TS 03: Zurück aus der Ewigkeit
er.
»Wie bitte?“ fragte Anderson prompt.
„Ich habe ein Tagebuch gefunden und hoffe, daß wir es in gemeinsamer Arbeit entziffern können. Der arme Kerl muß bis zum letzten Augenblick seines Lebens versucht haben, die Ereignisse aufzuzeichnen. Soll ich meine Untersuchung beenden? Vielleicht kommt Mi Fang zu mir und kann dann das Alter des Skeletts bestimmen.“
„Nicht anrühren!“ kam die Stimme des chinesischen Arztes. „Wenn es sehr alt ist, kann es durch die geringste Erschütterung zerstört werden.“
„Schon gut. Ich verlasse die Zentrale und sehe mir den Rest des Schiffes an. Kattowitz könnte sich für den Antrieb interessieren.“
Bis der Pole und der Chinese eintrafen, wanderte Fraud durch das ganze Schiff, aber er fand weder einen Lebenden noch ein weiteres Skelett. Scheinbar war das Schiff bis zum letzten Augenblick sauber gehalten und alles an Abfall oder Hinweisen war entfernt worden; erst als der Tod den letzten Insassen überraschte, konnte das nicht mehr geschehen. Von diesem Zeitpunkt an datierte die Staubschicht und scheinbar auch der Ausfall der Maschinen.
Vielleicht würde das Tagebuch Hinweise geben.
Als Kattowitz und Mi Fang eintrafen, verließ Fraud das Schiff und begab sich zur SIRIUS zurück. Dort wurde er mit begreiflicher Erregung empfangen und sogleich in die Zentrale geschleppt, wo sich alle Besatzungsmitglieder eingefunden hatten.
Er wiederholte in aller Kürze seinen Bericht und legte dann das Tagebuch vor. Es bestand aus gewöhnlichem Papier mit allerdings ungewöhnlicher Reißfestigkeit, wie es auf der Erde unbekannt war. Die eng beschriebenen Seiten erregten einstimmige Neugier und jeder versuchte, ihren Sinn herauszufinden.
Das Ergebnis war einigermaßen verblüffend.
Jeder der Anwesenden fand Worte, die er verstehen konnte, es fand sich aber keiner, der die Schrift hätte fortlaufend entziffern können. Es war also eine Zusammenstellung aller großen Sprachen der Erde, und auch diese abgewandelt und anders, als man sie kannte.
Keiner fand die Antwort auf die Frage, wie eine solche Sprache entstehen konnte, vollkommen unabhängig von der Entwicklung auf der Erde. Die Männer sahen fragend auf Harrel, als erwarteten sie von ihm die Lösung. Der Astronom, dessen kühne Hypothesen bisher stets den Kern der Sache getroffen hatten, schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid, aber das kann ich mir auch nicht erklären. Und ehe ich etwas nicht genau weiß oder zumindest durch eine gute Theorie belegen kann, halte ich den Mund. Vielleicht – ich betone ausdrücklich: vielleicht! – ist es so, daß ein gemeinsamer Sprachenursprung auch die gleichen Abzweigungen hervorbringt, selbst dann, wenn beide Rassen niemals miteinander in Verbindung treten. Da wir die gleichen Urahnen besitzen wie jene Raumfahrer, die vor zehntausend Jahren die Systeme Sirius, Sol und Alpha Centauri besuchten, besteht durchaus die Möglichkeit, daß selbst noch heute die verschiedenen Sprachen gewisse Verwandtschaften aufweisen. Das Gegenteil dürfte kaum zu beweisen sein, sollte es auch einleuchtender klingen.“
Anderson legte die Hand auf das Tagebuch.
„Du meinst also, der Schreiber sei ein Bewohner des dritten Planeten dieses Systems, vorausgesetzt, daß sich dort die Nachkommen jener Rasse befinden, die einst die Galaxis beherrschten?“
„Es könnte so sein. Wir werden es wissen, wenn wir auf dem Planeten III gelandet sind. Bis dahin würde ich den Versuch anstreben, dieses Tagebuch zu entziffern. Da es sich aus den verschiedenen Sprachen der Erde zusammensetzt, dürfte das nicht schwierig sein. Der nicht zu entziffernde Rest läßt sich raten. Jedenfalls bin ich nicht dafür, auf Planet III zu landen, ehe wir nicht genügend vorbereitet sind.“
„Einverstanden“, nickte Anderson. „Das scheint mir eine vernünftige Idee zu sein. Es wird also jeder dieses Buch erhalten und über jedes Wort, das ihm bekannt vorkommt, die von ihm angenommene Bedeutung setzen. So müßte es uns gelingen. Fraud bekommt das Buch zuletzt und wird die fehlenden Worte ergänzen. – Was glaubst du, Gaston, wie lange wird dazu benötigt?“
Fraud nahm das Buch zur Hand und blätterte es durch.
„Es sind kaum zehn Seiten. Zwei Tage, würde ich sagen.“
„Zwei Tage werden wir auch benötigen, um das fremde Schiff zu untersuchen und genau zu analysieren. Gut, wir sind uns also einig.“
Serge Iwanow nahm Fraud das Heft aus der Hand.
„Ich werde anfangen“, sagte er und warf Anderson einen Blick zu.
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