TS 03: Zurück aus der Ewigkeit
Gaston, du sollst sie haben. Notfalls traue ich euch, wenn es sein muß.“
„Ich fürchte es muß sein“, schlug Fraud verschämt die Augen nieder, was ihm einen Rippenstoß des Polen einbrachte.
„Und du meinst, die Wachen fallen darauf herein?“
„Was heißt hereinfallen?“ wunderte sich Fraud und grinste wieder. „Sie befolgen einen Befehl des Diktators. Was wollen sie denn sonst machen?“
„Das Ganze scheint mir zu einfach“, äußerte Kattowitz seine Bedenken. „Einfach aus der Halle herausspazieren, an den Wachen vorbei, das Schiff betreten und dann absausen. Nein, ich kann nicht glauben, daß man keine Sicherungsmaßnahmen ergriffen hat.“
„Warten wir ab“, beruhigte Harrel ibn und zwinkerte Fraud zu. „Verlassen wir uns auf Fraud und seine hübsche Freundin. Das Mädel macht einen guten und ehrlichen Eindruck, und ich habe schon lange das Gefühl, daß sie den Laden hier gründlichst leid ist. Junge Mädchen neigen nun einmal zur Romantik. Und was wäre romantischer, als mit einem Liebhaber per Raumschiff dem strengen Vater durchzugehen?“
Anderson lachte, und Kattowitz stimmte ein. Fraud schlug Harrel auf die Schulter und meinte vergnügt:
„Alter Junge, ich hätte dir nicht so viel Verständnis für die junge Generation zugetraut. Danke für den Beistand. So, und nun noch eins: wir werden morgen das heutige Lichtmanöver wiederholen, damit wir sicher sind, verstanden worden zu sein. Vielleicht erhalten wir sogar eine Antwort.“
Sie begaben sich in ihr gemeinsames Zimmer, schliefen und hatten zum Teil aufregende Träume. Den ganzen nächsten Tag arbeiteten sie schweigend und verbissen, so daß Gerlach sich heimlich wunderte und erfreut annahm, die vier Gefangenen hätten sich mit ihrem Schicksal abgefunden. Er mochte die Menschen von der Erde gut leiden, aber für ihn galt als oberstes Gesetz der Wille der Regierung.
Der Tag verging, langsamer als die anderen.
Nach dem Abendspaziergang wurde das Manöver mit dem Vorhang wiederholt. Dann standen sie eng beieinander am Fenster und schauten zum Schiff. Das Licht im Observatorium flammte auf, erlosch, flammte wieder auf – sechsmal. Dann blieb es dunkel.
Die Männer starrten sich an, dann lachten sie und fielen sich in die Arme.
Jeder kannte das Morsealphabet gut genug, um die beiden Buchstaben erkannt zu haben:
OK.
„Gott sei Dank!“ keuchte Fraud, als sich die erste Aufregung gelegt hatte. „Nun erst kann ich beruhigt schlafen. Sie wissen also Bescheid und werden morgen abend auf der Hut sein. Hoffentlich öffnen sie früh genug die Luke, damit wir nicht draußen stehen und frieren.“
„Laut Befehl Nummer vier darf die Luke nur dann geöffnet werden, wenn das vereinbarte Zeichen gegeben wird“, erinnerte ihn Anderson.
„Aber sie wissen doch, daß wir es sind?“ wehrte sich Kattowitz gegen den erneut aufsteigenden Pessimismus. „Da ist doch das Geheimzeichen nicht mehr notwendig.“
„O doch!“ belehrte ihn Anderson. „Es kann doch sein, daß man uns zu dieser Aktion zwingt, daß wir in Trance handeln – oder was weiß ich. Für diesen Fall gibt es die Sperre. Erst das Zeichen, dann wird die Luke geöffnet. Ich müßte Iwanow bestrafen, würde er uns ohne weiteres öffnen, wenn wir morgen kämen.“
„Und wie sollen wir ihm das Zeichen geben?“ fragte Fraud.
Anderson zeigte auf die Werkbank, auf der eine stabähnliche Batterielampe lag.
„Morgen, während wir auf die SIRIUS zugehen, werde ich das Zeichen damit geben. Die Wachen befinden sich dann in unserem Rücken und werden nichts wahrnehmen. Das ist die einzige Möglichkeit.“
Fraud atmete auf.
„Möchte bloß wissen, wozu du uns einen solchen Schreck einjagst, wenn du die Lösung bereits kennst. Also gut! Noch eine Nacht schlafen wir auf diesem verfluchten Planeten, dann nicht mehr. Morgen abend um diese Zeit sind wir entweder eine Million von Planet III entfernt – oder wir sind alle tot.“
*
Gerlach verabschiedete sich ein wenig früher als sonst.
„Ich habe eine wichtige Unterredung mit Darex“, verkündete er. „Per Bildschirm natürlich, denn es geschieht nur ganz selten, daß Darex seinen Wohnsitz verläßt. Er wünscht heute einen ausführlichen Bericht über unsere Arbeit, und ich denke, ich kann ihm da recht befriedigende Auskunft erteilen. Julet wird allein nachkommen.“ Er zögerte und sah Fraud nachdenklich an, ehe er weitersprach: „Sie hat mich gebeten, meine Einwilligung zu einer Verbindung mit Ihnen zu geben,
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