TS 03: Zurück aus der Ewigkeit
auf.
„Wir werden Ihnen niemals bei einem solchen Vorhaben helfen“, sagte er bestimmt. „Glauben Sie denn, wir würden dazu beitragen, die Vernichtung unserer eigenen Zivilisation zu beschleunigen?“
„Gerade Kattowitz und Fraud haben mir die entscheidenden Tips geben können“, lächelte Gerlach zufrieden. „Ohne ihre Hilfe wäre ich heute noch nicht so weit.“
Kattowitz warf Harrel einen Blick zu.
„Es ist das Neue, das mich meine Umgebung vergessen läßt. Zum ersten Male in meinem Leben habe ich Gelegenheit, mit diesen Dingen zu experimentieren. Aber nun ist es so, daß ich diese Anlage jederzeit auf der Erde konstruieren und einen künstlichen Hyperraum erzeugen könnte. Fraud ergeht es nicht anders.“
Der Franzose nickte.
„Ein richtiger und echter Forscher vergißt stets die Umgebung, wenn er dem Geheimnis seines Lebens auf der Spur ist, und das sind wir! Theoretisch haben wir das Problem des Fluges von Stern zu Stern in annehmbarer Zeit gelöst. Es wäre an der Zeit, daß Darex uns frei ließe.“
„Da kannst du lange warten!“ eröffnete ihm Harrel barsch.
Fraud entgegnete nichts. Aber über sein Gesicht huschte ein flüchtiges und – wie es schien – wissendes Lächeln. Er stand so, daß Gerlach es nicht zu sehen vermochte, aber Harrel sah es. Und er begann, sich langsam zu überlegen, ob er dem Franzosen nicht Unrecht tat.
Eigentlich sollte er Fraud doch kennen, der nichts ohne Grund unternahm.
Anderson seufzte.
„Tag für Tag sitzen wir in diesem Riesenlabor herum, und ich komme mir vor wie ein Strafgefangener. Abends der kurze Spaziergang, damit die Leute in der SIRIUS sehen, daß wir noch leben. Wahrscheinlich fürchtet Darex, man könnte mit den Bordwaffen die Versuchsanstalt zusammenschießen, eine Vermutung, die nicht ganz unbegründet ist. Und nach dem Spaziergang das gemeinsame Schlafzimmer neben dem Labor. Nee, ist das ein Hundeleben!“
Fraud grinste immer noch.
„Nur ich habe ein wenig Abwechslung“, verkündete er und schaute auf die Uhr.
Sie alle wußten genau, was er damit meinte. Zwischen Fraud und der Tochter des Gelehrten Gerlach hatte sich ein Verhältnis entwickelt, das nur noch mit übertriebener Diskretion als ,Freundschaft’ bezeichnet werden konnte. Julet liebte Fraud, daran bestand kein Zweifel. Und allem Anschein nach liebte auch der Franzose das junge Mädchen.
Da Julet in der gleichen Abteilung arbeitete, hatten die beiden während kleiner Pausen oft genug Gelegenheit, sich zu sehen. Abends beim gemeinsamen Spaziergang gesellte sich Julet zu den vier Männern und hielt lange, vertrauliche Zwiegespräche mit Fraud. Sie sprachen von einer Zukunft, die es nie für sie geben würde.
Fraud wandte sich ab und sagte zu Gerlach:
„Ich denke, wir machen Schluß für heute. Es ist viel erreicht worden, und es wäre angebracht, Darex um kleine Vergünstigungen zu bitten.“
„Das habe ich schon in Ihrem Namen getan, aber er ist unerbittlich. Er will Ihr Raumschiff, um Ihren Treibstoff kennenzulernen. Außerdem möchte er, daß Sie Ihre astronavigatorischen Instrumente zur Verfügung stellen, da wir solche nicht besitzen. Es ist unmöglich, einen einmal gefaßten Beschluß Darex’ zu ändern.“
Fraud zuckte mit den Schultern:
„Ich gehe Julet abholen.“
Er wandte sich zum Gehen und blieb nur kurz am Fenster stehen, das auf den weiten Platz hinausging. In vielleicht 200 m Entfernung stand die Silhouette der SIRIUS, ein schlanker, blitzender Bleistift von gigantischer Größe. Wachposten gruppierten sich um das Schiff, und zwei Uniformierte patrouillierten nahe am Fenster vorbei. In Frauds Gesicht war eine auffallende Ausdruckslosigkeit, aber in seinen Augen war ein unmerkliches Zucken, das nur dem neben ihm stehenden Harrel auffiel.
In diesem Augenblick wußte er, daß sein Freund einen Plan hatte.
*
Fraud und Julet standen ein wenig abseits. Gerlach war heute länger geblieben und leistete den vier Männern beim abendlichen Spaziergang Gesellschaft. Eigentlich nur drei Männern, denn Fraud konnte man nicht dazu zählen. Arm in Arm stand der Franzose mit Julet unter dem Fenster zum Labor und schaute gedankenverloren zur SIRIUS hinüber. Was sie sprachen, konnte von den anderen nicht gehört werden. Die beiden Posten patrouillierten achtlos in weiter Entfernung vorüber.
„Wie weit bist du, Julet?“ fragte Fraud.
„Noch zwei Tage, Liebster. Ich habe solche Angst.“
„Keine Sorge, es ist ja alles gut vorbereitet. Es kann nichts
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