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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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Verbrechen. Sie wissen das genau. Die meiste Zeit muß ich mich deshalb mit den seelisch Anormalen beschäftigen. Ich bin inzwischen ein ziemlich guter Psychologe geworden.«
    »Wann wollen Sie mir nun endlich sagen, was eigentlich los ist?«
    Der Agent blickte Carl mit kalten Augen an.
    »Wenn Sie wollen – sofort«, sagte er. »Ihr Vater wurde gestern nachmittag ermordet. Warum haben Sie es getan?«

 
2. Kapitel
     
    Bradley Kempton tot, ermordet. Der Gedanke war schwer zu fassen. Sein Vater war so lebendig gewesen, so ehrgeizig, so voller Pläne. Und wenn er auch restauriert werden würde, schien es Carl unfaßbar, daß dieser so lebendige Mensch, zumindest für einige Zeit, nun ausgelöscht sein würde.
    So wie sein Vater gelebt hatte, so war er auch gestorben. Denn Bradley Kempton war kein Name, den man wie irgendeinen beliebigen Namen aussprach. Immer wurde er mit einem besonderen Unterton genannt – respektvoll, ja ehrfürchtig – oder auch mit Neid oder Haß. Aber nie mit Gleichgültigkeit. Sein Vater war kein Mann, der seinen Mitmenschen gleichgültig blieb, und wenn es nicht immer freundliche Gefühle waren, die ihm entgegengebracht wurden, so war das nur verständlich. Ein Mann vom Kaliber Bradley Kemptons konnte es einfach nicht jedem recht machen.
    Es war eine alte Geschichte, und Carl hatte sie schon unzählige Male gehört. Sein Vater war von Anfang an eine Ausnahme gewesen. Im Jahre 2205 hatte er als Raumingenieur promoviert, und Carls Mutter war zu ihren Lebzeiten nicht müde geworden zu erzählen, wie er an einem strahlenden Junitag sein Diplom entgegengenommen und den Leuten von der Regierung und der Privatindustrie den Rücken gekehrt hatte, die ihm ein paar sehr gute Jobs als Raketentechniker und was sonst noch antragen wollten. Statt dessen hatte er noch am selben Tag geheiratet, trotz des Kopfschütteins der Leute über diesen jungen Herrn Unbekannt, der die günstigsten Angebote in den Wind schlug, um sich, wie er sagte, auf eigene Füße zu stellen.
    Es gehörte inzwischen der Geschichte an, wie die Prismoid-Gesellschaft entstanden war. Prismoid – ein Name, bekannt von einem Ende der Welt zum andern, auf allen Schiffen und Stationen im Raum. Und ganz besonders dort, denn Bradley Kempton hatte die primitiven optischen Einrichtungen der ersten Raumschiffe in fehlerlose Instrumente umgeformt und so ein völlig neues Feld der Raumoptik geschaffen, angefangen von den einfachsten Periskopen bis zu den kompliziertesten elektronischen Bildschirmen und Suchern.
    Der Name Bradley Kempton wurde ein Name, den man respektierte, bewunderte und haßte, so wie es das Schicksal eines jeden großen Mannes ist.
    Und schließlich wurde es ein Name auf den Listen der Restaurierungsbehörde.
    Und jetzt war dieser Mann tot, ermordet. Es schien so sinnlos.
    Und jetzt sagte da irgendeine Stimme: »Wer sonst könnte durch den Tod Ihres Vaters einen Vorteil haben?«
    »Warum soll gerade ich davon einen Vorteil haben? Wer könnte denn überhaupt davon profitieren? Mein Vater wird restauriert werden!«
    Severn lächelte. »Ja. Aber was geschieht in der Zwischenzeit? Der Zeit zwischen Tod und Restaurierung? Genug Zeit, um ein paar Dinger zu drehen.« In seiner Stimme schwang ein seltsamer, undefinierbarer Unterton mit.
    »Sie glauben also, daß ausgerechnet ich es getan habe. Warum gerade ich?«
    »Haben Sie es denn getan?«
    »Natürlich nicht. Ich bin ein Stabi.«
    »Ist das nur eine Annahme?«
    »Ich war ein Stabi beim letzten medizinischen Test.«
    Severns Stimme klang mitleidig.
    »Wie viele Jahre ist das her? Ich will es Ihnen sagen. Ungefähr sechs oder sieben, wenn nicht sogar acht. Und was kann in einer so langen Zeit alles mit Ihrer Stabilität passieren?« Er schnippte verächtlich mit den Fingern. »Alles kann passieren.«
    »Na gut! Vergessen Sie, was ich gesagt habe. Ich habe es trotzdem nicht getan.«
    »Wenn Sie wollen, können wir Sie ja immer noch testen lassen.« Der Detektiv seufzte. »Es ist dumm, daß uns Ihr Vater keinen Anhaltspunkt geben kann, wenn er zurückkommt. Was werden Sie mit Prismoid anfangen, bis er wieder da ist?«
    Carl blickte erstaunt hoch.
    »Was ich damit anfangen werde? Ich verstehe Sie nicht?«
    »So, wirklich nicht?« Das Lächeln war wieder da. »Emil Crabtree sagte mir, daß in der Zwischenzeit Sie der Boß sind. Anordnung Ihres Vaters!«
    Emil Crabtree war Vorsitzender des Aufsichtsrats. Carl kannte ihn gut. Kein Mensch jedoch hatte ihm etwas über einen derartigen

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