Truthahn um zwölf
dem Pokal vorher und nachher, wäre ein toller Erfolg geworden.«
Und Ursula? Endlich einmal war ihr die Laune verdorben, für den Augenblick wenigstens. Außer einer leidenschaftlichen Beschimpfung unseres Autos, hatte sie gar nicht versucht, sich zu verteidigen, ging sogar unseren Männern aus dem Weg und suchte Schutz an Miss Adams Seite, wo sie Freundlichkeit und Mitgefühl fand. Wenn ich sie lieber gemocht hätte, hätte sie mir lange nicht so leid getan. Sich in aller Öffentlichkeit zu blamieren, ist schlimm genug, aber für jemanden, der mit so großem Geschick andere Leute lächerlich macht, ist das eine sehr erniedrigende Erfahrung. Ich wollte irgend etwas sagen, konnte aber nur murmeln, daß sie sich hoffentlich nicht zu sehr gefürchtet habe.
Vermutlich sagte ich genau das Falsche, oder meine Bemerkung nahm ihr den letzten Halt. Jedenfalls sah ich beschämt, daß Ursula einen dunkelroten Kopf bekam, und ihr Tränen in die Augen traten. Ich sagte hastig: »Jetzt muß ich mich auf die Suche nach den Kindern machen. Sie müssen irgendwo hinter dem Hügel verschwunden sein. Kommen Sie mit«, denn ich hatte schreckliche Angst, daß sie vor allen Leuten in Tränen ausbrechen könnte.
Natürlich wäre ihr so etwas nie passiert, aber ich glaube, sie war dankbar, von den anderen wegzukommen. Als wir den Hügel hinauf gingen, sagte ich: »Zwar haben die beiden Kinder einen gehörigen Schreck bekommen, aber je eher wir heimkommen, desto besser. Meine Eltern kommen morgen, und vor Weihnachten gibt es im letzten Moment immer noch einen Haufen Arbeit. Es wird recht lustig werden, meinen Sie nicht auch?«
Ich wußte, daß ich Unsinn daherredete, aber es traf mich doch unvorbereitet, als Ursula sagte: »Jetzt hören Sie doch endlich auf mit Ihren Versuchen, die ganze Geschichte zu überspielen, Susan! Ich weiß, daß Sie nett sein wollen. Sie sind immer nett gewesen, und wahrscheinlich haben Sie geglaubt, daß ich das nicht zu schätzen wußte. Weihnachten? Hoffentlich wird es ein schönes Fest für Sie alle, aber ich werde nicht mehr hier sein.«
»Nicht mehr hier? Aber ich hab’ gedacht, Sie bleiben noch länger?«
»Nein. Ich will von hier fort und niemand mehr sehen. Ich habe mich lächerlich gemacht. Ach, Sie brauchen nicht zu sagen, daß das jedem hätte passieren können. Tatsache ist, daß ich unbedingt fahren wollte, und dann... Und der wunderschöne Pokal! Es wäre alles halb so schlimm gewesen, wenn er nicht nachher so platt gewesen wäre.«
Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Es klang so fürchterlich traurig, und Ursula war wirklich am Boden zerstört. Ich sagte: »Ach, das bringt der Colonel schon in Ordnung. Ihm macht das nichts aus. Und in Wirklichkeit sind unsere verflixten Bremsen daran schuld gewesen. Machen Sie sich nichts draus, Ursula. Sie sind zu Anne so nett gewesen, haben so viel getan, sich nützlich gemacht...«
Warum benutzte ich diesen dummen Ausdruck, über den wir uns alle lustig gemacht hatten? Und warum war ich so unaufrichtig, was Anne betraf? Larry hätte mich verachtet. Aber es war das erste Mal, daß ich Ursula wirklich mochte. Sie war auch nur ein Mensch, genau wie wir, und konnte Fehler machen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann nächste Woche einen Platz in einem Flugzeug bekommen. Ich wollte schon absagen, aber jetzt nehme ich ihn doch. Ich werde Onkel Charles bitten, mich morgen in die Stadt zu fahren, ich werde dort auf das Flugzeug warten.«
Ich sagte: »Tun Sie das nicht, Ursula. Sie verderben uns alles. Wenn Sie uns schon verlassen wollen, dann erst nach Weihnachten.« Anne kam mir wieder in den Sinn, und ich wiederholte: »Gleich nach Weihnachten. Fahren Sie nicht morgen. Wir würden es alle bedauern. Wir — wir würden Sie vermissen.«
Als ich das sagte, merkte ich zum tausendsten Mal, daß ich eine sehr schwache Frau bin. Aber schwache Frauen sind manchmal auch nützlich. Nachdem sie lange geschwiegen hatte, sagte Ursula: »Gut, ich warte bis nach Weihnachten, wenn Sie es wirklich für besser halten. Wenn die anderen mich vermissen würden...«
»Natürlich.« Dann beschloß ich, ganz genau zu sein, und sagte höflich: »Sam und Tim und Paul würde es furchtbar leid tun. Sie sind so ein guter Freund gewesen, so eine Hilfe.«
Das saß. Ursula sagte langsam: »Da haben Sie vermutlich recht. Onkel Charles auch. Er und Tim sind so abhängig von mir geworden. Aber ich werde gleich nach Weihnachten abfahren. Im letzten Brief schrieben
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