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TS 30: Die Söhne der Erde

TS 30: Die Söhne der Erde

Titel: TS 30: Die Söhne der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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regnete schon wieder, aber auf Krasna regt das niemand weiter auf. Die Krasnier tragen leichte, wasserabstoßende Kleidung und freuen sich eher, wenn es regnet, verschafft ihnen das doch einen Augenblick der Erleichterung von der feuchtigkeitsgeschwängerten heißen Luft dieses Planeten. Dann wird auch die Wolkendecke dünner, und das Land glitzert hell unter der Nässe. Manchmal sogar reißen die obersten Schichten auf, und Tau Ceti schickt einen blendenden rötlichen Strahl durch rauchblaue Wolkenmassen und silbrige Regenfäden.
    Chang Sverdlov ritt in Dynamogorsk ein. Hinter sich, quer über dem Sattel, hatte er ein Horntier liegen, das er nach gefährlicher Jagd über die Watten und die kahlen Höhen der Zar-Nikolaus-IV Berge hinauf erlegt hatte. Er brauchte Beweise, daß er nur jagen gegangen war. Mukerji, der Nachrichtenoffizier der Protektoratsgarnison, zeigte Anzeichen von Mißtrauen.
    Zwei Soldaten kamen ihm auf dem überhöhten Bürgersteig entgegen. Der Regen trommelte auf ihre Helme und spritzte in kleinen Tropfen von den Läufen der umgehängten Gewehre. Erdsoldaten gingen auf einer Straße wie Trumpet Road immer nur zu zweien und bewaffnet. Es konnte leicht passieren, daß ein krasnischer Sumpfbauer, Fischer, Bergmann, Holzfäller, Fallensteller …, daß einer dieser Männer, die hier in den Armen eines Mädchens die Einsamkeit langer Wochen zu vergessen suchten, und sich mit Wodka oder Reiswein vollaufen ließen, seine Waffe zog, wenn er einen Blauen sah. Sverdlov begnügte sich damit, den beiden vor die Füße zu spucken, die sich mit seinem Kopf ungefähr in gleicher Höhe befanden. In dem Lärm und Gedränge und dem Regen, merkten die beiden es gar nicht. Sverdlov lenkte seinen Saurier mehr in die Mitte des Schlauchs, der sich Trompetenstraße nannte. Das aufgeregte Gewühl um ihn ließ ihn seinen Ärger etwas vergessen. Ich werde mich zurückmelden, und dann der Gildenbank einen Vorschuß abschwatzen, dachte er, und mich dann für meine sechs Wochen Buschklepperleben auf eine Weise schadlos halten, an die sich die Mädchen noch lange erinnern werden.
    An der Straße der Tiger bog er ab und hielt vor einem Wirtshaus. Nachdem er seine Echse angebunden und dem Wächter eine Münze zugeworfen hatte, betrat er den Schankraum, der, wie üblich, voller Männer und Lärm war. Er schob sich zur Theke durch. Der Wirt erkannte ihn wieder. Sverdlov war ein sehr großer, kompakter junger Bursche, mit kurzgeschorenem Haar, einem pockennarbigen Gesicht und breiter Nase. Der Wirt schenkte ein Glas Kvass ein, gab einen Schuß Wodka dazu und schob es ihm hin. Er nickte gegen die Decke. „Ich werde ihr sagen, daß Sie da sind“, sagte er und verschwand.
    Sverdlov lehnte sich gegen die Theke und schaute sich um. Ich wünschte, es wäre wirklich ein Mädchen, dachte er dabei. Ist dieses ganze Theater mit Geheimzeichen, geheimen Parolen und Zellenorganisationen wirklich nötig? Er betrachtete das Durcheinander schwitzender Männer im Raum. Das waren seine Krasnier. Es schien kaum möglich, daß einer dieser Männer im Sold des Protektors stand, und doch …
    Der Wirt kam zurück. „Sie ist oben und wartet auf Sie“, sagte er. Ein paar Männer in Hörweite kommentierten mit ein paar unflätigen Bemerkungen. Sverdlov trank sein Glas aus, zündete sich eine der billigen Zigarren an, die er zu rauchen pflegte, und drängte sich zur Treppe durch.
    Im dritten Stock klopfte er an eine Tür am Ende des Korridors. Eine Stimme forderte zum Eintreten auf.
    Er schloß die Tür und nickte den beiden Männern zu, die sich im Zimmer befanden. Li-Tsung war ihm bekannt. Den hageren, arabisch aussehenden Burschen sah er zum ersten Male, aber weder er noch der andere äußerten den Wunsch, vorgestellt zu werden.
    Li-Tsung hob eine Augenbraue. Sverdlov sagte: „Die Sache läuft. Es hat ein paar Scherereien gegeben – die Luftsporen spielten verrückt mit der elektrischen Isolierung. Aber ich denke, ich habe eine Lösung gefunden. Die Sumpfler versorgen unsere Jungens ausreichend mit Lebensmitteln, und ich konnte keine Anzeichen entdecken, daß von ihrer Anwesenheit etwas durchgesickert wäre. Jedenfalls vorläufig noch nicht.“
    Der Dürre sagte: „Sprechen Sie von der Handgranatenfabrik?“
    „Nein“, antwortete Li-Tsung. „Dieser Mann hat sich um wichtigere Dinge gekümmert als die Herstellung von Handwaffen. Dort draußen bereiten wir die Produktion von interplanetarischen Raketengeschossen vor.“
    „Wie? Wozu? Wenn die

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