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TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff

Titel: TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Martynow
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sie nicht mehr spürte. Mir war, als läge ich auf Wasser. Das Dröhnen ebbte rasch ab, und was ich noch zu hören wähnte, war nur der Nachhall in meinen Ohren. Ringsum herrschte Stille. Die Motoren hatten ihre Arbeit eingestellt. Als ich die Augen wieder aufschlug, sah ich Kamow am Pult stehen.
    Er stand – aber seine Füße berührten den Boden nicht. Unbeweglich und ohne jeden Halt hing er in der Luft.
    Ich lag da und konnte mich nicht entschließen, auch nur ein Glied zu rühren.
    Paitschadse nahm den Helm ab und erhob sich. Kein Akrobat auf der Erde hätte das auf diese Weise fertiggebracht. Er zog ein Bein an, setzte den Fuß auf den Boden und richtete sich allmählich zu seiner vollen Größe auf.
    Belopolski setzte sich auf und nahm mit sonderbaren, unsicheren Bewegungen ebenfalls den Helm ab. An seinen Lippen merkte ich, daß er etwas sagte. Paitschadse reichte ihm die Hand, und plötzlich schwebte Konstantin Jewgenjewitsch in der Luft. Zum ersten Male sah ich sein sonst so unbewegliches Gesicht erregt. Er wollte sich auf die Beine stellen, kippte aber um und stand kopf. Paitschadse half ihm lachend, seine vorherige Lage wieder einzunehmen. Er sagte etwas, doch durch den Helm hörte ich keinen Laut. Totenstille umgab mich.
    Die beiden Astronomen begaben sich zum Fenster. Genauer gesagt, tat das nur Paitschadse. Belopolski schwebte, seine Hand fest umklammernd, hinter ihm her. Nachdem er die Wand erreicht hatte, hielt er sich an einem der zahllosen Riemen fest, die überall angebracht waren, und bekam offenbar Halt. Paitschadse drückte auf einen Knopf, und die metallene Platte vor dem Fenster glitt zur Seite. Neugierde bewog mich, die schutzbietende Matte zu verlassen. Langsam löste ich die Riemen und nahm den Helm ab. Es war eigenartig, die Schwerelosigkeit seiner Arme zu spüren. Ich warf den Helm auf die Matte, aber er fiel nicht hinab, sondern blieb in der Luft hängen.
    Bemüht, jede heftige Bewegung zu vermeiden, stellte ich mich vorsichtig auf die Beine. Alles ging gut, und selbstzufrieden dachte ich schon, daß ich Belopolskis Beispiel nicht folgen würde. Als ich aber merkte, daß ich in der Luft schwebte, suchte ich instinktiv nach einem Halt. Dabei tat ich eine unwillkürliche Bewegung, meine Füße berührten einen kurzen Augenblick den Boden, und ich flog leicht wie eine Feder zur Decke oder, besser, zu dem Teil des Raumes, den ich bisher als Decke angesehen hatte.
    Das Schiff schien sich blitzartig gedreht zu haben. Der »Fußboden« und alles, was sich auf ihm befand, war nun »oben«, Kamow, Paitschadse und Belopolski dagegen hingen mit dem Kopf nach unten.
    Das Herz schlug mir vor Aufregung bis zum Halse, und ich unterdrückte mit knapper Not einen Schrei. Kamow sah mich an. »Machen Sie keine schroffen Bewegungen«, sagte er. »Sie wiegen jetzt nichts mehr. Denken Sie daran, was ich Ihnen auf der Erde gesagt habe! Schwimmen Sie durch die Luft, als ob sie Wasser wäre. Stoßen Sie sich von der Wand ab, aber nur ganz leicht, und bewegen Sie sich auf mich zu.«
    Ich folgte seinem Rat, konnte aber die Stärke des Stoßes nicht genau berechnen und flog an Kamow vorbei, worauf ich ziemlich heftig gegen die Wand prallte.
    Es lohnt nicht, alle die Vorfälle, die sich in diesen ersten Stunden ununterbrochen mit mir und Belopolski ereigneten, ausführlich zu beschreiben. Wären uns alle diese unfreiwilligen Flüge und Purzelbäume auf der Erde passiert – wir hätten uns längst das Genick gebrochen; jedoch in dieser unwahrscheinlichen Welt kamen wir mit ein paar blauen Flecken davon.
    Kamow und Paitschadse hatten bereits auf dem vorhergehenden Flug Erfahrungen sammeln können, und mit ihrer Hilfe eigneten wir uns auch die ersten Fertigkeiten in der Fortbewegung an. Aber selbst ihnen unterliefen bisweilen Fehler.
    Wir brachten mehrere Stunden am Fenster des Observatoriums zu. Das Fenster war nicht sehr groß, ungefähr einen Meter im Durchmesser, bot aber trotz der beträchtlichen Stärke des Glases eine erstaunlich gute Sicht.
    Die Sternenwelt machte auf uns einen überwältigenden Eindruck. Einen besonders verblüffenden Anblick boten in diesen ersten Flugstunden jedoch die Erde und der Mond. Die Entfernung, in der wir uns befanden, ließ uns die beiden Himmelskörper ungefähr gleich groß erscheinen. Zwei riesige Kugeln, die eine blaßblau, die andere gelb, hingen hinten, ein wenig links von der Flugbahn des Schiffes, im Raum.
    Etwa eine Stunde lang herrschte an Bord tiefes Schweigen. Alles

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