Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
er sicher noch zu finden sein. Dieser erste Brief hätte Angaben über den Mörder eines ihrer Agenten enthalten, die ihnen möglicherweise immer noch dienlich sein könnten.
    Wenigstens in einem Punkt ließ Paul Vorsicht walten. Er unterzeichnete den Brief nicht mit seinem Namen und gab auch nicht seine Adresse an. Wie beim ersten Male schrieb er Bixby – zwölf. Das Briefpapier stammte von der Heilsarmee und trug keine Ortsangabe; er hatte sich einen kleinen Vorrat davon mit nach Hause genommen. Den Brief warf er am Wochenende in Preoria ein, wohin ihn ein paar Freunde mitgenommen hatten. Wiederum war der Brief mit Fingerabdrücken übersät.
    In Washington platzte daraufhin einem FBI-Beamten beinahe der Kragen.
    Der erste Brief, der ihn vor sieben Jahren auf dem Dienstweg erreicht hatte, hatte ihm bereits genug Ärger und Kopfschmerzen bereitet. Handschrift und Fingerabdrücke hatten sehr bald ergeben, daß der Brief nur von einem Kind geschrieben sein konnte. Die Informationen, die er enthielt, hatten andere FBI-Agenten zu dem Zimmer im zweiten Stock und schließlich zu den beiden Gangstern geführt. Trotz aller Anstrengungen führte das FBI jedoch nichts zu dem Kind, das den Finger auf die beiden Mörder gerichtet und das Code-Wort des Ermordeten gekannt hatte. Millionen Menschen hatten die Ausstellung besucht; Zehntausende hatten sich an dem Stand der Eisenbahngesellschaft mit Briefpapier bedient. Wer erinnerte sich da noch an ein Kind, eines von tausend, das nach einem Briefbogen und einem Umschlag gefragt hatte?
    Der Eingang des zweiten Briefes, sieben Jahre später, erregte kein geringeres Aufsehen. Er lieferte nur einen weiteren Anhaltspunkt: der Knabe – jetzt ein junger Mann – lebte anscheinend in oder in der Nähe von Preoria im Staate Illinois. Ein verärgerter FBI-Agent namens Palmer flog nach Preoria, um selbst die Ermittlungen zu leiten.
    Paul Breen wurde nicht vor dem Frühjahr 1945 zum Wehrdienst eingezogen, nachdem er fünf Jahre lang mit gemischten Gefühlen auf diesen Augenblick gewartet hatte. Mit zahllosen anderen hatte er sich an einem kalten, windigen Oktobertag des Jahres 1940 registrieren lassen. Steif und verlegen hatte er vor seiner ehemaligen Lehrerin gesessen und seine Personalangaben gemacht. In den folgenden fünf Jahren war sein Tauglichkeitsgrad mehrmals geändert worden, bis er schließlich als voll diensttauglich festgelegt wurde. Im Frühjahr 1945 fand anscheinend jemand seine Personalakte und stellte zum erstenmal fest, daß er noch keinen Wehrdienst geleistet hatte.
    Er war jetzt vierundzwanzig Jahre alt und ein wenig über das Rekrutenalter hinaus. Er wurde dem Heer zugeteilt. Und routinemäßig wurden ihm die Fingerabdrücke abgenommen.
    Gerade darauf hatte Ray Palmer ungeduldig gewartet.

 
4. Kapitel
     
    „He – Breen!“
    Paul lag auf dem Rücken, hatte die Hände unter dem Kopf verschränkt und starrte zur Barackendecke hinauf. Gemächlich wandte er den Kopf und sah über die Reihe der Feldbetten hinweg zur Tür. Dort stand der Hauptsergeant und atmete schwer, so als ob er für seinen umfangreichen Bauch ein wenig zu schnell gelaufen wäre.
    „Hier“, rief Paul. „Was gibt’s?“
    „Los, rollen Sie sich aus der Falle, und kommen Sie mit!“
    „Heute ist Sonntag“, protestierte Paul.
    „Es interessiert mich einen Dreck, was heute für ein Tag ist. Los, ‘raus!“
    Paul setzte sich auf und begann dann, sich die Schuhe anzuziehen. Der Spieß schien es mächtig eilig zu haben und kam auf Befehl des Captains. Paul biß sich auf die Unterlippe und hatte plötzlich das Gefühl, daß irgend etwas Unangenehmes im Anzug war. Er band sich die Krawatte um. Der Sergeant hatte sich gegen den Türrahmen gelehnt und wartete ungeduldig.
    Sie traten auf die Lagerstraße hinaus.
    „Was ist los?“ fragte Breen.
    Der Sergeant sah ihn merkwürdig an. „Wissen Sie das nicht?“
    Paul schüttelte den Kopf. „Ich kann mich nicht entsinnen, irgendwas angestellt zu haben.“ Ihm wurde klar, daß der Sergeant ebensowenig wußte, warum er zum Rapport geholt wurde, wie er selbst.
    „Ganz unter uns, Breen. Der Alte hat Sie schon seit langem im Auge. Vielleicht haben Sie doch was ausgefressen.“
    Paul hatte bis zum Frühjahr 1945 genug über sich selbst gelernt, um den Mund zu halten und nichts von seinen Fähigkeiten durchblicken zu lassen. Er wußte aus den Büchern von Rhine und Roy und durch die Beobachtung derer, die um ihm herum waren, daß Talente wie das seinige anderen

Weitere Kostenlose Bücher