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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wer zahlt für alle Ihre Reisen? Das Observatorium?“
    „Großer Ahnherr! Das Observatorium?“ Maclaren warf den Kopf in den Nacken und lachte mit der Unbekümmertheit eines Mannes, für den das Wort Vorsicht nicht existierte.
    „Mein lieber Kollege“, sagte er. „Ich zahle nicht nur für meine eigene Fahrkarte, man erwartet darüber hinaus von mir, daß ich das Institut ziemlich großzügig unterstütze. Zumindest“, schränkte er ein, „erwartet man es von meinem Vater. Woher sonst sollen die Gelder für die reine Forschung kommen? Steuern? Die untere Bürgerklasse hat selber nichts, und aus den oberen läßt sich nichts mehr herausquetschen. Und die Technikerklasse dient, zahlt aber dafür nicht. Theoretisch jedenfalls. In der Praxis natürlich tun viele weder das eine noch das andere. Also leben die abstrakten Wissenschaften von der Gunst ihrer Mäzene. Den Mächten sei Dank für den menschlichen Snob-Instinkt. Er erhält sowohl Wissenschaft wie Kunst am Leben.“
    Ryerson schien etwas beunruhigt. Er blickte sich um, als befürchtete er, jeden Augenblick verhaftet zu werden. Schließlich ließ er sich vorsichtig auf einer Stuhlkante nieder und erwiderte fast flüsternd: „Ja, Sir, ich weiß natürlich Bescheid. Ich war nur nicht so … so vertraut mit den Einzelheiten der … Finanzierung.“
    „Eh? Aber wieso denn nicht? Konnte Ihnen das entgehen? Sie sind doch Wissenschaftler, oder?“
    Ryerson starrte aus dem Fenster hinunter zur Erde. „Ich wollte ursprünglich eigentlich Raumfahrer werden“, erklärte er errötend, „aber in den letzten Jahren habe ich mich dann mehr und mehr für Gravitik interessiert. Ich mußte eine Menge nachholen … nun ja … außerdem hatte ich vor zu emigrieren. Deshalb habe ich mich damit nur oberflächlich beschäftigt. Die Kolonien brauchen Fachleute. Die Möglichkeiten …“
    Pionier zu sein, bietet die unbegrenzte Möglichkeit, der größte Frosch zu werden, vorausgesetzt der Tümpel ist klein genug, dachte Maclaren. Laut erkundigte er sich höflich: „Wohin?“
    „Rama. Dritter Planet von Washington 5584.“
    „Hm. Oh, ja, ich erinnere mich. Der GO-Zwerg. Wie weit weg ist er?“
    „Siebenundneunzig Lichtjahre. Rama hat gerade den Fünfjahrestest hinter sich.“ Ryerson beugte sich näher. Seine Schüchternheit verlor sich etwas unter seiner Begeisterung. „Tatsächlich ist Rama der erdähnlichste Planet, den man bis jetzt gefunden hat. Seine Biochemie ist der der Erde so verwandt, daß man sogar einen Teil der dort heimischen Pflanzen essen kann. Rama hat Klimazonen, Ozeane, Wälder, Berge, einen einzelnen großen Mond …“
    „Und dreißig Jahre der Isolierung“, sagte Maclaren. „Die einzige Verbindung zum Universum eine Stimme.“
    Ryerson errötete von neuem. „Ist das so wichtig“, erwiderte er ein wenig herausfordernd. „Wäre das wirklich ein so großer Verlust?“
    „Möglicherweise nicht“, sagte Maclaren. Doch wenn du dein Leben verlierst? Denk an die Schattenseuche auf Kashmir. Oder deine Kinder … der Mutationsvirus auf Gondwana. Fünf Jahre sind eine zu kurze Zeit, um einen Planeten gründlich kennenlernen zu können.
    Die dreißigjährige Quarantäne ist ein willkürlich festgesetztes Minimum. Und dann natürlich die offensichtlicheren Gefahren, die sich als genauso tödlich erweisen können, ohne dabei gleich die menschliche Rasse als solche zu bedrohen. Stürme, Erdbeben, Vulkane, Meteoriten, Giftstoffe im Boden und in der Atmosphäre, die erst nach und nach durch Summierung wirken. Halbintelligente Eingeborene, deren Vorhandensein man vorher nicht vermutet hat. Kein Wunder, daß die Kolonien, die das alles überleben, eine eigenständige Kultur entwickeln. Kein Wunder, daß sie über kurz oder lang die Erde als Parasit betrachten. Natürlich, bei einer Bevölkerung von zehn Milliarden und dem Wegfall eines Großteils der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche infolge radioaktiver Vergiftung hat die Erde keine große Wahl.
    Wissen möchte ich nur, aus welchen Gründen jemand überhaupt erst emigriert. Die Lektionen, die uns die fremden Welten erteilt haben, sind hart genug. Warum weigern sich anderweits vernünftige Leute wie dieser Junge hier, daraus zu lernen.
    „Hm, na ja“, sagte er laut und winkte dem Kellner. „Füllen Sie mal nach, mein Junge.“
    Ryerson schaute ehrfürchtig zu, wie der andere die Rechnung nachlässig abzeichnete. Er konnte es nicht unterdrücken. „Fliegen Sie immer erster Klasse zum Mond?“
    Maclaren

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