Truthahn um zwölf
sie mir von zu Hause, daß unser Wohltätigkeitsverein bald eingeht. Alle wollen, daß ich zurückkomme, und immerhin habe ich Anne über die schlimmste Zeit hinweggeholfen. Ja, es ist vielleicht besser, wenn ich über Weihnachten bleibe. Es wird viel zu organisieren geben, und Anne ist dabei ja so ungeschickt.«
Kurz gesagt, Ursula hatte sich wieder gefangen.
15
Als ich am Sonntag morgen aufwachte, war ich richtig verzweifelt, und das am Heiligen Abend. Natürlich waren wir alle müde nach dem Sportfest, und die Kinder waren unleidlich. Paul mußte früh zu der Koppel gehen, die wir für das Sportfest gemietet hatten, und beim Wegräumen der Hindernisse und Hackklötze helfen. Der ganze Platz mußte aufgeräumt werden, da er, wie immer nach solchen Festen, wie ein Schlachtfeld aussah. Das paßte mir gar nicht, denn es gab im Haus noch eine solche Menge von Kleinigkeiten zu erledigen, bei denen Paul eine große Hilfe gewesen wäre. Dann kam mir die großartige Idee, ihm vorzuschlagen, die Kinder mitzunehmen; sie konnten die Flaschen aufsammeln und die leeren Zigarettenschachteln und das Papier aufheben. Auf diese Weise hatten Tony und ich ein leeres Haus, und das war die beste Lösung, wenn wir schon auf Pauls Hilfe verzichten mußten.
Am Weihnachtstag sollte so viel wie möglich kalt serviert werden. Mrs. Evans Plumpudding würde natürlich frisch aus dem Ofen zu uns kommen, und wir wurden eindringlich ermahnt, ihn nicht kalt werden zu lassen, und aufzupassen, daß die Zeremonie mit dem brennenden Branntwein genau eingehalten wurde. Aber die Truthähne mußten wir heute braten, und das andere Fleisch sollte auch kalt gereicht werden. Am Vormittag müßten wir also nur noch Erbsen schälen, frisch gepflückte Tomaten waschen, Salat schneiden, und es würden genügend Leute da sein, die dabei helfen konnten.
Vorerst war es noch heute. Meine Eltern sollten um fünf Uhr ankommen, und Paul wollte zu einem späten Mittagessen von der Koppel zurück sein. Auf dem Heimweg würde er den Christbaum von unserer Fichtenpflanzung unten an der Straße mitbringen. Eine Fichte ist kein idealer Christbaum. Sie verteilt ihre Nadeln über den ganzen Teppich und macht nur Schmutz. Die hübschen jungen Rimus 1 , die es überall im Busch gibt, wären besser gewesen, aber es war verboten, sie zu fällen.
Paul sagte: »Ich komme vielleicht zu spät zum Mittagessen. Hängt davon ab, wie viele kommen.«
Da ich wußte, wie schnell die Begeisterung verflog, wenn das Sportfest erst einmal vorbei war, war ich überzeugt, daß das Aufräumkommando aus unseren drei Männern, Evans, Peter Anstruther und Julian bestehen würde. Ich tat so, als sei es ein großes Opfer für mich und sagte, ich könne ihnen ja später ein kleines Mittagessen richten, sie brauchten sich also nicht zu beeilen. Paul warf mir einen spöttischen Blick zu und sagte, das sei ja sehr nett, und fügte sogar noch hinzu, daß er uns leider nicht helfen könne, aber Tony und ich hätten sicher einen friedlichen Vormittag. Nachdem er so angedeutet hatte, daß er sich von mir nicht täuschen ließ, verschwand er mit den Kindern, und Tony und ich winkten ihnen begeistert vom Garten aus nach.
Dann machten wir uns an die Arbeit. Das Haus sah genauso aus, wie man erwarten konnte, wenn die Bewohner es am Tag vorher früh verlassen und gesagt hatten: »Das machen wir, wenn wir heimkommen«, und dann am Abend so müde zurückgekehrt waren, daß sie nur noch sagen konnten: »Das kann bis morgen warten«. Der Truthahn lag bleich im Kühlschrank, das Zimmer für die Eltern mußte gerichtet werden, die Blumen in den Vasen ließen die Köpfe hängen, die Fenster sahen scheußlich aus, und beim Anblick der Unordnung im Küchenschrank bekam ich ein schlechtes Gewissen. Es gab noch unendlich viel zu tun, aber bevor wir anfingen, rief ich Anne an.
Ich war vorsichtig. »Bist du allein?«
»Ja, dem Himmel sei Dank. Tim und die Kinder sind auf die Koppel gegangen zum Aufräumen.«
«Wie klug von dir. Ich hatte die gleiche Idee. Was ist mit Ursula?»
»Papa holte sie heute Vormittag ab, damit sie bei ihm packen kann. Ach, Susan, ich schäme mich so für gestern!«
»Wieso? Du hast dir eben Luft machen müssen, und ich hab’ nicht einmal Larry davon erzählt. Beinahe hätte ich es getan, aber es war dann doch unnötig.«
»Stimmt. Das hab’ ich gemeint. Die arme Ursula. Es war scheußlich für sie, und es hat sie anscheinend wirklich getroffen, obwohl man aus ihr nichts
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