Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Truthahn um zwölf

Truthahn um zwölf

Titel: Truthahn um zwölf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Keine Aufregung, Paul. Ihr haltet das Auto fest, und die Sache ist im Nu vorbei.«
    Ich sah, wie Paul zögerte. Er hatte sich nie um Ursulas Fahrkünste gekümmert und wußte nur, was sie selbst gesagt hatte. »Susan kennt das Auto genau. Die Gänge haben ihre Mucken, und mit den Bremsen muß man sich auskennen. Meinen Sie nicht, daß es besser wäre …«
    Aber sie war nicht mehr zu halten. Hier hatte sie eine Gelegenheit, ihre Überlegenheit wieder zu beweisen, die unter der Niederlage mit Sahib gelitten hatte. Sie lachte. »Wenn man es nur richtig anpackt, wird man mit jedem Auto fertig. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich mit dem Auto durch ganz Europa gefahren bin«, und im nächsten Moment schob sie sich vorsichtig hinter das Steuer.
    Sie war in ihrem Element, von Männern umgeben, und hatte die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten ein für alle Mal unter Beweis zu stellen, und sie lachte nur über Pauls Protest: »Sie sind eben nur Susans Fahrerei gewöhnt, Paul. Keine Aufregung. Ich fahre einfach rückwärts den Abhang hinauf, und in ein paar Minuten ist die ganze Sache überstanden.«
    Das stimmte, aber in diesen Minuten passierte einiges.
    Was wirklich geschah, weiß ich bis heute noch nicht, aber Ursula, die nach ihrer Meinung mit allen Autos umgehen konnte, merkte wohl nicht, wie leicht man in unserem Auto den vierten statt den Rückwärtsgang erwischen konnte. Es ging zu schnell, um sie noch zu warnen. Jemand schrie auf, die Männer stoben wie aufgeschreckte Hühner auseinander, und das Auto schoß den Abhang hinunter. Wie durch ein Wunder überschlug es sich nicht. Ursula trat auf die Bremse, aber die war schwach, wie Paul angedeutet hatte, und das Gefälle stark. Das Auto bewegte sich mit bösartiger Genauigkeit auf den Colonel und den Tisch mit den Preisen zu. Er brachte sich mit einem Satz in Sicherheit, und der Tisch fing die Wucht des Aufpralls ab.
    Ein tiefes Stöhnen entrang sich der Menge, und ich hörte eine Stimme, in höchster Erregung: »Oh -h -h! Der Pokal, Retis Pokal! Ganz kaputt.« Und dann hatte Ursula das Auto unbeschädigt zum Stehen gebracht.
    Das Auto war ganz — aber sonst herrschte überall Verwüstung. Der Tisch war umgestoßen, die Preise auf dem Boden verstreut, ein paar davon kaputt, und das Schlimmste war, daß genau unter einem Rad unseres verflixten Autos die plattgewalzten Überreste des einst so prächtigen Pokals lagen.
    Es war ein schrecklicher Augenblick. All mein Ärger über Ursula war verflogen, und ich hatte nur noch Mitleid. Sie war an ihrer stärksten Stelle getroffen, ihrer Tüchtigkeit. Sie hatte mit ihrem Können angegeben, mich und meine Befürchtungen ausgelacht und sich nun in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht. Nichts hätte schlimmer für sie sein können. Sie, die immer recht hatte, die die albernen Schwächen der Frauen verachtete, hatte genau das gemacht, was man albernen Frauen nachsagt — die Gänge durcheinandergebracht und ein halbes Dutzend Leute beinahe über den Haufen gefahren.
    Und einige unserer wertvollen Preise, auf die die Gewinner so sehnsüchtig warteten, hatte sie vollkommen zerstört. Das Schlimmste aber war, daß der Pokal, auf den wir so stolz gewesen waren, nicht wiederzuerkennen war.
    Der Colonel benahm sich natürlich wunderbar. Er nahm die Katastrophe gelassen hin, versicherte Reti, daß in kürzester Zeit ein neuer Pokal sein Heim schmücken werde, und half Ursula aus dem Auto mit der Bemerkung, daß so etwas jedem mindestens einmal passiere und es ein Segen sei, daß sie sich nicht wehgetan habe. Damit wäre die ganze Geschichte elegant aus der Welt geschafft gewesen, aber leider verlor Ursula wieder die Beherrschung. Sie stürzte sich wie eine Furie auf Paul.
    »Solche Bremsen sind einfach kriminell! Wer hätte erwartet...« doch da griff der Colonel hastig ein, bat die Männer, die verstreuten Preise aufzusammeln, versicherte den enttäuschten Gewinnern, daß die kaputten schnell ersetzt würden, und verteilte den Rest. Irgendwie beruhigten sich die Gemüter, und alle taten so, als sei nichts Außergewöhnliches passiert.
    Aber der Tag war verdorben. Der Pokal, unser ganzer Stolz, war ruiniert. Er war platt wie ein Pfannkuchen, als wir ihn aufhoben, nachdem Paul das Auto weggefahren hatte; der Reporter, der so versessen gewesen war, ein Foto von Reti zu machen, wie er den Preis entgegennahm, schlich traurig davon. Damit zeigte er viel Zartgefühl, wie Larry später meinte: »Denn die ganze Geschichte, mit Fotos von

Weitere Kostenlose Bücher