TS 03: Zurück aus der Ewigkeit
Eingravierungen auf der Funkeinrichtung wurden zerkratzt. Er hatte ja auch schließlich Zeit dazu, gründlich zu sein.
Das fremde Schiff war ein Forschungsschiff und das erste seiner Art. Es hatte den Auftrag, die nächste Sonne aufzusuchen, nach einem vermißten Raumschiff, das hundert Jahre zuvor gestartet war, zu fahnden und es unter allen Umständen zu finden. Hierzu das Tagebuch:
,Wir haben die’ – und dann ist der Name wieder ausgestrichen und unleserlich gemacht worden – ,niemals gefunden. Sie ist und bleibt verschollen, nachdem sie vor fast hundert Jahren unsere Heimatwelt verließ und nie zurückkehrte. Vielleicht treibt sie noch heute zwischen diesem und unserem System.’“
Harrel sah auf.
„Und dies ist der wichtigste Punkt meiner Ausführungen. Dieser eine Satz besagt, daß jenes fremde Raumschiff niemals aus dem System Alpha Centauri stammen kann, sondern aus einem benachbarten. Und da kommen zuviel in Frage, um etwas Bestimmtes sagen zu können. Aber bewiesen wäre damit, daß es außer der Menschheit noch mehr Überlebende des galaktischen Krieges von zehntausend Jahren gibt.
Der Rest des Tagebuches ist ein trauriges Kapitel, und ich möchte es euch allen ersparen. In dürren Worten: Der Lufterneuerungsmechanismus versagte, und die Luft im Schiff wurde ständig schlechter. Mit letzter Kraft schoß der Überlebende die restlichen Lebensmittel in den Raum, um die letzte Spur ihrer Herkunft zu beseitigen, zog sich in die Zentrale zurück und erwartete hier den Tod.
Seitdem kreist das Schiff als Wrack um Alpha Centauri.
Daß es niemals gefunden wurde, beweist, daß die Bewohner, die wir auf Planet III zu finden hoffen, die Raumfahrt noch nicht kennen.“
Er schwieg und sah seine Freunde fragend an.
Fraud erhob sich.
„Ich denke, dieser Fremde starb tapfer und im Sinne seiner uns so eng verwandten Rasse. Es waren unsere Brüder, wenn wir auch schon mehr als zehn Jahrtausende von ihnen getrennt lebten. Vielleicht finden wir eines Tages ihre Heimatwelt, vielleicht begegnen wir ihnen. Wir werden den Toten so lassen, wie er starb. Er ist ein ewiges Denkmal menschlichen Pflichtbewußtseins.“
Das Schweigen seiner Gefährten gab ihm recht.
*
Die SIRIUS nahm langsam wieder Fahrt auf und wurde von den flammenden Stößen der Heckdüsen aus der stabilen Kreisbahn gedrängt. Das Wrack aber blieb zurück und entschwand allmählich den Blicken Harrels, der es durch das Teleskop beobachtete. Anderson stellte in der Zentrale einige Berechnungen an und setzte die SIRIUS dann auf Kurs. In die Mitte des Bildschirms schob sich ein kleiner Stern – der dritte Planet des Alpha Centauri.
Anderson gab Harrel den Auftrag, Dichte, Größe und atmosphärische Verhältnisse – so gut es bei dieser Entfernung möglich war – zu bestimmen und bat um ein schnelles Ergebnis. Außerdem sollte die Umlaufzeit und eventuell auch bereits die Rotation bestimmt werden.
Als Planet III die scheinbare Größe eines Fußballs angenommen hatte, lagen sämtliche Ergebnisse in der Zentrale vor. Die Verwandtschaft mit der heimatlichen Erde war zwar verblüffend, kam aber nicht sonderlich überraschend. Der Umlauf um die Sonne betrug knapp ein halbes irdisches Jahr, obwohl er nicht weiter von dem gemeinsamen Schwerpunkt entfernt war als die Erde von Sol. Die Eigenrotation war langsamer, und ein ganzer Tag würde schätzungsweise 35 Stunden dauern. Allerdings bestand zwischen der Erde und Planet III ein grundsätzlicher Unterschied, der noch ungeahnte Folgen haben sollte. Die Äquatorebene war praktisch mit der Ekliptik identisch. Auf Planet III würden also jahraus, jahrein die gleichen Witterungsverhältnisse herrschen, es gäbe keine Jahreszeiten und damit keine unvorhergesehenen Naturkatastrophen in Form überraschender Stürme. Es gab keine Polarnacht und keinen Polartag, keine Passatwinde und keinen Frühling. Nur eine einzige Abwechslung würde das Wetter bringen – und diese noch regelmäßig: den täglichen Regen!
„Vielleicht ist er jetzt unbewohnbar?“ fürchtete Anderson.
Harrel, der das Ergebnis seiner Untersuchungen selbst gebracht hatte, lachte laut auf.
„Nein, das wäre ein wirklich unlogischer Schluß. Sollte Planet III intelligente Bewohner haben, so kennen sie ihre Welt ja nicht anders. Ihnen würden Jahreszeiten und eine lange Polarnacht wahrscheinlich sehr ungewöhnlich vorkommen. Jede Rasse ist das Produkt ihrer Umgebung – selten ist es umgekehrt.“
Anderson betrachtete den Planet,
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