TS 03: Zurück aus der Ewigkeit
Zivilisation der Atlanter, die einst von dort aus zur Erde gekommen und hier eine neue Zivilisation gegründet hatten.“
„Sie waren einst die herrschende Rasse auf unserem Planeten“, schloß er. „Aber dann verschlang sie eine furchtbare Naturkatastrophe, und die Überlebenden flüchteten sich auf einen Erdteil, den wir Südamerika nennen. Mit Atlantis ging auch die Erinnerung an die Vergangenheit unter, die beiden Todfeinde aus dem galaktischen Krieg lebten friedlich nebeneinander auf der Erde und glaubten, sie hätten schon immer dort gelebt. Ihre Herkunft verlor sich im Dunkel der Sagen.“
Gerlach versank in tiefes Nachdenken. Die vier Männer von der SIRIUS schwiegen ebenfalls und warteten.
Plötzlich hob er den Kopf.
„Das wird die Entschlüsse unserer Regierung ändern müssen“, sagte Gerlach schließlich. „Man hat – soweit ich es mir denken kann – folgendes vor: mit Ihrem Raumschiff will man zur Erde fliegen und Verbindung mit Ihrer Regierung aufnehmen. Dann wird man die Vernichtung aller Nachkommen der Atlanter fordern und endlich den Bau einer gewaltigen Raumflotte, um die Heimat zu suchen.“
„Aber – das ist doch völliger Unsinn!“ empörte sich Fraud. „Die Nachkommen der Atlanter haben sich mit uns vermischt, sieben oder acht Jahrtausende sind eine lange Zeit. Wie könnte unsere Regierung einen solchen Massenmord unter der Bevölkerung der Erde zulassen?“
„Ich weiß, daß es völliger Unsinn ist“, gab Gerlach zu. „Aber ich habe Ihnen ja nur gesagt, was unsere Regierung unternehmen wird.“
„Wir werden das zu verhindern wissen“, mischte sich Anderson ein. „Auf keinen Fall dulden wir eine Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten. Das, was Ihre Regierung da vorhat, ist nichts anderes als eine glatte Invasion, eine Kriegserklärung.“
Gerlach schien unangenehm berührt.
„Sprechen wir von anderen Dingen, bis der endgültige Entschluß meiner Regierung bekannt wird. Ich sprach nur eine Vermutung aus. Erzählen Sie mir von Ihrem Flug, berichten Sie von der Erde, von Ihrer Technik – vom Hyperraum.“
Das Gespräch verließ die gefährlichen Bahnen der Politik und nahm mehr privaten Charakter an. Anderson erzählte vom Start und vom Flug durch den Raum; Kattowitz versuchte, das vom Hyperraum zu erzählen, was er theoretisch davon wußte; Fraud und Harrel berichteten von ihren Erlebnissen während des Fluges und auf dem vierten Planeten des Alpha Centauri. Die Begegnung mit dem Raumschiff allerdings verschwieg er vorerst.
„Auf unserem Nachbarplaneten wohnen Riesen?“ wunderte sich Gerlach. „Vielleicht Versprengte des Krieges, die durch die besondere Strahleneinwirkung dort ein enormes Wachstum durchmachten.“
„Eine durchaus mögliche Entwicklung“, gab Harrel zu. „Aber sie sehen schauderhaft aus und ernähren sich im übrigen hauptsächlich durch Kannibalismus.“
„Berichten Sie von der Erde – von der Regierung dort.“
Harrel tat ihm den Gefallen. Er schilderte, wieviel Kriege und Kämpfe es im Laufe der Jahrtausende gekostet hatte, bis die Menschheit endlich im Angesicht des Atomtodes zusammengefunden und eine einzige Regierung gewählt hatte. Er erzählte von der Verfassung, von der persönlichen Freiheit des einzelnen Weltbürgers, von seinen Pflichten und Pachten. Er entwarf in wenigen Minuten ein Bild von der Erde und ihren Besuchern, wie es besser keine Fachbibliothek hätte tun können.
Gerlach schien einige verwandte Züge entdeckt zu haben.
„So kennen Sie also auch die Diktatur?“ wandte er sich an Harrel. „Warum wurde sie nicht beibehalten? Ist sie so verwerflich?“
„Nur die absolute Diktatur ist verwerflich“, gönnte Harrel ihm die Einschränkung. „Die Weltregierung ist in gewissem Sinne auch eine Diktatur, aber sie ist gemäßigt und tolerant, verletzt nicht die Rechte des Bürgers und garantiert jedem einzelnen Menschen die volle persönliche Freiheit. Das ist der Unterschied.“
„Und trotzdem arbeitet jeder soviel, daß er dem Gesamten nützlich erscheint?“
„Natürlich arbeitet jeder, denn je mehr und je besser er arbeitet, desto mehr Geld erhalt er und um so mehr kann er sich leisten.“
„Geld?“
„Ein Zahlungsmittel. Man bekommt es für geleistete Arbeit und kann sich alles, was man haben will, dafür kaufen.“
Gerlach überlegte, dann sagte er:
„Bei uns ist Arbeit das Zahlungsmittel.“
„Auch auf der Erde ist das so, aber man kann ja mit der Arbeit in der Tasche nicht einkaufen gehen.
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