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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Menschen nicht gegeben waren und nur in den Köpfen der Experimentatoren in den parapsychologischenLaboratorien herumspukten. Nach seiner Einberufung hatte er bald gemerkt, daß er in den Intelligenz- und Eignungsprüfungen haushoch über dem Durchschnitt lag – nicht weil er besonders intelligent war, sondern weil er unbewußt die Gedanken derer auffing, die die Fragen stellten und die ihm gleichzeitig auch die Antworten lieferten. Er sah, daß sich seine Vorgesetzten bei der Durchsicht der Prüfungsarbeiten flüsternd unterhielten, und schaltete bei den folgenden Aufgaben absichtlich Fehler ein. Er wollte vermeiden, daß sie auf ihn aufmerksam wurden.
    Auch im Ausbildungslager bemühte er sich, nicht aufzufallen. Trotz seiner Vorsicht hatte ihn aber einer der Ausbilder eines Tages beiseite genommen.
    „Schon früher mal Soldat gewesen, Bürschchen?“
    Paul sagte ihm, daß das nicht der Fall wäre, und merkte, daß ihm der Mann nicht recht glaubte. In Zukunft verdoppelte er seine Vorsicht, aber es war schwierig, nicht das zu tun, was der Sergeant dachte, daß man es tun sollte. Am Anfang war es ihm einigermaßen schwergefallen, den unausgesprochenen Gedanken von dem gesprochenen Wort zu unterscheiden. Durch sorgfältige Beobachtungen und Vergleiche hatte er später gelernt, den feinen Unterschied zwischen Gedanken und Wort zu erkennen. Der Gedanke ging dem Wort stets voraus, mit ganz unterschiedlichem Zeitabstand. Es war geradeso, als ob man für ihn speziell die Dinge zweimal sagte; er durfte nur nicht vergessen, beim erstenmal nicht darauf zu reagieren, immer auf das zweite, langsamere Kommando zu warten.
    Der Sergeant stieß die Tür zur Schreibstube auf und trat ein. Paul folgte ihm. Der Raum war leer. Paul wartete, während der Sergeant an die innere Tür klopfte. Er hörte das Doppelkommando von Gedanke und Wort.
    „Herein – herein.“
    Der Sergeant öffnete die Tür. „Schütze Breen, Sir.“ Er trat zur Seite, ließ Paul eintreten und schloß die Tür.
    Als ersten schaute Paul seinen Kompaniechef, Captain Evans, an und erfuhr dadurch so gut wie nichts. Der Mann war selbst neugierig, was das Ganze bedeuten sollte, wartete gespannt auf das Verhör und wußte bisher nur sehr wenig. Immerhin, er wartete auf ein Verhör!
    Paul ließ den Blick zu den beiden Männern in Zivil hinübergleiten, die neben Captain Evans’ Schreibtisch saßen, und erhielt in den folgenden Sekunden einen doppelten Schock – den stärksten seines bisherigen Lebens. Die beiden Männer sahen ihn ruhig an.
    Ray Palmer vom FBI und Peter Conklin vom CIC.
    Captain Evans beugte sich vor und deutete auf einen Stuhl. „Setzen Sie sich, Breen. Diese beiden Herren möchten mit Ihnen sprechen.“
    „Jawohl, Sir.“
    Paul setzte sich und versuchte, seine zunehmende Nervosität niederzukämpfen. Steif saß er auf seinem Stuhl und wartete; wußte, was kommen würde; wußte, daß zwei Briefe und elf Jahre ihn schließlich doch eingeholt hatten. Und er erkannte auch, was ihn verraten hatte. Die Fingerabdrücke auf den Briefen und die Abdrücke, die man ihm im Sammellager abgenommen hatte. Und noch eines wurde er gewahr: die beiden Männer wußten nichts von ihm, wußten nicht, was er war. Sie konnten sich nicht erklären, wie er es gemacht hatte.
    Palmer sprach als erster – langsam, beinahe träge, so daß man ihn für einen ruhigen, freundlichen Mann halten konnte, der es durchaus nicht eilig hatte. Nur die Beweglichkeit seines Geistes verriet die Tarnung.
    „Breen, wir haben uns für Sie interessiert.“
    „Jawohl, Sir.“
    „Für Ihre Leistungen bei den Prüfungsarbeiten. Sehr bemerkenswerte Leistungen, meinen Sie nicht auch?“
    „In welcher Hinsicht, Sir?“
    „Nun ja, vor allem einmal die Intelligenz- und Eignungsprüfungen.“ Palmer sprach sehr ruhig und ganz ohne Eile. „Sie sollten stolz sein, wie gut Sie abgeschnitten haben.“
    „Jawohl, Sir.“
    „Oder sind Sie das nicht?“
    „Ich glaube nicht, daß ich so besonders gut abgeschnitten habe, Sir.“
    „Sie hätten es aber können“, sagte Palmer gedehnt. Paul gab darauf keine Antwort.
    „Sie hätten noch viel besser abschneiden können, meinen Sie nicht auch?“ Er wartete auf ein zustimmendes Zeichen von Paul. „Schade, daß Sie am Schluß derart abgefallen sind.“
    „Ich wußte kaum etwas über die Herstellung von Zeitungen, Sir. Umbruch, Matern, Linotype und dergleichen.“
    „Sonst haben Sie aber eine ganze Menge gewußt.“
    „Ich habe sehr viel gelesen, Sir.

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