus!« gab ich energisch zurück. »Du weißt, wie ungeschickt ich mich manchmal beim Zurückstoßen anstelle, und hier ist es sehr steil. Es sind genug Männer zum Halten da. Setz du dich doch rein und fahr selbst!«
Paul setzte eine geduldige Miene auf und alle anderen Männer auch. »Verstehst du nicht, daß es auf das Gewicht ankommt«, wiederholte er. »Dir kann wirklich nichts passieren, aber ...«
Ich setzte mich widerwillig in Bewegung, aber da ertönte eine hohe, durchdringende Stimme, und ich wurde förmlich zur Seite gefegt. »Verstehen Sie nicht, daß sie jemand leichten brauchen, wenn das Auto so schief steht, Susan? Sie haben doch sicher nichts dagegen?«
»Ach, ich mach’ es schon, aber wahrscheinlich sehr schlecht«, begann ich, doch Ursula lachte nur kurz und überlegen auf.
»So ein Theater! Aber wenn Sie Angst haben, versuche ich es eben. Es ist ja so einfach. Ich habe keine Angst vor dem Rückwärtsfahren. Ich kann einfach nicht verstehen, warum manche Frauen sich so anstellen.
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