TS 10: Das vertauschte Ich
standen in ihren Augen. Sie drehte sich ein wenig beschämt zur Seite.
John Hardesty trat nahe an sein Bett heran.
»Du kannst dich nicht daran erinnern, Carl«, sagte er, »aber wir beide wurden vorige Woche von John Hardesty erschossen.«
Carl blickte den Mann, der da so ruhig und aufrecht vor ihm stand, fest an. Er sah, daß die Augen wieder die alten, ihm wohlbekannten waren und wußte jetzt, daß dieser Mann sein wirklicher Vater sein mußte.
»Wie konnte …?« begann Carl verblüfft, dann aber, als ihm zum Bewußtsein kam, daß sein Vater restauriert worden war und Hardesty nicht mehr existierte, verschlug es ihm die Sprache.
»Die Ereignisse überstürzten sich, Liebling,« sagte Marilla.
Jim Severn schaltete sich ein. »Lassen Sie mich ein wenig helfen, Carl. Das letzte, an das Sie sich erinnern können, dürften die Vorbereitungen zu Ihrer Aufnahme sein, nicht wahr? Sie wurde im Keller der Heil- und Pflegeanstalt Grand View von Santrone und Norton durchgeführt. Als Sie jetzt eben erwachten, glaubten Sie, der Aufnahmeprozess sei gerade beendet worden. Habe ich recht?«
»Ja, aber …«
Der Kriminalbeamte unterbrach ihn. »Warten Sie und lassen Sie mich erklären. Man machte eine Aufnahme von Ihnen, weil Dr. Norovak – er leitete Grand View, wohin man Sie gebracht hatte – und Dr. Greeley Ihren Körper benutzen wollten, um den Bewußtseinsinhalt einer anderen Person darin unterzubringen. Die von Ihnen angefertigte Gehirnaufnahme sollte nach dem Austausch verschwinden. Zum Glück kam es nicht mehr dazu!«
»Sie meinen – ich wurde restauriert«, sagte Carl ungläubig.
»Genau das.« Severn beugte sich über das Bett. »Ich habe eine außerplanmäßige Restaurierung für Sie durchgesetzt.«
»Und mein Vater?«
»Er wurde dieses Mal ordnungsgemäß restauriert.«
»Du warst ein Held«, stellte Marilla bewundernd fest. »Deshalb wurdest du auch restauriert.«
»Ich – ein Held? Das verstehe ich nicht.«
»Lassen Sie mich weiter berichten«, sagte Severn. »Sie wurden also für den Austausch nach Grand View geschleppt, da Sie Ihrem Pseudovater Schwierigkeiten machten und das Programm gefährdeten.«
»Programm?«
»Sie wissen natürlich nichts von dem Plan des Asiatischen Blocks. Ihr Vater kann Ihnen später die Sache erklären. Lassen Sie mich erst weiter berichten, was unmittelbar nach Ihrer Aufnahme bis zum jetzigen Zeitpunkt geschah.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach den Redner. Lester Fanshut steckte den Kopf herein, »Die Journalisten!« sagte er. »Sie werden schon ganz unruhig und wollen sich nicht mehr zurückhalten lassen.«
»Sagen Sie ihnen, daß Carl Kempton soeben erwacht ist«, sagte Severn. »Das gibt ihnen wieder neuen Stoff für ihre Berichte.«
Die Tür schloß sich.
»Nun weiter. Hardesty, der inzwischen den Körper Ihres Vaters besaß, leistete als Chef der Prismoid-Werke schlechte Arbeit. Er hatte Greeley und Norovak genarrt, indem er vorgab, eine Menge über die Geschäftsführung im Prismoid-Werk zu wissen. Aus diesem Grunde bereitete man seine Restaurierung vor, als es feststand, daß sein Herz nicht mehr lange standhalten würde. Sie halfen ihm, den Plan für die Ermordung Ihres Vaters in genauesten Einzelheiten auszuarbeiten. Howie Burns führte, wie Sie ja wissen, die Tat aus. Als Hardesty jedoch erfolgreich den Körper Ihres Vaters übernommen hatte, mußte man feststellen, daß er nur halb so viel von dem wußte, was er wissen sollte.
Da die ganze Verschwörung gegen die Föderation und der gewünschte Erfolg von der Arbeit im Prismoid-Werk abhingen, erwies es sich als unbedingt nötig, die Persönlichkeit Ihres Vaters zu restaurieren. So wurde der Bewußtseinsinhalt Ihres Vaters in den Körper eines Psychopathen, eines gewissen Virgil Lemmen, verpflanzt. Man tat dies in weiser Voraussicht, um sich bei einer eventuellen Flucht Ihres Vaters polizeiliche Unterstützung für seine Wiederergreifung zu sichern.«
»Mußtest du für sie arbeiten?« fragte Carl seinen Vater.
»Mr. Severn berichtete mir, daß ich nur ein paar Probleme für sie ausarbeitete, aber nicht vollständig löste«, antwortete Bradley. »Ich erinnere mich an noch viel weniger als du. Mein Erinnerungsvermögen geht nur bis zum Oktober vorigen Jahres, dem Datum meiner letzten Gehirnaufnahme. Du kannst dir denken, welch eine Überraschung all das für mich war, als ich aufwachte.«
»Jedenfalls haben Sie nicht Ihre Fassung verloren!« bemerkte Severn anerkennend. »Nach den bisherigen
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