TS 03: Zurück aus der Ewigkeit
sich Harrel des etwas merkwürdigen Benehmens, das Fraud in den letzten Stunden an den Tag gelegt hatte, und das seine Gründe haben würde.
Das Licht brannte, und die Vorhänge waren nicht geschlossen. Ungehindert floß das Licht in die Dämmerung draußen. Fraud machte sich an den Vorhängen zu schaffen, bewegte sie hin und her, so daß das Licht nur in regelmäßig-unregelmäßigen Intervallen ins Freie zu dringen vermochte. Es mußte so aussehen, als versuche jemand vergeblich, die Vorhänge zuzuziehen.
Anderson schaute eine Weile zu, ehe er unwillig meinte:
„Wozu der Unsinn? Bisher haben wir immer gearbeitet, ohne die Vorhänge zu schließen. Wahrscheinlich sind die Dinger eingerostet.“
Fraud grinste.
„Hast du schon einmal etwas vom Morsealphabet gehört?“
Er ließ sich nicht stören, sondern versuchte weiterhin, die störrischen und etwas dicken Vorhänge zu schließen.
Harrel bemerkte mit innerlichem Vergnügen, daß der Kommandant ein nicht besonders geistreiches Gesicht machte, Kattowitz dagegen zeigte einen lauernden Ausdruck, als er Frauds seltsame Versuche betrachtete.
Endlich war es dem Franzosen gelungen, die Vorhänge waren geschlossen. Er atmete auf und wandte sich an seine Freunde.
„Übermorgen fliehen wir, es ist alles vorbereitet. Ich habe soeben unseren Freunden im Schiff folgende Meldung durchgegeben: ,Übermorgen abend bereithalten!’ Wenn jemand am Teleskop saß, muß er begriffen haben, was ich wollte. Den Wachen wird es kaum aufgefallen sein. Ich …“
„Einen Augenblick, bitte“, unterbrach ihn Anderson, der sich wieder gefangen hatte. „Was heißt das: Flucht? Wie hast du dir das vorgestellt?“
„Julet!“ sagte Fraud und betrachtete seine Fingernägel.
„Julet? Was hat das Mädchen mit unserer Flucht zu tun? Will sie uns etwa helfen? Ich glaube kaum, daß sie ihr Volk verraten wird.“
„Welch hartes Wort, Per. Sie hat eben eingesehen, daß sie ohne mich nicht leben kann, sie liebt mich gewissermaßen. Ehrlich gesagt, ich mag die kleine Krabbe auch. Also nehmen wir sie mit.“
Harrel zog Zigaretten aus der Tasche – die letzte Packung.
„Und wie hast du dir die Sache vorgestellt?“ fragte er.
Fraud setzte sich auf eine herumstehende Kiste.
„Die Sache ist sehr einfach. Unsere Freunde wissen nun Bescheid und werden übermorgen auf der Hut sein. Julet hat einen fingierten Befehl besorgt, der die Wachen dahingehend instruiert, sich übermorgen abend – sie werden den Befehl erst unmittelbar vor seiner Ausführung erhalten – vom Schiff zurückzuziehen, da die Fremden getäuscht werden sollen. Zehn Minuten hiesiger Zeitrechnung nach sollen sie zurückkehren und die aussteigenden Männer der SIRUS verhaftet werden. Die Tochter Gerlachs selbst wird mit den vier Leuten, die jetzt im Labor beschäftigt sind, zum Raumschiff gehen und die darin befindliche Mannschaft auffordern, die Luke zu öffnen und von Bord zu kommen. Julet Gerlach ist vom Präsidenten und von Gerax bevollmächtigt, das Unternehmen zu leiten. Unterzeichnet ist der Befehl von Darex.“
Die drei Freunde starrten Fraud an, als sei er plötzlich verrückt geworden. Harrel lächelte immer noch, während Kattowitz seinen Unglauben nicht verhehlen konnte.
„Und das soll Darex unterschrieben haben? Fraud, das glaubst du doch selbst nicht. Eine Falle ist das, eine ganz gemeine Falle, und dein Liebchen Julet ist mit von der Partie!“
„Unsinn!“ widersprach Fraud. „Julet hat ja erst die gefälschte Unterschrift besorgt. Ohne sie würde uns die Flucht niemals gelingen. Sie wird übrigens mit uns kommen.“
„Mit uns kommen?“ hauchte Anderson, als befürchte er einen Schlaganfall. „Eine Frau auf unserer SIRIUS? Frauen auf Schiffen bedeuten Unglück!“
„Was kann Julet anderes bedeuten als Glück?“ lächelte der Franzose und betrachtete erneut seine Fingernägel.
„Für dich vielleicht“, knurrte Anderson anzüglich. „Und was wird aus uns?“
Harrel mischte sich ein, bevor die Situation verfänglich werden konnte:
„Wenn Fraud mit Hilfe von Julet die Flucht vorbereitet hat, so haben wir kein Recht, ihr den Mitflug abzuschlagen. Rein technisch bestehen keinerlei Bedenken.“
Anderson sah Harrel finster an, dann nickte er.
„Du hast recht – vielleicht war ich nur mißgünstig. Julet ist nämlich tatsächlich ein netter Käfer. Und ich sehe nicht ein, daß ausgerechnet Fraud, dieser Don Juan in Kleinformat – ach was, Hauptsache ist, wir kommen hier heraus. Also gut,
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